Allein gegen die Zeit
erwiderte Ben. „Aber erst müssen wir los! Leo und die anderen retten! Du hast gehört, was der Gangster gesagt hat. Die wollen hier alles in die Luft sprengen!“
Lautlos öffnete Ben die Tür. Er beobachtete, wie zwei Gangster einen unscheinbaren Schalter betätigten, der in der Wand eingelassen war. Nachdem sich daraufhin eine schwere Eisentür ächzend öffnete, verschwanden die Männer in einen dunklen Tunnel. Das musste der Fluchtweg sein, von dem der Anführer vorhin gesprochen hatte!
Ben lotste seinen Vater mit nach draußen. Der Fahrstuhl war nicht mehr weit entfernt. Doch sie mussten sich höllisch beeilen. Schließlich konnte ihnen jeden Moment alles um die Ohren fliegen.
Leo beriet gerade mit den anderen, wie sie fliehen könnten, während Özzi mit dem Fernglas von der zweiten Ebene aus Ausschau hielt. Auf einmal tönte es entsetzt von oben herunter: „Leute, die haben Särge dabei!“
Alle rannten nach oben zu Özzi. Tatsächlich trugen unten gerade einige Männer mit Schutzanzügen zwei Särge vorbei.
Ein Krankenwagen kam auf das Gelände gefahren und hielt unterhalb des Turms. Leo sah ihre Chance und wollte schon um Hilfe schreien, da öffnete sich die Fahrertür und einer der Gangster stieg aus dem Wagen. Es war der Wächter, der auf Ben aufgepasst hatte.
Der Mann lief zu einem der Särge und hob den Deckel. Leo bekam große Augen. „Die Orchideen …“
Sophie nickte beklommen. „Die wollen die Orchideen in den Särgen rausschmuggeln.“ Leo kaute auf ihrer Unterlippe herum. Anscheinend hatte Ben doch nicht alle Orchideen zerstören können.
„Was haben die damit vor?“, wollte Jacky wissen.
„Na, einen Anschlag“, fuhr Jonas ihr über den Mund. „Das haben die damit vor.“
„Leute, überlegt mal“, sagte Özzi leise. „Wenn die Gangster die Orchideen irgendwo hochgehen lassen, können sie total viele Menschen gleichzeitig infizieren!“
„Ich glaub, mir wird schlecht“, stöhnte Miri.
„Aber was ist mit den Bienen? Die haben uns doch auch gerettet“, rief Jacky.
Lenny schüttelte den Kopf. „Wenn die das in Berlin losgehen lassen, wo sollen die Leute dann so viele Bienen herbekommen?“
„Und vor allem ist ja nur der Bienenstamm hier immun dagegen“, fügte Sophie hinzu.
„Das heißt, wenn die Männer das mit dem Anschlag schaffen, dann gibt es für die Opfer keine Rettung!“, fasste Leo entsetzt zusammen.
„Die schaffen die Biowaffen vom Gelände und wir können nichts dagegen tun“, murmelte Jonas verbittert.
Özzi, der weiterhin die Umgebung mit dem Fernglas beobachtete, schrie unvermittelt auf. „Ey, Leute, ich glaub’s nicht. Wie kommt der denn hierher?“ Er rieb sich die Augen und vergewisserte sich noch einmal mit einem Blick durch den Sucher. „Da ist mein Bruder!“
Leo schaute in dieselbe Richtung. Tatsächlich! Direkt vor dem Zaun stand Özzis Bruder Cenk!
Özzi reagierte blitzschnell. Er nahm aus seinem Rucksack ein Stück Papier heraus und schrieb hastig eine Nachricht darauf. Dann wickelte er den Sempf, seinen selbst gebastelten Peilsender, in den Zettel ein. „Ich hab ihm geschrieben, dass in dem Krankenwagen Biowaffen versteckt sind, und dass er da dranbleiben soll.“
„Und wie soll die Nachricht zu deinem Bruder gelangen?“, fragte Lenny mit hochgezogenen Augenbrauen.
Özzi grinste und zog seine Steinschleuder aus dem Rucksack. „Damit!“
Leo beobachtete, wie Özzi den in die Botschaft eingewickelten Sempf in das Gummiband legte, als auf der anderen Seite des Zauns ein Gangster herbeieilte und eine Waffe zog. Özzis Bruder wich zurück.
„Tu was, Özzi, schnell!“, rief Leo panisch. Özzi spannte das Gummiband, zielte und zog ab.
Das Geschoss traf den Gangster direkt am Hinterkopf. Er sank zu Boden und blieb liegen. Alle jubelten und bestürmten Özzi. Er versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, dass der Treffer pures Glück war. „Tja, der Özzman hat die Augen eines Adlers!“
Verblüfft schaute Cenk auf den bewusstlosen Gangster, der ihn gerade eben noch mit einer MG bedroht hatte, dann auf das danebenliegende Wurfgeschoss. Als er es aufhob, entdeckte er gleich den Zettel und las ihn. Verwundert drehte er sich nach allen Seiten um. Schließlich sah er hoch oben auf dem Turm seinen Bruder und dessen Freunde. Özzi gestikulierte wild und zeigte zu dem großen Tor, durch das gerade der Krankenwagen das Gelände verließ. Cenk spurtete sofort los.
„Aber wie soll er an dem Krankenwagen dranbleiben?“, meinte Sophie
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