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Alle Weihnachtserzählungen

Alle Weihnachtserzählungen

Titel: Alle Weihnachtserzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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sich in den Mund stopfen konnte“, sagte Mr. Filer. „Das kann ich anhand von Tabellen beweisen.“
    Trotz alledem lobte der Rotgesichtige die guten alten Zeiten, die großen alten Zeiten. Es spielte keine Rolle, was andere sagten, er drehte sich mit seinen Äußerungen dazu ebenso im Kreise wie ein Eichhörnchen im Drehkäfig, das den Mechanismus berührt und von dem Trick wahrscheinlich genausowenig Ahnung hat wie dieser rotgesichtige Herr von seinem entschwundenen Jahrtausend.
    Es ist möglich, daß Trottys Glauben an diese unbestimmten alten Zeiten noch nicht gänzlich zerstört war, denn er fühlte sich in diesem Moment unsicher genug. Eines jedoch war ihm in seiner mißlichen Lage klar, nämlich daß seine bösen Ahnungen, die er heute früh wie an so manchem Morgen gespürt hatte, durchaus begründet waren, mochten sich diese Herren auch im einzelnen voneinander unterscheiden. ‚Nein, nein. Uns gelingt nichts, und wir machen nichts richtig‘, dachte Trotty verzweifelt. ‚In uns steckt nichts Gutes. Wir sind schon schlecht geboren.‘
    Nun hatte Trotty ein Vaterherz in sich, das trotz dieser Fügung irgendwie in seine Brust geraten sein mußte. Er konnte es nicht ertragen, daß Meg in ihrem jungen Glück die Zukunft von diesen klugen Herren vorhergesagt werden sollte. ‚Gott steh ihr bei‘, dachte der arme Trotty. ‚Sie wird es früh genug erleben.‘
    Deshalb winkte er eifrig dem jungen Schmied, mit Meg fortzugehen. Dieser jedoch unterhielt sich mit ihr in einiger Entfernung so angeregt, daß er sein Anliegen erst verstand, als es auch der Stadtrat Cute bemerkte. Nun hatte der Stadtrat noch nicht seine Meinung geäußert, aber er war ein Philosoph – das obendrein, o ja! –, und da er keinen seiner Zuhörer verlieren wollte, rief er: „Halt!“
    „Sie wissen“, sagte der Stadtrat mit selbstgefälligem Lächeln, was typisch für ihn war, zu seinen beiden Freunden, „ich bin ein schlichter Mann, und ich bin ein praktischer Mann, und ich gehe einfach und praktisch zu Werke. Das ist meine Art. Es gibt nicht die geringste Schwierigkeit, mit solchen Leuten zu verkehren, wenn man sie nur versteht und mit ihnen in deren Weise reden kann. Heda, Dienstmann, erzählst du mir oder anderen nicht immer, mein Freund, daß ihr nicht ausreichend und vernünftig zu essen habt? Ich weiß es besser. Ich habe eure Kutteln gekostet, hörst du, und du kannst mich nicht für dumm verkaufen. Du verstehst, was ‚für dumm verkaufen‘ heißt, was? Das ist der richtige Ausdruck, stimmt’s? Hahaha! Du lieber Himmel“, wandte sich der Stadtrat wieder an seine Freunde, „es ist die leichteste Sache von der Welt, mit solchen Leuten zu verkehren, wenn man sie versteht.“
    Er war beim einfachen Volk berühmt, der Stadtrat Cute! Ihnen gegenüber niemals gereizt. Ein nachsichtiger, leutseliger, zu Scherzen aufgelegter und kluger Mann!
    „Ihr seht, meine Freunde“, fuhr der Stadtrat fort, „da wird eine Menge Unsinn von Not geredet. ‚Auf dem trockenen sitzen‘, wißt ihr – so heißt’s doch, stimmt’s? Hahaha! –, und ich habe die Absicht, damit Schluß zu machen. Ein gewisses Gerede vom Hungertod ist in Mode, und ich werde Schluß damit machen. Das ist alles! Du lieber Himmel“, wandte sich der Stadtrat wieder an seine Freunde, „bei solchen Leuten kann man mit allem durchkommen, wenn man es nur versteht.“
    Trotty ergriff Megs Hand und zog sie durch seinen Arm. Er schien gar nicht zu bemerken, was er tat.
    „Deine Tochter, wie?“ sagte der Stadtrat und kraulte sie vertraulich unter dem Kinn.
    Immer leutselig mit der arbeitenden Klasse, der Stadtrat Cute! Er wußte, was ihnen gefiel! Kein bißchen Stolz!
    „Wo ist ihre Mutter?“ fragte der ehrenwerte Herr.
    „Tot“, sagte Toby. „Ihre Mutter war Wäscherin und Plätterin und wurde heimgerufen, als diese hier geboren wurde.“
    „Ich vermute, nicht, um auch da oben zu waschen und zu plätten“, bemerkte der Stadtrat scherzhaft.
    Toby mochte sich seine Frau nach dem Tode von ihrer früheren Beschäftigung getrennt vorstellen oder nicht, es bleibt die Frage: Wenn Mrs. Cute heimgegangen wäre, hätte sich dann Herr Stadtrat Cute ausgemalt, welchen Rang oder welche Stellung sie da oben einnahm?
    „Und du machst ihr also den Hof?“ sprach Cute den jungen Schmied an.
    „Ja“, erwiderte Richard rasch, denn ihn reizte diese Frage. „Und zu Neujahr wollen wir heiraten.“
    „Was sagst du da?“ rief Filer heftig. „Heiraten!“
    „Ja, das haben wir vor,

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