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Alle Wege führen nach Rom: Die ewige Stadt und ihre Besucher (German Edition)

Alle Wege führen nach Rom: Die ewige Stadt und ihre Besucher (German Edition)

Titel: Alle Wege führen nach Rom: Die ewige Stadt und ihre Besucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Zapperi
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noch die Veröffentlichung seines Lebenswerks erleben, bevor ihn der Tod am 29. September 1629 hinwegraffte.

8.
Velázquez und der Sklave, der Maler sein wollte
    Der spanische Maler Diego Velázquez wurde 1599 als Sohn des Notars João Rodrígez de Silva und der Geronima Velázquez, beide portugiesischer Herkunft, in Sevilla geboren. Als Maler zeichnete er immer mit dem Familiennamen der Mutter. Er erlernte die Malkunst in der Werkstatt von Francisco Pacheco, einem lokalen Maler, dessen Tochter Juana er 1618 ehelichte. Unter seinen ersten Werken sticht das zwischen 1617 und 1618 entstandene Gemälde Eine Dienerin mit dem Abendmahl von Emmaus hervor. Es fällt auf, dass die Dienerin im Vordergrund eine schwarzhäutige Afrikanerin ist. In jener Zeit war Sevilla voll von schwarzen Sklaven beiderlei Geschlechts, die den wohlhabenden Familien der Stadt als Hauspersonal dienten. Auch Velázquez’ Vater besaß eine solche Haussklavin, deren Tochter er 1621 auf den Namen Maria taufen ließ, ohne dass im Taufregister der Pfarrei der Name der Mutter, geschweige denn der des Vaters, genannt wurde. Es ist nur angegeben, dass der Täufling eine Sklavin war. Diesen Status muss das Kind von seiner Mutter geerbt haben.
    In der gleichen Zeit besorgte sich auch der junge Velázquez einen Sklaven, einen Mulatten mit dem Namen Juan de Pareja. Er wird 1623 zum ersten Mal bei ihm erwähnt, als Velázquez sich zusammen mit seinem Schwiegervater auf die Reise nach Madrid begab, um dank der Protektion des mächtigen Ersten Ministers Philipps IV., Gaspar de Guzman, Graf von Olivares, dessen Familie aus Sevilla stammte, in den Dienst des Königs zu treten. Der Eintritt in den Hof erhielt am 6. Oktober 1623 eine offizielle Bestätigung durch die Ernennung zum Kammerdiener, die erste Stufe einer Karriere, die über das 1628 erhaltene, viel bedeutendere Amt des Kammermalers, 1659 durch die Ernennung zum Ritter des Jakobsordens (sie beinhaltete die Aufnahme seiner Familie in den spanischen Adel) gekrönt wurde. In einem Dokument vom 25. Februar 1634 erscheint Pareja mit seinem vollen Namen und der Bezeichnung «Sklave von Velázquez» als Zeuge. Er war offenbar der Sohn einer schwarzen Sklavin und eines Weißen, denn der Vater erscheint in einem Dokument vom 13. Mai 1650 mit dem gleichen Namen, doch mit dem Zusatz «Spanier». Am 28. Juni 1629 erhielt Velázquez vom König die Erlaubnis, sich zu einem Studienaufenthalt nach Italien zu begeben. Er schiffte sich am 10. August in Barcelona ein und kam im Oktober in Rom an, wo er sich auch fast das ganze folgende Jahr aufhielt, bis er gegen Ende des Jahres nach Neapel reiste, um von dort aus nach Spanien zurückzukehren. In Neapel muss er sich etwas länger aufgehalten haben, denn er sollte dort auf Wunsch des Königs die Infantin Maria porträtieren, die auf dem Weg zu ihrem Gemahl, Kaiser Ferdinand III., über Neapel reiste. Anfang 1631 war Velázquez jedoch wieder in Madrid zurück. Es ist nicht belegt, dass er seinen Sklaven auf die lange italienische Reise mitnahm. Wahrscheinlich hatte er ihn nach Sevilla ins Haus seines Schwiegervaters oder Vaters zurückgeschickt.
    Sicher ist nur, dass am 12. Mai 1630 der Bürgermeister von Sevilla, Don Pedro Galindo, ein Gesuch erhielt, in dem Juan de Pareja um die Erlaubnis bat, sich für vier Monate zusammen mit seinem Bruder Joseph nach Madrid begeben zu dürfen, wohin man ihn, wie es heißt, gerufen habe. Auffällig ist, dass Pareja sich in der Petition als Maler bezeichnet und angibt, er müsse nach Madrid gehen, um das Studium der Malerei fortzusetzen und seine Ausbildung zu verbessern. Da aus keinem anderen Dokument hervorgeht, dass Pareja ein Malerlehrling war, erscheint diese Aussage in der Tat erstaunlich. Es ist deshalb auch bezweifelt worden, dass es sich um die gleiche Person wie den ansonsten gut dokumentierten Sklaven von Velázquez handelt. Indessen erlaubt gerade dieses Gesuch die Identifizierung. Der Antragsteller versichert nämlich, frei von jeder juristischen Verpflichtung gegenüber der Stadt Sevilla zu sein. Der Hinweis auf das geltende Recht war sicher ein Protest dagegen, dass er auf ein schon drei Monate zuvor eingereichtes Gesuch bislang keine Antwort erhalten hatte. Man darf daraus aber auch schließen, dass er nicht aus freien Stücken Sevilla verlassen wollte, sondern dass ihn sein Herr, ohne dessen Willen er sich nicht bewegen durfte und der so bald wie möglich aus Italien zurückzukehren gedachte, nach Madrid

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