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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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Abendessen hin: Kartoffelpüree mit Rosenkohl und Spare-Ribs zum Abknabbern. Ich hätte mal sehen sollen, sagte sie, wie das beim Schlachter im Schaufenster geschrieben gestanden habe, nämlich » SPEER - RIPP ’S«. Mit Doppel-E und Doppel-P und Apostroph. »In gewisser Weise lebt man hier ja wirklich unter Botokuden …«
    Heike hatte auch nach Meppen kommen wollen, war dann aber doch verhindert, weil sie ihren Palazzo renovieren mußte. Spachteln, Tapezieren, Streichen, Abbeizen, Lackieren und solcher Kram. Ich würde sie dann halt die Woche drauf in Bielefeld besuchen, an einem langen Wochenende mit Ausgang bis Montagnacht.
    Als Tante Dagmar anrief und vernahm, daß ich in Meppen sei, beorderte sie mich an den Hörer und steckte mir, daß Fritz Levy in den jeverschen Stadtrat gewählt worden sei. Da mir der Name nichts sagte, gab sie mir nähere Aufschlüsse: Fritz Levy sei nach dem Krieg als einziger überlebender Jude nach Jever zurückgekehrt und habe sich mit so ziemlich allen angelegt und sich oft auch wunderlich benommen, wie so’n Bürgerschreck, und dieser Mann sei eben jetzt, mit achtzig Jahren, in den Stadtrat eingezogen. Oma sei davon nicht gerade enthusiasmiert und auch so mancher andere Jeveraner nicht. Jedenfalls habe diese Sache überregionale Wirkung; selbst in der Hannoverschen Allgemeinen sei ein Artikel darüber erschienen. »Frag mal Gustav, bei Gelegenheit, der kennt Fritz Levy gut …«
    Renate hatte eine Kassette mit Babygelalle geschickt: »Lisa erzählt!« Für zwei Minuten oder drei war das ganz vergnüglich; dann hatte man’s aber auch über. Wie hielten Eltern das bloß aus?
    Um zehn fing »Frenzy« an. Ich hatte mich wie wild darauf gefreut, doch was geschah? Ich pennte ein. Bei einem Hitchcock-Film! Das mußte man sich mal vorstellen. Die letzte Szene, an die ich mich erinnern konnte, war eine Parallelmontage: durchgebrochene Nudeln und gebrochene Knochen.
    Am Sonntag schnitt Mama mir vorm Flurspiegel die Haare kurz, und Volker rasierte mir mit seinem Braun Sixtant den Nacken aus. Dabei kriegte ich einen Bundeswehrwitz erzählt: Wie macht ein Wildschwein, das man in den Bauch tritt? »Uffz.« Und ein Wildschwein, das man in den Arsch tritt? »Stuffz.«
    Auf der aberwitzig langen Zugfahrt fuchste mich am meisten der Gedanke an die verschwendete Zeit und am zweitmeisten der an das Wiedersehen mit dem fetten Friedrich, dem damischen Krottke, dem labernden Selcke und den übrigen Flachpfeifen.
    In der Stube hielt der große Zampano Dehnert einen Vortrag über seine erotischen Erlebnisse der vergangenen Nacht: Aus einem Flirt mit einer Nachbarsfrau, die übrigens verheiratet und Mutter zweier Kinder sei, habe sich bei einem Kegelabend plötzlich was in Richtung Ficken entwickelt, und sie hätten’s dann in einem Hinterzimmer auf ’nem Billardtisch getan. Die Frau, die sei ’ne rattenscharfe Braut, müsse er ja sagen, die sei rangegangen wie ’ne Löwin, und für ihn selber habe sich dadurch zum ersten Mal die Möglichkeit ergeben, mit einer zweifachen Mutter zu schlafen und herauszufinden, daß sich das da unten viel geiler anfühle, wenn eine Frau schon Kinder geboren habe …
    Selcke, Meinert, Westerkamp und wie sie alle hießen: Atemlos und hingegossen hingen sie an Dehnerts Lippen und nahmen jedes seiner Worte für bare Münze. Und mit solchen Dummchen wollte die Nato den Dritten Weltkrieg gewinnen?
    Gab es sonst noch was zu sagen?
    »Ab in die Falle, Kalle.«
    »Träumt was Schönes!«
    »Ja, aber nich’ von dir!«
    »Radunsky! Hände über die Bettdecke!«
    »Du mich auch.«
    »Wer hat hier einen ziehengelassen, ey?«
    »Immer der, der fragt!«
    »Haltet dommas Maul, ihr Wichser …«
    Und dann setzte das multiple Schnarchgeröchel wieder ein.
    Irgendein Offizier, den ich nicht kannte, kriegte einen Tobsuchtsanfall, weil ich auf dem Weg von der Kantine zum Revier die Hände in den Hosentaschen hatte. Das war striktestens verboten, auch bei Kälte.
    Für die Formalausbildung war fortan der Obergefreite Meier zuständig, ein relativ umgänglicher Mensch, dem wir morgens auf dem Flur in Reih und Glied entgegenschmettern mußten: »Guten Morgen, Herr Obergefreiter!«
    Um den anderen Gruppen draußen nicht ins Gehege zu kommen, bauten wir uns auf dem Plattenweg vor der Mannschaftsbaracke auf.
    Der Obergefreite Meier trat einen Schritt zurück auf den Rasen und brüllte: »Stillgestanden!«
    Das hatte nicht ganz die erwünschte Wirkung, denn statt stillzustehen verließ der lange

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