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Alle Weihnachtserzählungen

Alle Weihnachtserzählungen

Titel: Alle Weihnachtserzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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von ihren Regalen herab wollüstig und schelmisch den jungen Mädchen zublinzelten, wenn sie vorübergingen und geziert zu dem dort hängenden Mistelzweig blickten. Birnen und Äpfel waren zu bunten Pyramiden aufgebaut; Bündel von Weintrauben hatte der wohlmeinende Ladenbesitzer so angebracht, daß sie gut sichtbar am Haken hingen und den Passanten das Wasser umsonst im Munde zusammenlaufen ließen. Es gab Haufen von Haselnüssen, moosig und braun, die mit ihrem Duft an frühere Spaziergänge durch die Wälder und an vergnügtes Schlurfen durch knöcheltiefes welkes Laub erinnerten. Saftige Norfolk-Äpfel, dick und braun, die sich vom Gelb der Apfelsinen und Zitronen absetzten, schrien bei ihrem Reifegrad förmlich danach, in Tüten nach Hause getragen und nach dem Essen verzehrt zu werden. Selbst die Gold- und Silberfische, die in einem Glas zwischen den erlesenen Früchten gezeigt wurden, schienen zu wissen, obwohl sie einer stumpfsinnigen und trägen Rasse angehörten, daß etwas vor sich ging; und einer der Fische schwamm, nach Luft schnappend, in langsamer und leidenschaftsloser Aufregung in ihrer kleinen Welt umher.
    Und die Lebensmittelgeschäfte, o diese Lebensmittelgeschäfte! Sie waren schon fast geschlossen, vielleicht fehlten nur noch ein oder zwei Fensterläden, doch was bot sich durch diese Spalten für ein Anblick! Es war nicht nur, daß die Waagschalen, wenn sie auf den Ladentisch stießen, einen fröhlichen Ton von sich gaben oder daß der Bindfaden so flink von seiner Rolle ablief oder daß die Blechbüchsen wie bei einem Zauberkunststück auf und ab bewegt wurden oder daß die vermischten Düfte von Tee und Kaffee angenehm in die Nase stiegen oder daß die Rosinen so reichlich und ausgezeichnet, die Mandeln so außergewöhnlich weiß, die Zimtstangen so lang und gerade, die anderen Gewürze so köstlich, die kandierten Früchte dermaßen von geschmolzenem Zucker verkrustet und befleckt waren, daß sie den kühlsten Betrachter schwach und damit ärgerlich machten. Auch lag es nicht daran, daß die Feigen feucht und fleischig waren oder daß die französischen Pflaumen mit ihrer milden Säure aus reichverzierten Büchsen herableuchteten oder daß dies alles gut zu essen und weihnachtlich verpackt war, sondern die Kunden hatten es alle so eilig und waren so eifrig in der Hoffnung auf das, was ihnen dieser Tag verhieß, daß sie an der Tür gegeneinanderrannten, mit ihren Weidenkörben zusammenstießen, ihre Einkäufe auf dem Ladentisch liegenließen, zurückgerannt kamen, um sie zu holen, und in der denkbar besten Stimmung Hunderte ähnlicher Fehler begingen, während der Lebensmittelhändler und seine Angestellten so lustig und munter waren, daß die blankpolierten Herzen, mit denen sie hinten die Schürzen zubanden, ihre eigenen gewesen sein könnten, die sie zur allgemeinen Besichtigung und extra für die Weihnachtsdohlen trugen, damit diese daran picken könnten.
    Aber bald riefen die Kirchenglocken alle guten Menschen in die Kirchen und Kapellen, und sie kamen herbei und zogen in ihrer besten Kleidung und mit ihren fröhlichsten Gesichtern scharenweise durch die Straßen. Zur gleichen Zeit tauchten aus vielen Nebenstraßen, Gassen und namenlosen Querstraßen unzählige Menschen auf und brachten ihre Festbraten zum Bäcker. Der Anblick dieser armen Nachtschwärmer schien den Geist sehr zu interessieren, denn er stand mit Scrooge im Torweg eines Bäckers, hob die Deckel, wenn ihre Träger vorbeigingen, und bespritzte das Essen mit Weihrauch aus seiner Fackel. Es handelte sich um eine besondere Fackel, denn ein- oder zweimal, als zwischen einigen Essenträgern, die sich angerempelt hatten, böse Worte fielen, schüttete er daraus ein paar Tropfen Wasser auf sie, und sofort war die gute Laune wiederhergestellt. Denn sie sagten, es sei eine Schande, sich am Weihnachtstag zu streiten. Und das war es auch! Bei Gott, das war es!
    Allmählich verstummten die Glocken, und die Bäckereien wurden geschlossen; dennoch deuteten die aufgetauten Flecken auf den Backöfen, deren Steine dampften, als würden sie selbst gebacken, diese Mahlzeiten und das Fortschreiten ihrer Zubereitung geheimnisvoll an.
    „Ist eine bestimmte Würze in dem, was du aus deiner Fackel verspritzt?“ fragte Scrooge.
    „Ja, meine eigene.“
    „Paßt sie denn heute zu irgendeiner Mahlzeit?“ fragte Scrooge.
    „Zu jeder freundlich gereichten. Am besten zu einer ärmlichen.“
    „Wieso am besten zu einer ärmlichen?“
    „Weil sie

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