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Allein die Angst

Allein die Angst

Titel: Allein die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Millar
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Reichweite, will er mir damit sagen. Teure Manschettenknöpfe sperren sie weg. Die dunklen Locken, die so ungestüm auf meine heiße Haut fielen, sind wieder gebändigt, aus dem Gesicht gekämmt. Seine Lederschuhe glänzen gönnerhaft auf meinem schäbigen grünen Teppich. Trotzdem spüre ich seine Gegenwart wie meinen eigenen Atem.
    Er seufzt schwer. »Wie geht es Rae?«
    »Gut.«
    »Keine Komplikationen?«
    Ich schüttle den Kopf.
    »Gut. Brauchst du etwas?«
    Ich schüttle den Kopf.
    »Ich habe dir heute früh 200  Pfund überwiesen, für alle Fälle.«
    Ich zeige meinen Dank mit einem Nicken.
    »Worum geht es dann?«
    Als ich nicht antworte, zieht er ungeduldig seine schweren Augenbrauen hoch und kratzt an seiner makellosen Kotelette. Halt dich bloß zurück, warnen mich seine Augen. Setz mich nicht unter Druck.
    »Ich muss dir was erzählen«, sage ich, um eine ruhige Stimme bemüht.
    »Was denn?«
    »Tom hat dich hier gesehen.«
    In seinem Gesicht zuckt es unmerklich.
    »Gestern Abend? Ich hätte mir Kaffee borgen können. Ich wohne gegenüber.«
    Ich schließe kurz die Augen.
    »Jez. Er ist nicht blöd. Er ist wütend, weil wieder etwas zwischen uns läuft. Besonders wütend ist er, weil du hier warst, als Rae gerade aus der Klinik gekommen ist.«
    »Aha«, knurrt er dann. Er zieht an seinen Manschetten, holt tief Luft und seufzt dann ein zweites Mal so schwer, dass mein Sofa bei der Bewegung knarzt. Ich versuche, seinen Blick aufzufangen, aber Jez verfügt über besondere Abwehrmechanismen. Er sieht einen kurz mit diesen dunklen Augen an, die so geheimnisvoll sind wie ein nächtlicher Wald, und wenn man glaubt, die Verbindung sei hergestellt, senkt er die schweren Lider und schließt einen aus. Dann steht man da und kann seine langen Wimpern betrachten, wie sie auf den Wangen ruhen, die sich in einem Schwung zu der gekräuselten Oberlippe hinunterziehen, und sich hilflos ärgern, dass man mehr von ihm wollte. Mehr egal wovon.
    »Was wird er jetzt unternehmen?«
    »Keine Ahnung. Hoffentlich nichts, aber ich weiß es nicht. Er ist wütend. Als er mittags kam, war Suzy hier. Ich dachte schon, er würde reinmarschieren und ihr alles sagen. Er ist gegangen, ohne Rae zu sehen.«
    Jez schüttelt den Kopf und blickt zum Boden, als wiese er einen ungezogenen Hund in die Schranken.
    »Das darf nicht passieren, Callie. Denk an meine Jungs!«
    »Jez!«, sage ich scharf. »Die Situation ist für uns beide nicht gerade prickelnd. Aber es steht nicht in meiner Macht, Tom an irgendetwas zu hindern. Ich will dich nur warnen.«
    Er erhebt sich.
    »So? Das war’s schon?«, fahre ich ihn an. »Wo willst du hin?«
    »Nirgends. Ich brauch einen Drink.«
    Plötzlich merke ich, wie ihn die Sache mitnimmt. Er tritt zum Vorhang und zieht ihn noch fester zusammen. Ich gehe in die Küche und komme mit dem letzten Glas Wein zurück. Er nimmt es mir ab und leert auf einen Zug das halbe Glas, ohne mich anzusehen.
    »Da sind Dinge am Brodeln, von denen du nichts weißt. Zwischen mir und Suzy.«
    »Was denn? Die Sache mit dem Internat?«
    Er wirft mir einen überraschten Seitenblick zu und schüttelt dann den Kopf.
    »Nein. Ja. Unter anderem. Aber wenn sie jetzt dahinterkommt, Callie. Ausgerechnet jetzt. Das würde …«
    Er kippt den restlichen Wein hinunter und sieht mir endlich in die Augen.
    »Und das fällt dir erst jetzt ein, Jez?«, frage ich verbittert.
    »Nein. Aber jetzt muss es aufhören«, sagt er.
    »Hm – so wie letztes Mal?«, murmle ich.
    Er zuckt mit den Achseln, schlägt die Augen nieder und dreht sich zum Fenster.
    »Und das Mal davor?«, fahre ich fort.
    Er stellt das Glas ab und legt die Stirn in Falten. Ein schwacher Seufzer teilt seine Lippen ein wenig, und ich kann mich kaum beherrschen, dass ich nicht zu ihm hinüberlaufe und ihn küsse. Meine Schwäche widert mich an.
    »Nein, ich meine,
alles
muss aufhören. Die Sache mit dir und mir. Und deine Freundschaft mit Suzy. Es ist zu riskant.«
    Mir stockt der Atem.
    »Wie meinst du das? Mit uns ist Schluss? Endgültig?«
    Er ächzt. »Ganz sicher bin ich nicht, aber seit einiger Zeit versucht jemand, auf meine Bankkonten zuzugreifen. Erkundigungen einzuziehen. Ich muss an die Jungs denken.«
    »Was soll das heißen, auf deine Konten zugreifen?«
    »Suzy hat jemanden auf mich angesetzt. Oder auch nicht. Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, dass ich alle Ansätze im Keim ersticken muss. Das Haus verkaufen. Umziehen. Bevor sie es rauskriegt.«
    Seine Worte treffen mich,

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