Allein gegen die Zeit
lokale genetische Mutation. Nur die Bienen vor Ort haben eine Art Antikörper entwickelt.“
Der Anführer trat bedrohlich nah an den Assistenten heran. „Lasinski, verarschen Sie uns nicht.“
„So was würde ich nie tun“, stammelte Lasinski und wich einen Schritt zurück. „Ich dachte, es kommt Ihnen ganz gelegen, wenn der Junge überlebt.“
Der Anführer drehte sich zu Ben um und fixierte ihn für einen Moment mit seinen giftgrünen Augen.
Ben runzelte die Stirn. Er verstand kein Wort von dem, was die Männer sagten.
Auf einmal kamen mehrere Männer in weißen Schutzanzügen in das Labor marschiert. Der Anführer nickte ihnen zu und betätigte einen Hebel an der Wand.
Ben beobachtete gebannt, wie sich nun die Wand beiseiteschob und einen Geheimraum freigab. Er musste den Hals recken, um etwas zu erkennen, doch als ihm bewusst wurde, was sich in diesem Raum befand, blieb ihm endgültig die Luft weg. An die hundert weitere Orchideen standen dort aufgereiht in gläsernen Behältern. Offenbar hatte er nicht alle Orchideen zerstören können. Die Gangster waren auf Nummer sicher gegangen und hatten sich einen geheimen Vorrat angelegt.
„Schafft die Orchideen vom Gelände!“, befahl der Anführer.
Die Männer in den weißen Schutzanzügen trugen Orchidee für Orchidee nach draußen. Mit äußerster Vorsicht hielten sie die tödliche Fracht in ihren Händen und achteten darauf, dass es zu keiner Erschütterung kam. Der Raum leerte sich zusehends. Ben war klar, was das bedeutete. Und allein der Gedanke daran jagte ihm eine höllische Angst ein.
Unter den begeisterten Rufen ihrer Freunde erhob Leo sich langsam. Sie war noch etwas wackelig auf den Beinen, aber es ging ihr spürbar besser. Jonas stützte sie fürsorglich. „Was ist mit Ben?“, fragte sie besorgt.
„Wir werden nach ihm suchen, sobald wir alle wieder fit sind“, versicherte ihr Jonas. „Versprochen!“
Özzi griff zum Bienenbuster. „Okay, wir sollten uns beeilen. Wer will zuerst?“ Sie schauten einander unsicher an. Nur Lenny schnappte sich beherzt den Behälter von Özzi, schüttelte eine der Bienen heraus und ließ sich von ihr stechen. Jonas warf ihm einen missbilligenden Blick zu. Typisch, dass Lenny als Erster seine Haut retten wollte.
„Der Nächste“, murmelte Özzi.
Miri schüttelte ängstlich den Kopf. „Ich schaff das nicht alleine.“
„Ist doch kein Problem“, antwortete Özzi, nahm selbst eine Biene heraus und drückte sie Miri an den Nacken, bis sie zustach. Dann übergab er eine weitere Biene an Sophie. „Schön vorsichtig, wir haben für jeden nur eine …“, flüsterte er ihr noch zu.
Sophie nickte tapfer, drückte langsam ihre Hände zusammen und verzog kurz das Gesicht, als die Biene zustach. „Jacky, du bist dran.“
Jacky presste die Lippen aufeinander. Leo sah, dass sie furchtbare Angst hatte, während sie sich von Özzi die Biene übergeben ließ. Jacky wurde immer panischer. Ihre Hände zitterten.
„Pass auf!“, rief Jonas. Zu spät! Die Biene war aus Jackys zitternden Händen entwischt.
Entsetzt blickte Jacky der Biene hinterher. Özzis Versuch, sie wieder einzufangen, blieb erfolglos. Nun gab es nur noch zwei Bienen für drei Personen.
„Es tut mir so leid“, schluchzte Jacky. „Ich mach alles falsch.“
Alle sahen sich erschrocken an. Da machte Özzi plötzlich entschlossen einen Schritt auf Jacky zu. „Jacky?“ Sie sah ihn überrascht an. Özzi atmete durch, dann gab er sich einen Ruck. „Du kannst meine haben.“
Sophie sprang sofort empört auf. „Warum sollst ausgerechnet du deine hergeben, Özzi?“, rief sie verzweifelt.
Jacky war sprachlos. „Das würdest du für mich tun?“
„Klar …“, murmelte Özzi.
Jonas biss sich auf die Lippen und nahm Özzi den Bienenbuster aus der Hand. „Komm mal klar jetzt, Alter. Jacky kriegt meine Biene, ist doch logisch …“
Özzi sah ihn finster an. „Ey, Abi, findest du nicht, dass du heute schon genug den Helden gespielt hast?“
Ohne darauf einzugehen, nahm Jonas blitzschnell eine Biene aus dem Bienenbuster und drückte sie Jacky an den Nacken. Im nächsten Moment tat er bei Özzi dasselbe und schmiss anschließend den leeren Bienenbuster in die Ecke.
Özzi fasste sich an den Hals. Die Biene hatte zugestochen. „Jetzt ist keine mehr für dich da! Spinnst du?“
„Özzi, jetzt kapier es doch endlich.“ Jonas sah Özzi tief in die Augen. „Die Welt braucht dich. Du bist der Özmann! Der Erfinder des Sempf und des
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