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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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gefroren. Na, wegen der Kälte bereitete der alte Focke dem Theater jedenfalls ein vorzeitiges Ende. Ich hätt’ den Mann in dieser Situation glatt umarmen können …
    Während Krottke sicherlich gern noch bis Neujahr im Schneesturm ausgeharrt hätte.
    Beim DRK sollte ich »meinen Ausstand geben«, d. h. zwanzig Mark in die Kasse für Betriebsfeiern tun. Mir blutete das Herz, aber Gerlinsky meinte, ich sei billig weggekommen: »Freu dich, daß wir nicht dein ganzes Studium versaufen!«
    Studium? Bis dato hatte mich die Obrigkeit nur zum Studium der emsländischen Stammesriten zugelassen, wenn man das abgebrochene Auslandssemester in Budel nicht mitzählte.
    Von Heike kam ein weiterer Brief, der mir über vieles hinweghalf.
    Das Gedicht von Erich Fried ist sehr schön, ach, und überhaupt freue ich mich so auf Dich. Ich denke fast in einem fort an feine Sachen, die wir zusammen gemacht haben, vor allem an schöne Liebe mit Dir im Bett. Bald können wir zusammen essen, schlafen, schmusen, Spaß haben, reden, lesen, malen, Leute besuchen und es uns ganz knuffig machen, wenn wir Bock haben. Ach, wie toll. Laß uns dann Sekt trinken.
    Es ist alles so verrückt und so schön mit Dir, und ich verstehe gar nicht, daß ich mich immer wohler fühle mit Dir, daß ich Dich immer mehr mag und nix abflaut. Dann kommt noch dazu, daß ich mich immer weniger abhängig fühle, daß ich merke, ich kann auch alleine glücklich sein und was auf die Beine stellen. Was genau das ausgelöst hat, weiß ich nicht. Auf alle Fälle bin ich sehr gelassen + ausgeglichen.
    Hoffentlich findest Du das nicht kitschig. Ich möchte supergerne noch ganz ganz lange mit Dir zusammenbleiben.
    Heike küßt Dich.
    Le Carrés Roman »Eine Art Held«, den ich mir aus der Stadtbücherei holen mußte, weil Mama ihn nicht besaß, kam chronologisch vor »Agent in eigener Sache«. Mist. Ich hätte mich gern an den richtigen Zyklus gehalten. Nun schmiedete Karla plötzlich wieder Ränke für den KGB , und Smiley war auf eine tiefergelegene Entwicklungsstufe zurückgeworfen.
    Armer alter George: aber was für ein Kopf auf den schwachen Schultern!
    Wie bei mir.
    Und es stimmte, daß irgendwo in ihm wie eine uralte Sage die Glut eines Hasses auf jenen Mann brannte, der ausgezogen war, die Tempel seines innersten Glaubens zu zerstören, was immer von ihnen übriggeblieben sein mochte: den Circus, den er liebte, seine Freunde, sein Land, seine Auffassung von einem vernünftigen Gleichgewicht menschlicher Beziehungen.
    Ich las das im Zug nach Bielefeld und fragte mich, ob Smiley den Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus gutgeheißen hätte.
    Das Seminar sei nicht richtig zufriedenstellend gewesen, sagte Heike, nachdem wir einander ausgiebig genug umhalst hatten. »Das einzigste, was gut war, war das Essen.«
    Ich wies sie darauf hin, daß es »das einzige« heiße und nicht »das einzigste«. Von »einzig« gebe es keinen Komparativ und keinen Superlativ.
    »Das weiß ich selbst, du Klockschieter.«
    »Und warum sagst du’s dann?«
    »Is’ dir noch nie was Falsches rausgerutscht?«
    »Ich wollte dich doch nur verbessern.«
    »Dann verbesser mal lieber deine Manieren!«
    Meine Güte. War ich denn nach Bielefeld gekommen, damit Heike ihre Aggressionen an mir ausließ?
    Als sie sich wieder in der Gewalt hatte, erzählte sie, was sie von einer Frau auf dem Seminar gehört habe: Deren einer Onkel gehe in der Autoindustrie dem Job nach, irgendwas an den Neuwagen so hinzutricksen, daß sie nach ein paar Jahren im Eimer seien. »Andernfalls hätten die ’ne praktisch unbegrenzte Lebensdauer, die Autos. Volkswirtschaftlich der totale Wahnwitz! Aber die Industrie will halt Kasse machen …«
    Wäre eine Autofirma nicht fein raus gewesen, wenn ihre Wagen nachweislich um Jahre länger hielten als die der Konkurrenz?
    Heike meinte, daß die meisten Autofahrer schon zu viel Routine damit hätten, alle fünf bis sieben Jahre umzusatteln. Die wollten das gar nicht mehr anders haben.
    Frühstücken mußte ich alleine, weil Heike um sieben Uhr noch zu müde war. Doch was hieß Frühstücken? Im Brotschapp lagerten nur harte Graubrotkanten, im Kühlschrank hatten gerade ein Kohlrabikopf, eine halbe Salatgurke, ein Eckchen Weichkäse und ein Gemengsel aus Gemüsebrei und Kartoffeln ihr irdisches Gastspiel beendet, und auch zwei Bananen hatten offensichtlich mit dem Leben abgeschlossen. Und was das Trinken anbetraf, konnte ich zwischen Kräutertee und Tomatensaft

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