Alle Weihnachtserzählungen
Herr“, sagte Richard. „Wir haben es ziemlich eilig, wissen Sie, falls damit zuerst Schluß gemacht wird.“
„Ach!“ rief Filer seufzend. „Machen Sie damit wirklich Schluß, Herr Stadtrat, dann tun Sie etwas Gutes. Heiraten! Heiraten! Diese Leute kennen nicht die einfachsten Regeln der politischen Ökonomie. Ihr Leichtsinn, ihre Gottlosigkeit – du lieber Himmel! – reichen, um … Nun sehen Sie sich doch dieses Paar an!“
Na und? Sie verdienten es, betrachtet zu werden. Eine Heirat, wie sie sie vorhatten, schien ebenso vernünftig und richtig zu sein.
„Man kann alt werden wie Methusalem“, sagte Mr. Filer, „und sich sein Leben lang zum Wohle solcher Leute abmühen; man kann Zahlen und Fakten zusammentragen und bergeweis stapeln, aber man kann ebensowenig hoffen, sie zu überzeugen, daß sie kein Recht oder keinen Grund haben zu heiraten, wie man hoffen kann, sie zu überzeugen, daß sie nicht das geringste Recht oder den geringsten Grund haben, geboren zu werden. Und das wissen wir, denn wir haben es seit langem mit mathematischer Genauigkeit belegt!“
Stadtrat Cute amüsierte sich köstlich und legte den rechten Zeigefinger an den Nasenflügel, als wollte er zu seinen beiden Freunden sagen: ‚Achtet auf mich! Habt ein wachsames Auge auf den praktischen Mann!‘ Er winkte Meg zu sich heran.
„Komm mal her, Mädchen!“ sagte Stadtrat Cute.
Ihrem Liebsten war in den letzten Minuten voller Grimm das Blut zu Kopf gestiegen, und er wollte sie nicht gehen lassen. Doch er legte sich Zurückhaltung auf, trat mit Meg nach vorn, als sie sich Cute näherte, und blieb an ihrer Seite. Trotty hielt noch immer ihre Hand auf seinem Arm, blickte jedoch so wirr wie ein Schlafender im Traum von einem zum anderen.
„Jetzt will ich dir mal einen guten Rat geben, Mädchen“, sagte der Stadtrat in seiner netten, unbekümmerten Art. „Es ist meine Pflicht, dich zu beraten, weißt du, denn ich bin Richter. Du weißt, daß ich Richter bin, nicht wahr?“
Meg bejahte schüchtern. Jeder wußte, daß Stadtrat Cute Richter war! Ach je, was war er doch stets für ein emsiger, tätiger Richter! Wer war solch ein scharfer Splitter im Auge der Öffentlichkeit wie Cute!
„Du sagst, du willst heiraten“, fuhr der Stadtrat fort. „Sehr unschicklich und unanständig für dein Geschlecht! Aber mach dir nichts draus. Wenn du verheiratet bist, wirst du dich mit deinem Mann zanken und eine unglückliche Frau werden. Jetzt willst du es nicht glauben, aber es kommt so, das sage ich dir. Als Warnung bekenne ich dir ganz offen, daß ich mir vorgenommen habe, mit unglücklichen Ehefrauen Schluß zu machen. Sieh zu, daß du mir nicht vorgeführt wirst. Du wirst Kinder haben – Jungen. Diese Jungen werden natürlich in schlechten Verhältnissen aufwachsen und ohne Schuhe und Strümpfe in den Straßen herumlungern. Paß auf, meine junge Freundin! Ich werde sie kurz und bündig für schuldig erklären, jeden einzelnen, denn ich habe beschlossen, mit Jungen ohne Schuhe und Strümpfe Schluß zu machen. Vielleicht (höchst wahrscheinlich sogar) stirbt dein Mann jung und läßt dich mit einem kleinen Kind zurück. Dann wirst du aus der Wohnung gesetzt und ziehst die Straßen auf und ab. Komm aber nicht in meine Nähe, meine Liebe, denn ich bin fest entschlossen, mit allen umherziehenden Müttern Schluß zu machen. Es ist meine Absicht, mit allen jungen Müttern, gleich welcher Art, Schluß zu machen. Laß dir aber nicht einfallen, dich bei mir mit Krankheit oder kleinen Kindern herauszureden, denn ich habe vor, mit allen Kranken und kleinen Kindern (ich hoffe, du kennst den kirchlichen Dienst, aber ich fürchte, nicht) Schluß zu machen. Und solltest du verzweifelte, undankbare, gottlose und betrügerische Person den Versuch unternehmen, ins Wasser zu gehen oder dich zu erhängen, werde ich kein Mitleid mit dir haben, denn ich habe mir in den Kopf gesetzt, mit Selbstmord Schluß zu machen! Wenn es etwas gibt“, sagte der Stadtrat mit selbstzufriedenem Lächeln, „was ich mir unbedingt in den Kopf gesetzt habe, dann ist es das, mit Selbstmorden Schluß zu machen. Deshalb probier es nicht erst aus. So sagt man doch, stimmt’s? Haha! Jetzt verstehen wir uns.“
Toby wußte nicht, ob er verzweifelt oder froh sein sollte, als er sah, daß Meg leichenblaß geworden war und die Hand ihres Liebsten losgelassen hatte.
„Und was dich betrifft, du fauler Hund“, wandte sich der Stadtrat noch heiterer und liebenswürdiger an den jungen
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