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Alle Weihnachtserzählungen

Alle Weihnachtserzählungen

Titel: Alle Weihnachtserzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Straßen Lichtflecken tupfte und so angezogen war, daß er den Abend irgendwo verbringen konnte, lachte laut auf, als der Geist vorbeiging, obwohl er nicht im geringsten wußte, daß er außer der Weihnachtsstimmung noch eine andere Begleitung hatte.
    Und jetzt, ohne ein warnendes Wort vom Geist, standen sie auf einem kahlen, öden Moor, wo ungeheure Massen grober Steine herumlagen, als ob es die Begräbnisstätte für Riesen wäre; überall – wo immer es ihm beliebte – breitete sich Wasser aus oder hätte es gern getan, wenn der Frost es nicht gefangengehalten hätte, und es wuchs nichts außer Moos und Ginster und grobem, wucherndem Gras. Im Westen hatte die untergehende Sonne einen feuerroten Streifen hinterlassen, der einen Augenblick lang wie ein unheilvolles Auge auf die Einöde hinabstarrte, immer tiefer sank, mürrisch dreinblickte und sich schließlich in der undurchdringlichen Dunkelheit der schwärzesten Nacht verlor.
    „Was für ein Ort ist das?“ fragte Scrooge.
    „Ein Ort, an dem Bergleute wohnen, die in den Eingeweiden der Erde arbeiten“, erwiderte der Geist. „Aber sie kennen mich. Schau!“
    Aus dem Fenster einer Hütte schien ein Licht, und schnell bewegten sie sich darauf zu. Als sie durch die Wand aus Schlamm und Stein glitten, fanden sie eine fröhliche Gesellschaft um ein leuchtendes Feuer versammelt vor. Ein uralter Mann und eine uralte Frau mit ihren Kindern und Enkelkindern und noch einer weiteren Generation, alle festlich herausgeputzt. Der alte Mann sang ihnen mit einer Stimme, die selten das Heulen des Windes in der Einöde übertönte, ein Weihnachtslied vor – es war schon in seiner Kindheit ein sehr altes Lied gewesen –, und von Zeit zu Zeit stimmten alle in den Kehrreim mit ein. Sobald sie ihre Stimmen erhoben, sang der alte Mann recht munter und laut, und sobald sie innehielten, ließ seine Lebhaftigkeit nach.
    Der Geist hielt sich hier nicht lange auf, sondern bat Scrooge, sich an seinem Umhang festzuhalten, und eilte, über das Meer gleitend – wohin? Doch nicht etwa aufs Meer hinaus? Aufs Meer. Als er zurückblickte, sah Scrooge zu seinem Entsetzen das letzte Stück Land, eine schreckliche Felskette, hinter ihnen liegen, und seine Ohren wurden taub von dem Donnern des Wassers, das rollend und brüllend in den furchtbaren Höhlen tobte, die es ausgewaschen hatte, und wütend versuchte, die Erde zu unterwühlen.
    Auf einem trostlosen Riff versunkener Felsen erbaut, etwa eine Meile vom Ufer entfernt, wo das Meer das ganze Jahr hindurch brandete, stand ein einsamer Leuchtturm. Große Haufen Seetang klebten an seinem Fundament, und Sturmvögel – vom Wind geboren, könnte man annehmen, wie der Tang vom Wasser – stiegen empor und stürzten darauf nieder wie die Wogen, über die sie hinwegglitten.
    Doch sogar hier hatten die beiden Leuchtturmwärter ein Feuer angezündet, das durch den Schlitz in der dicken Steinmauer einen hellen Strahl auf die furchterregende See warf. Über den rohen Tisch hinweg, an dem sie saßen, reichten sie sich die schwieligen Hände und wünschten sich bei einem Glase Grog frohe Weihnachten, und einer von ihnen, noch dazu der ältere, mit einem Gesicht, das von den harten Wettern wie die Galionsfigur auf einem alten Schiff Furchen und Risse trug, stimmte ein derbes Lied an, das wie ein Sturmwind klang.
    Wieder eilte der Geist weiter über die schwarze, brodelnde See, immer weiter, bis sie, fernab von jeder Küste, wie er Scrooge sagte, auf einem Schiff niedergingen. Sie standen neben dem Steuermann am Rad, neben dem Ausguck am Bug, neben den wachhabenden Offizieren; dunkle, gespenstische Figuren auf ihren unterschiedlichen Posten, doch ein jeder von ihnen summte eine weihnachtliche Melodie oder hatte weihnachtliche Gedanken oder erzählte seinem Kameraden im Flüsterton von vergangenen Weihnachtsfesten, wobei Gedanken an zu Hause mitschwangen. Und jeder Mann an Bord, ob wachend oder schlafend, gut oder böse, hatte für den anderen ein freundlicheres Wort bereit als an den übrigen Tagen des Jahres, hatte bis zu einem gewissen Grade an den Festlichkeiten teilgenommen und hatte an die gedacht, um die er sich in der Ferne sorgte, und hatte gewußt, daß diese wiederum gern an ihn dachten.
    Es war eine große Überraschung für Scrooge, während er dem Ächzen des Windes lauschte und nachsann, was für eine feierliche Sache es war, sich durch die einsame Finsternis über einen unbekannten Abgrund hinwegzubewegen, dessen Tiefen so geheimnisvoll und

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