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Alle Weihnachtserzählungen

Alle Weihnachtserzählungen

Titel: Alle Weihnachtserzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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sie am dringendsten braucht.“
    „Geist“, sagte Scrooge nach kurzer Überlegung, „ich wundere mich, daß gerade du von allen Wesen auf den vielen Welten um uns diesen Leuten die Gelegenheit zu einer unschuldigen Freude einschränken möchtest.“
    „Ich?“ schrie der Geist.
    „Du würdest ihnen die Möglichkeit rauben, an jedem siebenten Tag Mittag zu essen, oft dem einzigen Tag, an dem man überhaupt von einem Mittagbrot sprechen kann“, sagte Scrooge. „Nicht wahr?“
    „Ich?“ schrie der Geist.
    „Du möchtest doch diese Orte am siebenten Tag schließen“, sagte Scrooge. „Und das läuft auf dasselbe hinaus.“
    „Möchte ich das?“ rief der Geist.
    „Verzeih, wenn ich unrecht habe. Es ist in deinem Namen oder zumindest in dem deiner Familie geschehen“, sagte Scrooge.
    „Es gibt einige Menschen auf eurer Erde“, erwiderte der Geist, „die uns zu kennen vorgeben und die ihre Taten, die der Leidenschaft, dem Stolz, der Bosheit, dem Haß, dem Neid, der Frömmelei und der Selbstsucht entspringen, in unserem Namen begehen und die uns und allen Freunden und Verwandten so fremd sind, als ob sie nie gelebt hätten. Denke daran und laste ihr Tun ihnen selbst, nicht uns an.“
    Scrooge versprach es, und sie gingen, unsichtbar wie zuvor, in die Vororte der Stadt. Es war eine bemerkenswerte Eigenschaft des Geistes (die Scrooge beim Bäcker erkannt hatte), daß er sich trotz seines Riesenwuchses mit Leichtigkeit jedem Ort anpassen konnte und daß er unter einem niedrigen Dach ebenso anmutig und als übernatürliches Wesen dastand, wie er es in einer hohen Halle auch gekonnt hätte.
    Vielleicht war es das Vergnügen, das der gute Geist daran hatte, seine Macht zu beweisen, oder aber sein freundliches, großzügiges und herzliches Wesen sowie sein Mitgefühl mit allen Armen, das ihn direkt zu Scrooges Angestellten führte, denn dorthin ging er und nahm Scrooge mit, der sich an seinem Umhang festhielt. Auf der Türschwelle blieb der Geist lächelnd stehen, um Bob Cratchits Wohnung mit den Tropfen seiner Fackel zu segnen. Man bedenke! Bob bekam nur fünfzehn „Bob“ die Woche; an jedem Sonnabend steckte er nur fünfzehn Kopien seines Vornamens ein. Und trotzdem segnete der Geist der diesjährigen Weihnacht sein Vierzimmerhaus!
    Dann erschien Mrs. Cratchit, Cratchits Frau, herausgeputzt in einem schon zweimal gewendeten Kleid, das aber reich mit Borten verziert war, die billig sind und für sechs Pence viel hermachen. Sie deckte den Tisch, unterstützt von Belinda Cratchit, der zweitältesten Tochter, die ebenfalls reich mit Borten geschmückt war. Inzwischen stach Master Peter Cratchit mit einer Gabel in den Kartoffeltopf, und als er die Ecken seines riesigen Kragens (Bobs persönliches Eigentum, das er zu Ehren dieses Tages seinem Sohn und Erben überlassen hatte) in den Mund bekam, freute er sich darüber, so prächtig herausgeputzt zu sein, und sehnte sich danach, sein Hemd in den vornehmen Parks zu zeigen. Und nun kamen zwei jüngere Cratchits, ein Junge und ein Mädchen, hereingestürmt und schrien, sie hätten vor dem Bäckerladen die Gans gerochen und als ihre erkannt. Sie schwelgten in dem Gedanken an Salbeiblätter mit Zwiebeln, tanzten um den Tisch herum und himmelten Master Peter Cratchit an, während dieser (gar nicht stolz, obwohl ihn der Kragen fast erwürgte) das Feuer anfachte, bis die trägen Kartoffeln brodelten und laut an den Topfdeckel klopften, um herausgenommen und gepellt zu werden.
    „Wo bleibt nur euer lieber Vater?“ sagte Mrs. Cratchit. „Und euer Bruder, Klein Tim! Und kam Martha letztes Jahr zu Weihnachten nicht auch eine halbe Stunde zu spät?“
    „Hier ist Martha, Mutter!“ sagte ein Mädchen, das bei diesen Worten eintrat.
    „Hier ist Martha, Mutter“, riefen die beiden jüngeren Cratchits. „Hurra, wir haben so eine Gans, Martha!“
    „Warum in Gottes Namen kommst du nur so spät, mein liebes Kind?“ sagte Mrs. Cratchit, küßte sie ein dutzendmal und nahm ihr mit geschäftigem Eifer Schal und Häubchen ab.
    „Wir hatten gestern abend noch so viel fertigzumachen“, erwiderte das Mädchen, „und mußten heute früh aufräumen, Mutter!“
    „Na, das macht nichts, nun bist du ja da“, sagte Mrs. Cratchit. „Setz dich ans Feuer, mein Liebes, und wärm dich auf. Gott sei mit dir!“
    „Nein, nein. Vater kommt“, riefen die beiden jüngeren Cratchits, die immer überall waren. „Versteck dich, Martha, versteck dich!“
    Martha versteckte sich auch, und

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