Allein gegen die Hölle
Halterungen. Als er sich umdrehte, sah er Cherry an einem offenen Kamin stehen, auf dessen Sims sie die brennende Kerze gestellt hatte.
Die Hufe des Palominos polterten auf dem harten Lehmboden, als er sich umdrehte. Überrascht sah Lassiter im Schein der Kerze den Heuhaufen in der Hüttenecke, über den sich der Hengst jetzt hermachte.
Er schüttelte den Kopf. Was sie hier vorgefunden hatten, war ihm ein Rätsel, für das er keine Erklärung fand.
Er ging noch mal zum Lager hinüber. Von dem Toten ging noch nicht der Geruch von Verwesung aus. Als er die bunte Decke zurückschlug, mit der der Leichnam bis zum Hals hinauf zugedeckt war, sah er den durchgebluteten Verband, der sich um seine magere, eingefallene Brust schlang. Der Alte konnte höchstens zwei Tage tot sein.
Lassiter konnte sich nicht vorstellen, dass der Greis es gewesen war, der diese Adobehütte in eine Art Festung verwandelt hatte.
»Iiiiihh!«
Cherrys Schrei ließ ihn herumfahren. Sie wies auf eine Stelle neben dem Kamin, wo ein dunkler, etwa einen Fuß langer Gegenstand am Boden lag. Lassiter ging hin und sah überrascht, dass es ein abgetrennter Huf war. Er schätzte, von einem Esel, darauf wies das struppige graue Fell an dem kurzen, abgehackten Lauf hin.
»Was hat das zu bedeuten?« In Cherrys Stimme schwang jetzt Panik mit. Was sie hier vorgefunden hatten, schien sie völlig durcheinandergebracht zu haben.
Ein harter Schlag pochte gegen die Tür. Nur Sekundenbruchteile später vernahmen sie das Krachen von Gewehrschüssen und weitere Kugeln schlugen in die Tür und die Adobewand der Hütte ein.
Lassiter war mit zwei schnellen Schritten beim Palomino und zerrte die Wentworth-Flinte aus dem Packen. »In meiner rechten Satteltasche ist ein Jutesack mit Patronen für die Flinte«, zischte er Cherry zu. »Hol ihn heraus!«
Er wartete nicht ab, ob sie tat, was er ihr gesagt hatte, sondern lief zu einem der mit dicken Brettern vernagelten Fensterlöcher zu. Die Schießscharte war breit genug, dass die abgesägten Läufe der Finte hindurch passten.
Die Schüsse, der prasselnde Hufschlag der Pferde und das Geschrei der heranjagenden Reiter steigerten sich zu einem wahren Inferno.
Über die Läufe der Schrotflinte hinweg sah er die Reiter auf die Adobehütte zu jagen. Er leckte sich erwartungsvoll über die Lippen – und dann geschah es.
Die ersten Pferde hatten die Fallgrube erreicht und traten ins Leere. Sie überschlugen sich in vollem Lauf und katapultierten ihre Reiter aus den Sätteln. Die fast menschlichen Schmerzensschreie der Tiere gellten in Lassiters Ohren. Er sah, dass es drei Reiter erwischt hatte. Die Pferde wälzten sich auf dem Boden. Nur eines schaffte es, wieder auf die Hufe zu gelangen. Mit einem gewaltigen Satz sprang es zurück über den Graben, der sich vor ihm aufgetan hatte, und löste ein Chaos unter den anderen Reitern aus, die ihre Tiere erschrocken zurückgerissen hatten.
Die drei abgeworfenen Reiter rappelten sich wieder auf. Sie griffen nach ihren Revolvern und jagten Schuss auf Schuss auf die Fensteröffnungen und die Tür zu.
Lassiter drückte den linken Lauf der Wentworth ab. Donnernd entlud sich Schrotflinte, und die zwölf Bleikugeln, die aus dem Lauf fauchten, mähten die drei Banditen um. Einer blieb bewegungslos liegen, die anderen beiden krochen blutüberströmt zu dem Graben hinüber, der ihre Pferde zum Stürzen gebracht hatte, und rollten sich hinein, sodass sie für Lassiter nicht mehr zu sehen waren.
Er schätzte die Entfernung zu den Reitern ab, die allmählich ihre Pferde wieder unter Kontrolle gebracht hatten. Es waren etwa dreißig Yards. Er wusste nicht, wie weit die Kugeln der Wentworth reichten, entschloss sich aber, es auszuprobieren.
Er klappte die Läufe auf, zog die abgeschossene Patronenhülse aus dem linken Lauf, füllte ihn mit einer neuen aus seinem Brustgurt und schob die Läufe wieder durch die Schießscharte, nachdem er sie hochgeklappt hatte. Diesmal drückte er beide Läufe gleichzeitig ab.
Rauch nahm ihm die Sicht, aber er brauchte nichts zu sehen. Das Gebrüll der Banditen und die schrillen Trompetenstöße ihrer Pferde, die sich gleich darauf mit dem Geräusch prasselnden Hufschlags vermengten, ließen ein Bild vor seinen Augen entstehen, das ihm ein wölfisches Grinsen entlockte.
»Schau in die andere Satteltasche«, sagte er zu Cherry, ohne den Graben, in den sich die beiden verwundeten Banditen in Deckung gebracht hatten, aus den Augen zu lassen. »Darin wirst du
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