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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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Wechsel von der A 10 auf die A 2. An der Raststätte Seesen stand ich bald ’ne Stunde mit meinem Bielefeld-Schild, bis ein passender Wagen stoppte.
    »Und was machst du so?«
    »Zivildienst. Arbeiterwohlfahrt. Bürojob.«
    »Und wie lange noch?«
    »Drei Monate.«
    »Und danach? Studieren?«
    Modrige Pilze! Aber wer trampte, der mußte auch brabbeln. So verlangte es die Etikette.
    Meinen Kollegen Carsten sah ich jetzt mit anderen Augen an. Dafür, daß er im Schoß einer Familie von Tollhäuslern wohnte, hielt er sich recht wacker.
    Der Bundesforschungsminister Heinz Riesenhuber ( CDU ) wollte den Ausbau der Kabelnetze vorantreiben. Zwanzig oder dreißig Fernsehprogramme sollte es dann geben. Seichte Unterhaltung auf allen Kanälen. Und natürlich Reklame, Reklame, Reklame.
    Also, wenn dieser Typ nicht von der Industrie bestochen worden war, dann hätte ich ’n Besen gefressen.
    Heike hatte an der Uni eine neue Freundin gefunden und begeisterte sich für deren loses Mundwerk. Die bevorzuge in ihrem Sexleben den »Spontanfick«. Das bedeute »Genuß ohne Reue – kein Liebesgesäusel, keine Treueschwüre und keine Komplikationen«.
    Elsbeth hieß die Dame.
    Mein neuer Duzfreund Lothar Strothe nahm mich mit in seinen Kotten. Dort erhielt ich kostenlosen Anschauungsunterricht in den Fächern Kindererziehung, Haushaltsführung und Eheleben: Einkäufe reintragen, eingetroffene Rechnungen prüfen, Tochter Nr. 1 von einer Freundin abholen, Streit zwischen Töchtern Nr. 2 und Nr. 3 schlichten, Eßtisch decken, Milch erhitzen, Brote schmieren, Änderung des Kindergartentarifs erörtern, Streit zwischen Töchtern Nr. 1 und Nr. 3 schlichten, Kakao aus einem von Tochter Nr. 2 umgekippten Becher vom Boden aufwischen, wegen einer Erbschaftssache mit einem Notar telefonieren, eine Kindergeburtstagsfeier planen, Kinder zum Zähneputzen schicken, Tisch abräumen, Spülmaschine einräumen, Fußboden fegen, Streit zwischen allen drei Töchtern schlichten, Tochter Nr. 1 die Haare bürsten, Tochter Nr. 2 das Fieber messen, Tochter Nr. 3 den Arsch abwischen, Tochter Nr. 2 schon mal den Schlafanzug anziehen, obwohl sie’s auch selber konnte, Tochter Nr. 1 die Ohren säubern, allen Kindern was vorlesen ( »Die Raupe Nimmersatt«), im WC eine defekte Glühbirne auswechseln, Spielzeug und Puppenkleider wegräumen, Telefongespräch mit einer Kindergärtnerin führen, Müll rausbringen, Wohnzimmer aufräumen, staubsaugen, Fußabtreter ausklopfen, über Steuerscheiße reden, über Autoreparaturscheiße reden, Wäsche zusammenfalten, ein abgebrochenes Puppenstuhlbein anleimen, ein kleines Bier trinken, über Stromkostenscheiße reden und ins Bett fallen.
    Morgens war’s noch hektischer. Als Lothar um kurz nach acht wieder in seinem Büro saß, hatte er bereits zweieinhalb Stunden harter Arbeit hinter sich. Und nullmal vor Freude gejauchzt. Worüber auch?
    Man mußte schon sehr seltsam ticken, wenn man sich freiwillig ’ne Familie auflud.
    Auf einem Rummelplatz sah ich an einer Losbude ein Schild hängen:
    Junger Mann zum Mitreisen gesucht!
    War sowas nicht besser als ein Studium? Auf alles pfeifen? Sich gar nicht erst einfangen lassen von der akademischen Knochenmühle … keinen festen Wohnsitz haben … ein Nomadenleben führen … so wie Barny, der elternlose Wanderzirkusjunge in den Rätsel-Büchern von Enid Blyton …
    Dis-moi, ton cœur parfois s’envole-t-il, Agathe?
    Gebrannte Mandeln verkaufen, Ponys striegeln und Achterbahnschienen einfetten?
    Auch nicht so schön.
    Weil Heike fand, daß wir noch mal Oktobersonne tanken sollten, fuhren wir mit dem Rad zum Teutoburger Wald, was aber nicht der wahre Jakob war – zum einen wegen des bekannten Defizits an Lauschigkeit in diesem völlig überbewerteten Gehölz und zum anderen wegen meiner wachsenden Ungewißheit in bezug auf unsere Beziehung. War die Liebe noch groß genug? Oder kluckten wir nur noch gewohnheitsmäßig zusammen? Aus Angst vor der Freiheit? Und würde es was bringen, sich darüber mal auszusprechen? Tabula rasa?
    »Ich bin mir manchmal unsicher, ob das noch gut ist mit uns. So als Paar. Ich meine – für mich fühlt sich das irgendwie nicht mehr so rund an wie in unserer Kennenlernzeit …«
    Jetzt war es raus.
    »Hast du Trennungsabsichten?« fragte Heike und blieb stehen, so wie immer, wenn es um die Wurst ging.
    »Nein, nein, nein … aber irgendwie … da hat sich auch was abgeschliffen mit der Zeit …«
    Wie sollte man das bloß ausdrücken?
    I closed the book

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