Alle Wege führen nach Rom: Die ewige Stadt und ihre Besucher (German Edition)
Elsheimer (1578–1610) aus, mit dem Faber eng befreundet war und mit dem er auch wissenschaftlich zusammenarbeitete. Er gedenkt seiner nach dessen frühem Tod sehr warm in seinem Tesoro messicano betitelten Werk. Hier erwähnt er an einer Stelle, dass Elsheimer einst eifriger Besucher und Gast in seinem Hause gewesen sei, und beschreibt mit schnellen Strichen auch die kleinen reizenden Bilder mit den Figürchen, in denen der Maler ein Meister war. Faber besaß einige dieser kleinen Gemälde in seiner Sammlung, die er aber vor dem Tod verkaufen musste, sodass sie im Inventar nicht erscheinen. Die Freundschaft der beiden gründete auch auf der gemeinsamen Liebe zur Botanik – Elsheimer ist bezeichnenderweise auch als «spetiale» (Drogist) dokumentiert. Es ist mehrfach vermutet worden, dass Faber einen Einfluss auf das Werk Elsheimers ausübte, und dies trifft sicher auf eines seiner berühmtesten Gemälde zu, das Reich der Minerva, heute im Fitzwilliam Museum in Cambridge (Abb. 8). Es war Teil eines Triptychons mit dem Thema Drei Reiche der Welt und gehörte zur Dekoration eines Schranks. Das winzige Gemälde (8,7 × 14,6 cm), gemalt in Öl auf Kupfer, zeigt links Minerva groß in nachdenklicher Haltung, vorn in der Mitte ein brennendes Kohlenbecken. Ein bärtiger Maler mit Pinsel, Palette und Staffelei ist dabei, eine von der Decke herabhängende Leiche zu malen; neben ihm ein zweiter Mann, vielleicht ein Gehilfe. An der Rückwand des Raums hängt ein Bild, über dem eine Kerze den Raum schwach beleuchtet. Rechts steht ein langer rechteckiger Tisch, auf dem zwei weitere Kerzen brennen. An diesem Tisch sitzt links ein Geograph mit einem Globus, vor diesem eine das Licht bündelnde Glasvase, ein zweiter Gelehrter liest in einem aufgeschlagenen Buch. Rechts sitzen zwei weitere Gelehrte am Tisch, die im Kerzenschein in einem großen Band blättern. Auf der Rückwand sieht man ein Regal mit vielen Büchern. Zweifellos reflektiert das Bild das Arbeitsmilieu des Anatomen und Wissenschaftlers Faber und seiner akademischen Kollegen. Der Gelehrte war auch mit Peter Paul Rubens befreundet, den er als Arzt von einer Rippenfellentzündung heilte. Zum Dank schenkte ihm der große Maler zwei kleine Gemälde, die nicht erhalten sind: Eines war ein Porträt Fabers, während das andere einen Hahn mit einer lateinischen Widmung zeigte, mit dem Rubens seinem «Äskulap» für die Genesung dankte.
Abb. 7: Filippo de Liagno, Skelett einer Krähe, Kupferstich, 1620
Abb. 8: Adam Elsheimer, Das Reich der Minerva, um 1607/08, Fitzwilliam Museum, Cambridge
Fabers größtes wissenschaftliches Verdienst ist sein Beitrag zum Tesoro messicano (Mexikanischer Schatz), einem Sammelwerk über die Flora, Fauna und Mineralogie Mexikos, das Federico Cesi im Auftrag der Akademie geplant hatte. Faber widmete ihm einen großen Teil seines wissenschaftlichen Lebens. Es handelte sich um einen Kommentar zum Kompendium, das Leonardo Recchi, der Leibarzt König Philipps II. von Spanien, auf der Basis des vom Protomedicus von Westindien, Francisco Hernandez, im Auftrag desselben Königs zusammengetragenen Materials verfasst hatte. Erst 1628, ein Jahr vor seinem Tod, gelang es Faber, den reich bebilderten Teil über die Fauna Mexikos zu publizieren, während das vollständige Werk erst im Jahr 1651 erschien.
Der von Faber bearbeitete Band mit dem Titel Aliorum Novae Hispaniae animalium Nardi Antonii Recchi imagines et nomina Ioannis Fabri Lyncei Bambergensis ist, wie die Forschungen von David Freedberg gezeigt haben, ein fundamentales Werk, das der zoologischen Forschung neue Perspektiven eröffnete, aber trotz der weitgehend angewandten wissenschaftlichen Methode dennoch viele Spuren der alten, vorwissenschaftlichen Vorgehensweise enthält. Zu den unbestreitbaren Meriten Fabers gehören der Gebrauch des Mikroskops bei der Insektenforschung sowie die von ihm vorgenommenen anatomischen Sektionen von Tieren, deren Ergebnisse ebenfalls in diesen Band einflossen. Der allgemeine Charakter des Werks ist zweifellos ein wissenschaftlicher, obwohl Faber hier und da noch in die phantastische Zoologie abgleitet. Als bezeichnendes Beispiel hierfür sei das Fabelwesen «Amphisbaena» genannt, eine Schlange mit zwei Köpfen, das seinen Platz dann auch in Jorge Luis Borges’ Handbuch der phantastischen Zoologie fand. Es stammt aus der mittelalterlichen Tradition, die ihrerseits auf die Historia naturalis von Plinius dem Älteren zurückgeht. Faber konnte gerade
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