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Allein auf Wolke Sieben

Allein auf Wolke Sieben

Titel: Allein auf Wolke Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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beschweren.«
    »Tun Sie das«, gebe ich heftig zurück. »Mein Name ist
Lena Kaefert. K – A – E – F – E – R – T. Haben Sie das? Aber machen Sie sich keine allzu großen Hoffnungen auf eine Reaktion vom Chef. Für den existiere ich nämlich gar nicht.« Damit drehe ich mich wieder zu Thomas herum. »So, und jetzt her mit meinem Auftrag.« Auffordernd halte ich Thomas meine ausgestreckte Hand hin, doch der schüttelt den Kopf.
    »Ich glaube, das ist keine gute Idee«, sagt er.
    »Jetzt mach schon. Du hast es doch gehört. Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.«
    »Geh nach Hause«, fordert er mich sanft, aber bestimmt auf. »Ich glaube, du bist heute nicht in der richtigen Verfassung, um zu arbeiten.« Meine Wut scheint plötzlich aus mir herauszuweichen wie die Luft aus einem angepieksten Ballon. Hilflos hebe ich die Schultern und sage weinerlich: »Das war ich doch noch nie.«
    »Vermutlich hast du Recht«, meint Thomas nachdenklich. »Komm, ich bringe dich nach Hause.« Damit greift er unter seinen Schreibtisch und zieht ein weißes Schild hervor, auf dem in schwarzen Buchstaben »BIN GLEICH ZURÜCK« steht. Sorgfältig stellt er es auf und erhebt sich mit einem bedauernden Lächeln in Richtung der langen Reihe von Helfern hinter mir. »Tut mir leid«, sagt er entschuldigend.
    »Also, das darf doch wohl nicht wahr sein«, beschwert sich der Nörgler von eben schon wieder lautstark, »das war das letzte Mal, dass ich mich hier angestellt habe. Ich habe es satt, immer diese Verzögerungen.« Ein Blick von Thomas lässt ihn schließlich verstummen und übertrieben seufzend fügt er sich in sein Schicksal, sich woanders anstellen zu müssen, wo er sofort wieder zu
schimpfen beginnt: »He, ich war doch eben noch vor Ihnen, so eine Frechheit, ich werde mich beschweren.«
     
    Bedrückt laufe ich neben Thomas her. Was ist denn bloß los mit mir? Das ist doch eigentlich gar nicht meine Art, fremde Menschen anzupöbeln.
    »Vielleicht solltest du dich auf Dauer tatsächlich nach etwas anderem umsehen«, sagt Thomas und ich nicke kläglich. »Schade«, seufzt er. »Ich fand es schön, jeden Tag mit dir gemeinsam zur Arbeit zu gehen. Aber so langsam sollte ich wohl einsehen, dass du für den Job einfach nicht geschaffen bist.« Ich schüttele den Kopf.
    »Ich glaube, das ist es gar nicht.«
    »Wie meinst du das?«
    »Es ist nicht der Job. Es ist einfach alles hier oben.« Mit einer unbestimmten Handbewegung deute ich auf unsere Umgebung, den Wolkenteppich, den strahlend blauen Himmel. »Ich mag einfach nicht hier sein. Ich vermisse Bäume und Blumen. Ich vermisse das Meer. Und …«
    »Und Michael«, vollendet Thomas meinen Satz und ich nicke.
    »Ich habe wirklich versucht, meinen Tod zu akzeptieren. Ich habe es versucht. Meine Oma hat immer gesagt, wir müssen die Dinge akzeptieren, die wir nicht ändern können. Aber sie hat mir nie verraten, wie man das macht.«
     
    So sitze ich also mutterseelenallein in meiner Wohnung auf dem Boden und grübele. Grübele darüber nach, was ich mit meinem Leben, oder besser gesagt, mit meiner Zeit anfangen möchte. So viel steht fest: Meine Tage als
Helferin sind gezählt, und das ist auch ganz gut so. Vielleicht hätte ich schon vor Jahren einen neuen Job suchen sollen. Und aufhören, ständig Briefe an den Boss zu schreiben. Aber die Dinge brauchen nun einmal ihre Zeit. Noch ein weiser Spruch von meiner Oma. Ich blinzele in die Mittagssonne hinaus und beschließe, mich ein wenig nach draußen zu setzen. Also trete ich vor meine Tür und wünsche mir schnell eine Hängematte in den Garten, in der ich mich niederlasse. Sanft werde ich vom Wind geschaukelt und richte meinen Blick auf den Horizont. Dort türmen sich die Wolkenberge. Ich beobachte, wie sie stetig ihre Form verändern und lasse meine Gedanken einfach wandern.
    »Lena«, ruft jemand mit lauter Stimme und ich fahre erschrocken hoch. Muss tatsächlich eingedöst sein. In diesem Moment steigt eine kleine, zierliche Frau mit dunklen Haaren über meinen Gartenzaun und läuft auf mich zu. »Lena«, ruft sie erneut, »Lena, das kann doch nicht wahr sein.« Mit diesen Worten bleibt sie genau vor meiner Hängematte stehen und sieht mich aus funkelnden blauen Augen aufmerksam an. Ein wenig unschlüssig breitet sie die Arme aus, lässt sie dann mit einem frustrierten Seufzer wieder sinken. »Oh, es ist doch ein Ärger, dass wir hier oben keinen Körper haben. Da sehe ich dich nach so vielen Jahren endlich wieder und kann dich

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