Alle Wege führen nach Rom: Die ewige Stadt und ihre Besucher (German Edition)
Tortur zur Ableugnung der kopernikanischen Theorie zwang und zur Haft in den Kerkern des Heiligen Offiziums verurteilte, eine Strafe, die dann in einen Zwangsaufenthalt in der toskanischen Botschaft in Rom und später im Palast eines Freundes aus Siena umgewandelt wurde. Neben seinen wissenschaftlichen Interessen betätigte sich Faber auch als Sammler. Seine Kollektion bewahrte er in seinem Haus in der Nähe des Pantheons im Vicolo dei Calderari neben der Kirche S. Maria sopra Minerva auf. Von dieser Sammlung ist ein Inventar erhalten, das erkennen lässt, dass es sich um eine typische Wunderkammer handelte, wie es damals so viele, vor allem in den deutschsprachigen Gebieten, gab. Fabers Sammlung enthielt Gegenstände verschiedenster Art, Mineralien, Pulver, Medaillen, wissenschaftliche Instrumente, geographische Karten, Fragmente von exotischen Tieren und ähnliche Dinge. Es gab sogar einen Automaten («eine kleine Metallmaus mit verschiedenen Rädchen und Vorrichtungen im Inneren, um sie laufen zu lassen»), ein Objekt, das solchen Sammlungen gewöhnlich die Krone aufsetzte. Faber verfügte freilich nicht über die finanziellen Mittel, um eine ähnlich umfassende Sammlung zusammenzustellen wie die bekannte des Erzherzogs Ferdinand von Tirol auf Schloss Ambras bei Innsbruck, geschweige denn wie die berühmte von Kaiser Rudolf II. in Prag. Fabers Sammlung war von der Art, wie sie in Italien der eine oder andere Arzt mit wenigen Mitteln zusammenbringen konnte. Galilei spottete gerne über solches Sammelsurium. So schrieb er einmal in einer seiner kleinen Schriften mit feiner Ironie: «Wenn ich mich anschicke, die Ritter mit ihren Taten (…) in diesem Gedicht näher zu betrachten (gemeint war Tassos Epos «Das befreite Jerusalem»), scheint es mir gerade so, als beträte ich das Studierstüblein irgendeines wunderlichen Männleins, das sich damit ergötzt hat, sie mit Dingen auszuschmücken, die – sei es wegen ihrer Altertümlichkeit, ihrer Seltenheit oder aus einem anderen Grunde – etwas Seltsames an sich haben, in Wirklichkeit aber wertloses Zeug sind, wie zum Beispiel ein versteinerter Krebs, ein eingetrocknetes Chamäleon, eine Fliege und eine Spinne in Bernstein, einige jener irdenen Püppchen, die sich in alten Gräbern Ägyptens finden sollen.»
Wahrscheinlich dachte Galilei nicht an die Sammlung Fabers, als er sich über die kleinen italienischen Wunderkammern lustig machte, denn diese enthielt auch eine Abteilung, die ihm vollen Respekt abgenötigt hätte. Es handelte sich um eine Art anatomisches Theater, in dem der Professor an der «Sapienza», der römischen Universität, Leichen, vor allem aber Tierkadaver sezierte. Dabei benutzte er als einer der ersten Wissenschaftler das 1624 von Galilei erfundene Mikroskop. Galilei hatte Cesi ein Exemplar geschenkt, und dieser schenkte es an Faber weiter, der bei seinen zoologischen Forschungen ausgiebig davon Gebrauch machte. Die durch die Sektion gewonnenen Tierskelette ließ Faber von einem Graveur, der auf wissenschaftliche Stiche spezialisiert war, in Kupfer stechen. Er hieß Filippo de Liagno, genannt Filippo Napoletano, und arbeitete gewöhnlich für Großherzog Cosimo II. von Toskana. Sicher kannte ihn auch Galilei, denn Faber bat ihn in einem Brief vom 18. Januar 1620, Filippo anzumahnen, einen Auftrag von ihm auszuführen. Viele dieser Stiche, die zum überwiegenden Teil Skelette von einheimischen Tieren darstellen, die Faber selbst seziert hatte, waren in seinem Museum ausgestellt: Skelette von Haustieren wie Kaninchen, Gans, Truthahn oder auch von einer Krähe und einem Igel (Abb. 7). Nur ein einziger Stich zeigt das Skelett eines exotischen Tiers, das eines Kamels, aber in diesem Fall muss es sich um die Kopie eines anderen Stichs gehandelt haben, den er gesehen und den Filippo Napoletano für ihn abgekupfert hatte. Die Sammlung zeigt also eindeutig die Einstellung Fabers gegenüber den üblichen Wunderkammern. Deren Ideologie teilte er nur in Maßen, denn er stand auf der Schwelle von zwei Welten. Mit einem Fuß befand er sich schon auf dem Gebiet der Wissenschaft, wie sie von Galilei und ihm selbst als Anatom und Botaniker praktiziert wurde, mit dem anderen noch in der fabulösen, mythischen und vorwissenschaftlichen Welt, die typisch für die Renaissance war.
Diese Welt zwischen Wissenschaft und Mythos, wie sie in Fabers Wunderkammer zum Ausdruck kam, übte einen fruchtbaren Einfluss auf das künstlerische Schaffen des deutschen Malers Adam
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