Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
Vom Netzwerk:
unterkommen und von dort aus meine Fühler nach einer eigenen Behausung ausstrecken. Und vom ersten Tag an die prickelnde Stadtatmosphäre genießen: Festivals, Konzerte, Filmpremieren, Straßenfeste, Vernissagen …
    Um meine überschießenden Gefühle in Worte zu fassen, setzte ich einen Brief an Georg Krause auf, den alten Blechbläser. Der sollte auch was davon haben.
    Als ob es noch eines letzten Beweises für Meppens Murksigkeit bedurft hätte, ereignete sich in den nächsten drei Tagen absolut rein überhaupt nichts von Interesse. Leerlauf. Totentanz. Verdammnis.
    O Aasland, Kümmernisloch,
    Scham würgt die Erinnerung …
    Der Familienalltag war natürlich auch kein Ersatz für die wahre Lebensfülle. (Papa zu Wiebke, die vor dem Fernseher auf dem Bauch lag und mit ihren Mauken wackelte: »Nimm deine Tangenten aus ’m Bild!«)
    Dann erreichte mich ein froher Brief von Heike.
    Ein bunter Teller + eine Dicke + ein Schatz + eine mit göttlichem Arsch + eine mit Dreifachkinn + eine Freundin + eine Geliebte + eine Glückliche + eine, die Dich liebt + eine, die kaum weiß, was sie vor Glück und Erleichterung tun soll, wenn Du nach Bielefeld ziehst + eine Stille + eine Verliebte + eine Laute + eine Warme + eine Satte + eine, die heute mal ihre Ruhe braucht + eine, die ganz oft an Martin denkt + eine, die nicht mehr so schlapp ist wie noch vor kurzer Zeit + eine Heike + noch ganz viele andere, die mir jetzt nicht einfallen: Wir alle wünschen Dir, liebster Martin, daß jetzt alles klappt und wir eine ganz, ganz tolle Zeit zusammen erleben.
    Und wenn Dir das sooo viele Leute wünschen, dann muß es ja hinhauen.
    Wenn ich auf dem Seminar bin, werde ich Dir nochmal schreiben.
    Und jetzt möchte ich so gerne mit Dir im Bett liegen, und wir pressen uns aneinander, und es wird eine ganz tolle Nacht, weil wir beide so glücklich sind.
    Ei der Daus, hab ich Dich lieb!
    Jetzt gehe ich ich zu Bett und schlafe bald ganz glücklich ein.
    Gute Nacht, Martin.
    Heike ist scharf.
    Ich schrieb ihr postwendend zurück, wobei ich den gleichen munteren Ton zu treffen versuchte. Und ich zitierte ein Gedicht von Erich Fried über einen wohlgepflegten Baum:
    Ich klaube Raupen ab
    du gibst ihm Wasser!
    Wie grün wäre er
    wenn wir ihm nicht
    die Wurzel
    abgehackt hätten!
    Das fand ich ganz apart.
    Zum letzten Mal Wochenenddienst. Ich konnte es inzwischen gar nicht mehr verstehen, wie ich diese Arbeit vor der Bewilligung meines Versetzungsantrags ertragen hatte, mit der grauenerregenden Aussicht auf ein volles weiteres Jahr in Meppen. Schlimm genug, daß sich dieses Drecksnest überhaupt in meine Biographie gemogelt hatte. Abitur in Meppen, das war ja direkt ’n Schandfleck. Ein dunkler Punkt in meiner Vergangenheit. Und die Vergangenheit holte einen bekanntermaßen immer wieder ein. So nach dem Hollywood-Schema: Ex-Outcast läutert sich, nimmt Kurs auf den Hafen der Ehe, wird Vater, verdient sein erstes ehrliches Geld und erhält über kurz oder lang Besuch aus der Unterwelt – gewisse Galgenvögel mit Bartschatten und revolverförmig ausgebeulten Manteltaschen haben noch ’ne Rechnung mit ihm zu begleichen …
    Zu meinen Erblasten gehörte auch das Sozialdemokrat Magazin . Das drängte mir die SPD noch immer auf. Um davon loszukommen, hätte ich ’ne neue Identität gebraucht.
    Georg schrieb mir, daß er nicht länger Sanitätssoldat sei:
    Sondern »Schütze Krause« … würg … klingt irgendwie noch mehr nach Kaputtschießen …
    Als ich nach der Grundausbildung in Hannover ankam, sagte der Spieß, daß wir bis zum 5. Januar Urlaub hätten. Spitze, was? Denn so konnte ich in Erkelenz bei einer Musikwoche mitmachen. Ich hab’ dabei unheimlich tolle Erfahrungen und Eindrücke gesammelt und fand das alles überwältigend. Nach den drei Monaten Streß kam ich mir zeitweilig vor wie im Paradies (natürlich taten auch Alkohol und, na ja, noch andere Dinge ihren Teil dazu).
    Du hast ja Dusel gehabt mit Deiner neuen Zivildienststelle, aber ich hab’s auch nicht schlecht. In Hannover kann man die Leute grüßen, wie man will, kein Strammstehen usw. Ich glaube, daß wir beide in Anbetracht der Lage ganz zufrieden sein können. Ich fahre zwar fast fünf Stunden nach Hannover, doch mit Budel würde ich nicht tauschen wollen.
    Übrigens, die 3-Tage-Übung ist dank unseres »tollen« Hauptmanns auf eine 2-Tage-Strapaze gekürzt worden. In der zweiten Nacht fiel Schnee, und es war wahnsinnig kalt. So hab’ ich mein ganzes Leben noch nicht

Weitere Kostenlose Bücher