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Alle Weihnachtserzählungen

Alle Weihnachtserzählungen

Titel: Alle Weihnachtserzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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mit glänzenden Knöpfen und einer weißen Krawatte. Dieser Herr hatte ein sehr rotes Gesicht, als ob zuviel Blut aus dem Körper in seinen Kopf gepreßt würde, was vielleicht zu dem Eindruck paßte, daß er ein kaltes Herz hatte.

    Derjenige, der Tobys Fleisch auf der Gabel hatte, rief den ersten mit Namen Filer, und beide steckten die Köpfe zusammen. Mr. Filer, der ausgesprochen kurzsichtig war, mußte so dicht an den kläglichen Rest von Tobys Mahlzeit herangehen, ehe er herausfinden konnte, was es war, daß Toby schon das Herz bis zum Halse schlug. Aber Mr. Filer aß es nicht auf.
    „Dies ist eine Art tierischer Nahrung, Herr Stadtrat“, sagte Filer und stocherte etwas mit seiner silbernen Bleistifthülle darin herum, „die der arbeitenden Bevölkerung dieses Landes allgemein unter dem Namen Kutteln bekannt ist.“
    Der Stadtrat lachte und zwinkerte, denn er war ein fröhlicher Geselle, dieser Stadtrat Cute. Und ein schlauer Bursche obendrein! Ein intelligenter Bursche. Allem gewachsen. Ließ sich nichts vormachen. Tief im Herzen der Menschen. Cute kannte sie. Das will ich meinen!
    „Aber wer ißt schon Kutteln?“ fragte Mr. Filer und blickte in die Runde. “Kutteln sind zweifellos der unwirtschaftlichste und verschwenderischste Artikel, den die Märkte unseres Landes erzeugen können. Man hat festgestellt, daß der Verlust, wenn man ein Pfund Kutteln kocht, sieben Achtel eines Fünftels größer ist als bei einem Pfund irgendeines anderen tierischen Erzeugnisses. Kutteln sind genaugenommen teurer als Ananas aus dem Treibhaus. Wenn wir davon ausgehen, wie viele Tiere jährlich allein laut Sterblichkeitsliste geschlachtet werden, und die geringe Menge Kutteln schätzen, die sich aus den sachgemäß zerlegten Tieren ergeben würde, finde ich, daß diese beim Kochen verschwendete Menge Kutteln eine Garnison mit fünfhundert Mann fünf Monate mit einunddreißig Tagen und einen Februar dazu ernähren könnte. Diese Verschwendung, diese Verschwendung!“
    Trotty stand entgeistert da, und seine Beine zitterten. Er hatte offenbar eine Garnison mit fünfhundert Mann eigenhändig verhungern lassen.
    „Wer ißt Kutteln?“ fragte Mr. Filer gereizt. „Wer ißt Kutteln?“
    Trotty machte eine klägliche Verbeugung.
    „Sie also?“ fragte Mr. Filer. „Dann will ich Ihnen mal etwas sagen, mein Freund. Ihre Kutteln schnappen Sie den Witwen und Waisen weg.“
    „Das hoffe ich nicht, Sir“, sagte Trotty zaghaft. „Lieber würde ich vor Hunger sterben.“
    „Teilen Sie die vorher erwähnte Menge Kutteln, Herr Stadtrat“, sagte Mr. Filer, „durch die vermutliche Zahl unserer Witwen und Waisen, und heraus kommt für jeden ein Pennygewicht Kutteln. Kein Quentchen bleibt für diesen Mann übrig. Folglich ist er ein Räuber.“
    Trotty war dermaßen bestürzt, daß es ihn nicht kümmerte, mit anzusehen, wie der Stadtrat selbst seine Kutteln aufaß. Irgendwie war er froh, sie los zu sein.
    „Und was sagen Sie?“ fragte der Stadtrat heiter den rotgesichtigen Herrn im blauen Mantel. „Sie haben Freund Filer gehört. Aber was meinen Sie?“
    „Was kann man dazu sagen?“ erwiderte der Herr. „Was soll man dazu sagen? Wer kann sich schon in solchen verderbten Zeiten für einen Burschen wie diesen da interessieren?“ Er meinte Trotty. „Sehen Sie ihn sich doch an. Die guten alten Zeiten, die großen alten Zeiten! Das waren die Zeiten für einen gesunden Bauernstand und all diese Dinge. Das waren noch Zeiten für all die Dinge, wahrhaftig. Davon existiert heute nichts mehr. Ach!“ seufzte der rotgesichtige Herr. „Die guten alten Zeiten, die guten alten Zeiten!“
    Der Herr erläuterte nicht im einzelnen, auf welche Zeit er eigentlich anspielte. Auch verriet er nicht, ob er die Gegenwart aus dem uneigennützigen Bewußtsein heraus so verachtete, daß sie mit seiner Person nichts Bedeutendes hervorgebracht hat.
    „Die guten alten Zeiten, die guten alten Zeiten“, wiederholte der Herr. „Was waren das für Zeiten! Sie waren die einzig wahren Zeiten. Es hat keinen Sinn, über eine andere Zeit zu sprechen oder ein Wort darüber zu verlieren, wie heutzutage die Menschen sind. Können Sie das noch eine Zeit nennen? Ich nicht. Schlagen Sie Strutts ‚Kostüme‘ nach und sehen Sie, was ein Dienstmann unter einer der guten alten englischen Regierungen darstellte.“
    „In seinen besten Verhältnissen hatte er nicht einmal ein Hemd auf dem Leib oder Strümpfe an den Füßen, und es gab in ganz England kein Gemüse, das er

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