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Alle Weihnachtserzählungen

Alle Weihnachtserzählungen

Titel: Alle Weihnachtserzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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(was ich aber nicht kann), lieber Vater, wie schwer wäre es, ein so volles Herz wie meins zu haben und es Tropfen für Tropfen ausbluten zu lassen, ohne daß ich die Erinnerung an einen glücklichen Augenblick im Leben einer Frau hätte, auf die ich zurückgreifen und die mich trösten und glücklicher machen könnte!“
    Trotty saß ganz still da. Meg wischte sich die Augen und sagte etwas fröhlicher, das heißt halb lachend, halb schluchzend:
    „Das sagt Richard, Vater. Weil er gestern für einige Zeit Arbeit bekommen hat und ich ihn liebe – und das schon seit drei Jahren, ach, noch länger, er weiß es nur nicht –, wollen wir am Neujahrstag heiraten, dem besten und glücklichsten Tag im ganzen Jahr, sagt er, der einem am ehesten Glück bringt. Es kommt etwas plötzlich, nicht wahr, Vater, aber ich brauche nicht erst meine Vermögenslage zu regeln und mein Brautkleid anfertigen zu lassen wie die reichen Damen, stimmt’s, Vater? Und er hat so viel geredet, auf seine Weise: klug und ernst und dabei lieb und freundlich, daß ich versprach, herzukommen und mit dir zu sprechen, Vater. Und weil ich diesmal den Lohn für meine Arbeit heute morgen bekommen habe (völlig unerwartet) und weil es dir die ganze Woche ziemlich schlecht ergangen ist und weil ich unbedingt wollte, daß dieser Tag eine Art Feiertag für dich werden sollte, so wie er mir lieb und teuer ist, Vater, da habe ich den kleinen Schmaus gekocht und dich überrascht.“
    „Und gesehen, wie er auf den Stufen kalt wird“, sagte eine andere Stimme.
    Es war die Stimme von Richard, der unbemerkt an sie herangetreten war und nun vor Vater und Tochter stand. Er schaute auf sie mit einem Gesicht herab, das ebenso glühte wie das Eisen, das er mit seinem Vorschlaghammer bearbeitete. Er war ein ansehnlicher, gutgewachsener, kräftiger junger Mann. Seine Augen sprühten wie die rotglühenden Funken aus einem Hochofen; das schwarze Haar kringelte sich leicht um die braungebrannten Schläfen, und sein Lächeln bestätigte Megs Lobrede auf seine Art der Gesprächsführung.
    „Schau, wie er ihn auf den Stufen auskühlen läßt!“ sagte Richard. „Meg weiß nicht, was er gern ißt. Sie nicht!“
    Trotty streckte Richard sofort voller Begeisterung die Hand entgegen und wollte ihn gerade eilig begrüßen, als sich unvermutet die Tür öffnete und ein Bedienter um Haaresbreite in die Kutteln getreten wäre.
    „Platz da, wird’s bald! Müßt ihr denn immer auf unsern Stufen hocken? Könnt ihr nie zu ’n Nachbarn nich gehn und denen ’nen Schreck einjagen? Werdet ihr wohl aus dem Wege gehn oder nich?“
    Genaugenommen war die letzte Frage überflüssig, denn sie waren bereits gegangen.
    „Was ist los, was gibt’s denn?“ fragte der Herr, für den die Tür geöffnet worden war. Er trat mit jenem leichten, doch gewichtigen Schritt aus dem Haus – diesem Zwischending aus Gang und Trab –, mit dem nur ein Herr, der sich in der absteigenden Hälfte seines Lebens befindet, der knarrende Stiefel, eine Uhrkette und reine Wäsche trägt, aus dem Haus kommen kann: nicht nur im vollen Bewußtsein seiner Würde, sondern mit dem Gebaren, irgendwo wichtige und einträgliche Verpflichtungen zu haben. „Was ist los? Was gibt’s denn?“
    „Auf den Knien hab ich euch gebeten und gebettelt“, sagte der Bediente nachdrücklich zu Trotty Veck, „laßt unsre Stufen zufrieden. Warum laßt ihr sie nich sein? Könnt ihr sie denn nich sein lassen?“
    „He! Genug, genug!“ sagte der Herr. „Heda! Dienstmann!“ Er winkte Trotty Veck mit dem Kopf heran. „Kommen Sie mal her! Was ist das? Ihr Mittagessen?“
    „Ja, Sir“, antwortete Trotty und ließ es hinter sich in einer Ecke stehen.
    „Lassen Sie es dort nicht stehen“, rief der Herr. „Bringen Sie es her. So. Das ist also Ihr Mittagessen?“
    „Ja, Sir“, wiederholte Trotty und betrachtete gebannt und mit wäßrigem Mund das Stück Kuttel, das er für einen letzten genüßlichen Happen aufgehoben hatte und das der Herr jetzt am Ende der Gabel um und um drehte.
    Zwei andere Herren waren mit ihm herausgetreten. Der eine war ein niedergeschlagen wirkender Mann in mittleren Jahren, von dürrer Gestalt und mit einem traurigen Gesicht. Er hielt die Hände ständig in den Taschen seiner schäbigen Pfeffer-und-Salz-Hosen vergraben, die von dieser Angewohnheit schon groß und ausgebeult waren, und sah nicht sonderlich sauber und gebürstet aus. Der andere war eine stattliche, gepflegte Erscheinung in einem blauen Mantel

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