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Allein auf Wolke Sieben

Allein auf Wolke Sieben

Titel: Allein auf Wolke Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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Abend zu uns zu kommen. Peter kocht. Seine berühmte Ente in Orangensauce.«
    »Peter? Wer ist Peter?«, rufe ich aufgeregt in den Hörer, erhalte aber natürlich keine Antwort. So ein Mist! Das ist bestimmt ihr neuer Freund. Endlich ist mein Schwesterchen unter der Haube. Das ist die erste gute Nachricht dieses bis jetzt tieftraurigen Tages.
    »Danke, das ist nett. Aber ich habe leider schon was vor.«
    »Das ist doch gelogen«, meint Julia zum zweiten Mal
und ich möchte wetten, dass sie damit wieder Recht hat.
    »Kann sein.« Am anderen Ende höre ich meine Schwester seufzen.
    »Ich vermisse sie auch, Michael«, sagt sie schließlich sanft, »aber es sind jetzt bald sieben Monate.«
    »Das weiß ich.«
    »Sie würde nicht wollen, dass du so unglücklich bist. Du musst dein Leben irgendwie weiterleben, so kannst du doch nicht …«
    »Julia, ich muss Schluss machen, mein Chef kommt gerade rein«, unterbricht Michael sie, »danke für den Anruf, tschüss.« Damit unterbricht er die Verbindung. Erstaunt sehe ich auf die geschlossene Tür seines Büros und warte geduldig auf das Erscheinen von Herrn Doktor Wiedemann. Dann wende ich mich kopfschüttelnd an Michael, der blicklos vor sich hinstarrt.
    »Sie hat Recht«, flüstere ich, »du muss irgendwie weiterleben.«
     
    Als Michael um halb sieben Anstalten macht, das Büro zu verlassen, beschließe ich, dass es auch für mich an der Zeit ist, zu gehen. Vom Fenster aus sehe ich ihm zu, wie er auf sein Fahrrad steigt und davonradelt. Dann schließe ich die Augen und stelle mich in Gedanken wieder in den gläsernen Aufzug. Der Liftboy lächelt mir freundlich zu, aber mir ist das Lachen vergangen.
    »Eins, zwei, drei …«, ich schließe die Augen. Hätte ich doch Michael niemals so gesehen. Ich habe einfach nicht richtig nachgedacht. Ich will nicht, dass Michael sein Leben lang um mich trauert, ich möchte, dass er glücklich ist. »…zehn, elf, zwölf.« Ich öffne die Augen und
stehe im blutroten Inneren der Abflugstation, die mich plötzlich an eine Gebärmutter erinnert. Ob das Absicht ist? Ich stoße die Tür auf und kneife geblendet vom Sonnenlicht die Augen zu.
    »Hast dich wohl verlaufen, was?«, erkundigt sich Paul mit einem gutmütigen Grinsen. »Dann sag ich am besten mal Theo Bescheid, er ist ganz außer sich vor Sorge.«
    »Das wäre nett, danke«, sage ich schwach, drücke ihm meine Passiermünze in die Hand und mache mich auf den Weg nach Hause. Gedankenversunken laufe ich die Milchstraße entlang und pralle um ein Haar mit Thomas zusammen, der eben in seinen Vorgarten einbiegt.
    »Da bist du ja, Gott sei Dank«, ruft er, als er mich erblickt, und ich verziehe das Gesicht. »Theo hat sich solche Sorgen gemacht, er ist schon seit Stunden wieder da. Wo warst …?« Mitten im Satz hält er inne und schüttelt mitfühlend den Kopf. »Oh, ich verstehe schon.« Ich schlucke schwer und nicke.
    »Bitte sag jetzt nicht, du hättest mich gewarnt«, bitte ich ihn schwach.
    »Natürlich nicht. Aber falls du drüber reden möchtest, ich meine, na ja, ich weiß glaube ich ziemlich genau, wie du dich jetzt fühlst.« Erstaunt sehe ich ihn an.
    »Aber laut R.A.B.S.E. ist es doch …«
    »Na ja«, wiegelt Thomas ab und zuckt ein wenig verlegen mit den Schultern, »wie auch immer, was ich sagen wollte: In diesem Fall hat der Boss Recht, findest du nicht?«
    »Allerdings«, sage ich bedrückt.

Kapitel 4
    »Lena, aufwachen, wo bist du denn schon wieder mit deinen Gedanken«, höre ich Thomas rufen.
    »Verzeihung«, entschuldige ich mich hastig, weil ich anscheinend verpennt habe, dass ich an der Reihe bin.
    »Jetzt aber los, vorwärts, was ist denn das für eine Rumtrödelei?«, grummelt es etwa einen halben Meter hinter mir und ich sehe mich nach dem Miesepeter um, der mit heruntergezogenen Mundwinkeln in der Reihe steht und mich vorwurfsvoll aus dunklen Augen ansieht.
    »Wieso haben Sie es denn so eilig?«, frage ich ihn angriffslustig und er sieht mich konsterniert an.
    »Nun, schließlich habe ich nicht den ganzen Tag Zeit.«
    »Sie können es wohl gar nicht abwarten, schon wieder eine arme Seele hier hochzuschleifen. Warum entspannen Sie sich nicht einfach mal und gönnen ihr noch ein paar Extraminuten unten auf der Erde?«, blaffe ich so aggressiv, dass er zurückweicht.
    »Lena«, höre ich Thomas’ warnende Stimme.
    »Ist doch wahr!«
    »Wie heißen Sie?«, fragt mich der Miesepeter empört und seine Aura färbt sich leuchtend rot. »Ich werde mich über Sie

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