Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
Vom Netzwerk:
Krottke seinen Platz, ging auf den Rasen, zog ein Schild raus, das da steckte, legte es flach hin, bezog wieder seinen Posten und nahm erst dann eine stramme Haltung an.
    Der Obergefreite Meier hatte diesen Vorgang stumm und fassungslos mit angesehen und mußte sich scheint’s erst sammeln, bevor er eine Erklärung dafür verlangte.
    Krottke: »Auf dem Schild steht, daß man den Rasen nicht betreten darf, und ich hab mir gedacht, wenn Sie jetzt einer auf dem Rasen stehen sieht, daß Sie dann Ärger kriegen, und da hab ich das Schild eben so hingelegt, daß man’s nicht mehr lesen kann …«
    Meier: »Wenn ich will, daß Sie hier Schilder aus dem Rasen ziehen, dann sag ich Ihnen schon Bescheid! Sie haben hier nur meine Befehle auszuführen und sonst gar nichts! Merken Sie sich das!«
    Krottke: »Jawohl, Herr Obergefreiter! Aber wenn jetzt einer gekommen wäre, und der hätte Sie gesehen –«
    Meier: »Ruhe! Wenn hier einer redet, dann bin ich das! Und sonst keiner! Stillgestanden!«
    Mit dem langen Krottke hatten wir tatsächlich einen lupenreinen Kompanietrottel im Kader.
    Rein schlimm wurde es beim Marschieren im größeren Verbund, weil sich da alle gegenseitig auf die Hacken traten, so daß man ins Stolpern geriet. Den Blick sollte man starr auf den Nacken des Vordermanns heften, aber wenn der dauernd umfiel?
    Georg Krauses Gruppe hatte einen Ausbilder von anderem Kaliber. Den hätten sie gefragt, erzählte Georg mir, wem sie helfen sollten, wenn sie gleichzeitig einen verletzten Deutschen und einen verletzten Russen fänden. Antwort: »Dem Deutschen.« Und wenn der Russe schwerer verletzt sei? »Dem Deutschen.« Und der Russe? »Dem können Sie ebenfalls helfen.« Und dabei habe dieser Ausbilder, der Obergefreite Kohlhöfel, eine Erschießung angedeutet, zur Erheiterung der Soldateska.
    Hätte man den nicht anzeigen müssen?
    »Bringt nix«, sagte Georg. »Außer Unannehmlichkeiten.«
    Anständige Tageszeitungen gab es im Kasernenkiosk keine, aber immerhin den Spiegel , und es stand was drin über Fritz Levy:
    Der gelernte Schlachter, der nach dem Krieg als einziger der Überlebenden der von den Nazis verfolgten jüdischen Gemeinde nach Jever zurückkehrte, nervt bereits seit Jahrzehnten die Etablierten der Stadt: Levy durchfährt die Einbahnstraßen per Fahrrad grundsätzlich in falscher Richtung, pflanzt unorthodox und satzungswidrig Bäume auf dem Bürgersteig vor seinem Haus und läßt ab und an eine Ziege vor der Kirche grasen. Ein »extrem geringer Wasserverbrauch«, vermerkt die »Hannoversche Allgemeine« nach seiner Wahl naserümpfend, mache »den Umgang mit dem Rentner nicht für jedermann leicht«. Jevers Jugend freilich genießt den Alten: Sie wählte ihn letztes Jahr in den Selbstverwaltungsrat eines Jugendzentrums. Mit Grausen sehen alteingesessene Kommunalpolitiker der konstituierenden Ratssitzung entgegen, die Levy als Alterspräsident leiten wird.
    Schade, daß es so wen nicht auch in Meppen gab.
    Nachts fiel Regen, und als wir morgens zum Sport antraten, jagte uns der aufgeschwemmte Oberleutnant oder was der darstellte, der die sportliche Ertüchtigung leitete, mit voller Absicht eine Strecke lang, auf der wir durch tiefe Pfützen sprinten mußten. Krottke büßte dabei einen seiner Oderkähne ein und rannte einfach weiter, weil er wohl dachte, daß sich das so gehöre für einen richtigen Soldaten in einer militärischen Ausnahmesituation – der Schuh blieb in der Pfütze liegen, und man sah den Sanitätssoldaten Krottke wie ’ne angeschossene Giraffe durch die Tundra traben, mit Hinkebein, aber fanatisch dazu entschlossen, sich auch strumpfsockig fürs Vaterland zu stählen, nach der Maxime: Befehl ist Befehl. Und dann verlor er auch noch seinen anderen Schuh.
    Es half alles nichts – sobald ich an Krottkes heldenhaften Auftritt dachte, mußte ich wieder lachen, selbst am Nachmittag noch, im Kasernentheater, wo der sogenannte Rechnungsführer, ein total humorloser Oberfeldwebel, das System der Ausgabe des Wehrsolds erläuterte. Mit meinem auch durch Nasezuhalten nicht zu erstickenden Gegnatter infizierte ich den armen Georg, was zur Folge hatte, daß der Rechnungsführer sich unsere Namen notierte.
    Oje.
    Wenn man im Ausland stationiert war, gab’s doppelten Wehrsold: 15  DM statt 7,50 DM am Tag. Einerseits zwar immer noch blutwenig, aber andererseits ’ne erkleckliche Summe für die mit Abstand unproduktivste Arbeit auf dem Erdenrund.
    In der Kantine stellte der fette Friedrich klar,

Weitere Kostenlose Bücher