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Alle Weihnachtserzählungen

Alle Weihnachtserzählungen

Titel: Alle Weihnachtserzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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es muß schon Weihnachten sein“, sagte sie, „wenn man auf die Gesundheit eines so abscheulichen, geizigen, harten und herzlosen Mannes wie Mr. Scrooge trinken soll. Du weißt, daß er es ist, Robert! Niemand weiß das besser als du, armer Kerl!“
    „Meine Liebe“, war Bobs besänftigende Antwort, „es ist Weihnachten.“
    „Ich will um deinet- und des Festes willen auf sein Wohl anstoßen“, sagte Mrs. Cratchit, „nicht um seinetwillen. Auf ein langes Leben! Frohe Weihnachten und ein glückliches neues Jahr. Er wird sehr fröhlich und sehr glücklich sein, daran zweifle ich nicht!“
    Die Kinder tranken nach ihr auf sein Wohl. Es war ihre erste Handlung, die nichts Herzliches an sich hatte. Der kleine Tim trank als letzter, aber das kümmerte ihn nicht. Scrooge war ein Scheusal für die Familie. Seinen Namen zu erwähnen warf einen dunklen Schatten auf die Gesellschaft, der volle fünf Minuten nicht zu vertreiben war.
    Nach seinem Verschwinden fühlten sie sich zehnmal fröhlicher als vorher, aus der bloßen Erleichterung heraus, daß Scrooge, der Elende, abgetan war. Bob Cratchit erzählte ihnen, daß er für Master Peter eine Stellung im Auge habe, die, falls er sie erhielte, fünf Schilling und sechs Pence wöchentlich einbrächte. Die beiden jüngeren Cratchits lachten schallend bei dem Gedanken, daß Peter ein Geschäftsmann werden solle, und Peter selbst blickte nachdenklich aus seinem Hemdkragen heraus ins Feuer, als ob er überlegte, wie er sein Geld am besten anlegen sollte, wenn er in den Besitz dieses schwindelerregenden Einkommens gelangte. Martha, die ein kleines Lehrmädchen bei einer Putzmacherin war, erzählte ihnen dann, was für eine Art von Arbeit sie zu verrichten hatte, wieviel Stunden sie hintereinander arbeitete und daß sie morgen früh lange im Bett bleiben wollte, da morgen ein Feiertag war, den sie zu Hause verbrachte. Weiterhin erzählte sie, daß sie vor ein paar Tagen eine Gräfin und einen Lord gesehen hätte und daß der Lord „fast ebenso groß wie Peter“ gewesen wäre, woraufhin Peter seinen Kragen so hoch zog, daß Sie seinen Kopf nicht gesehen hätten, wenn Sie dagewesen wären. Die ganze Zeit über gingen die Kastanien und der Krug herum, und später sang ihnen der kleine Tim mit seiner wehmütigen, zarten Stimme ein Lied von einem Kind vor, das sich im Schnee verlaufen hatte; und er sang es wirklich recht hübsch.
    In alledem lag nichts Außergewöhnliches. Sie waren keine besonders ansehnliche Familie; sie waren nicht gut gekleidet; ihre Schuhe waren alles andere als wasserdicht; ihre Kleidung war dürftig, und Peter mochte sehr wahrscheinlich das Innere einer Pfandleihe kennengelernt haben. Doch sie waren glücklich, dankbar, einander zugetan und zufrieden mit dem Fest. Und als sie entschwanden und dabei unter dem hellen Sprühen der Fackel des Geistes noch glücklicher aussahen, wandte Scrooge bis zum Schluß kein Auge von ihnen, vor allem nicht vom kleinen Tim.
    Inzwischen wurde es dunkel; es schneite ziemlich stark, und als Scrooge und der Geist die Straßen entlanggingen, war das Leuchten der in den Küchen, Wohnzimmern und anderen Räumen prasselnden Feuer wunderbar. Hier zeigten die flackernden Flammen Vorbereitungen auf eine gemütliche Mahlzeit, für die am Feuer die Teller vorgewärmt wurden, und dunkelrote Vorhänge warteten darauf, zugezogen zu werden, um Kälte und Finsternis abzuhalten. Dort liefen alle Kinder des Hauses hinaus in den Schnee, um ihre verheirateten Geschwister, Cousins, Onkel und Tanten als erste zu begrüßen. Hier wieder konnte man auf den Jalousien Schatten sich versammelnder Gäste sehen; dort trippelte leichtfüßig eine Gruppe hübscher Mädchen, alle mit Kapuzen und Pelzstiefeln und durcheinanderschwatzend, zum Haus in der Nähe wohnender Freunde; wehe dem Junggesellen, der sie glühenden Gesichtes eintreten sah – diese listigen Hexen, wie sie es verstanden!
    Nach der Zahl der Leute zu urteilen, die sich auf dem Weg zu freundschaftlichen Zusammenkünften befanden, hätte man annehmen können, daß niemand zu Hause war und sie begrüßen konnte; statt dessen erwartete man in jedem Haus Gäste und füllte den halben Kamin mit Feuerung. Welch ein Segen, triumphierte der Geist. Er entblößte seine breite Brust, öffnete die riesige Hand und übertrug großzügig beim Dahinschweben seine strahlende und unschuldige Heiterkeit auf alles in seiner Reichweite. Sogar der Laternenanzünder, der vor ihnen rannte und in die düsteren

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