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Allein in der Wildnis

Allein in der Wildnis

Titel: Allein in der Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne LaBastille
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achthundert Meter Entfernung von einer Landzunge am gegenüberliegenden Seeufer. In der kristallklaren Frostluft trug er erstaunlich weit.
    »Anne, komm schnell! Mit deinem Schneemobil!«
    Ich blickte über den See. Keiner da, keine Hunde, keine Tiere, nichts. Da entsann ich mich, daß zwei Männer im Auftrag der Besitzer dort mehrere Sommerhäuser abgingen und Holz hackten und stapelten. Konnte einer von ihnen verletzt sein?
    Ich reagierte schnell. Wie durch ein Wunder war alles zum Aufbruch bereit, die Maschine aufgetankt und noch warmgefahren. Mit Vollgas raste ich zur Landzunge hinüber. Ein großer Mann kam aus dem Wald gehumpelt, so rasch er konnte. Jede Bewegung verriet Panik, verriet, daß er verletzt war. Ein Hosenbein war bis zum Knie aufgerissen, Blut sickerte aus seiner langen Unterhose.
    »Hab mir mit der Axt eine Schlagader aufgehauen!« schrie er. »Es blutet stark — werde vielleicht ohnmächtig. Um Himmels willen, fahr mich hier weg!«
    Der Mann maß etwa 180 Zentimeter und wog vielleicht neunzig Kilo. Kurz dachte ich an mein einsitziges Maschinchen, an die Mühe, den Verunglückten festzuhalten und weiterzutransportieren, sollte er tatsächlich auf dem Eis umkippen. Da ich nie einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert hatte, wußte ich nicht, was tun. Das Vernünftigste schien mir, den Mann so rasch wie möglich in die Klinik von Lake Serene zu bringen.
    »Steig auf!« rief ich. »Halt dich gut an meinen Schultern fest und versuche, nicht ohnmächtig zu werden.«
    Nie hatte die kleine Rupp so lange gebraucht, um über den See zu kommen; das Extragewicht machte ihr schwer zu schaffen. Unterwegs fiel mir plötzlich etwas ein. In der Nähe des öffentlichen Anlegers bog ich zu einem Sommerhaus ab, das elektrischen Strom und ein CB-Gerät hatte. Notfalls würde ich dort einbrechen, den Strom einschalten und den Krankenwagen herbeifunken. Vielleicht brauchte der Holzhacker Blut. Vielleicht brauchte ich Hilfe, um ihn zu transportieren. Wieder ein Wunder: das Haus war bewohnt. Nur drei Minuten waren nötig, um Anweisungen zu geben, die Situation zu erklären und einen Helfer zu rekrutieren. Zusammen schafften wir den Mann — der immer noch bei Bewußtsein war — zum Anleger und zu meinem Kombi.

    Schneemobil-Picknick bei Minustemperaturen: In der Pfanne brutzeln Wildbretsteaks.

    Auch der Kombi-Motor war von meinem Trip zum Postamt noch halbwegs warm und die Straße frisch geräumt. Über den Berg schnurrten wir nach Hawk Hill, dann über die Asphaltstraße in Richtung Lake Serene, das dreißig Kilometer entfernt lag. Mit aufgeblendeten Scheinwerfern und laut hupend nahm ich die Kurven dieser verschneiten Straßen schneller als je zuvor. Blut befleckte den Boden des Wagens, unsere Stiefel, den Sitz. Mit Stoffetzen vom zerrissenen Hosenbein band mein Begleiter das Bein ab. Acht Kilometer hinter Hawk Hill kam uns in ebenso rasendem Tempo der Krankenwagen entgegen. Beide Fahrzeuge bremsten heftig, schlidderten, stoppten, setzten zurück. Der Holzhacker fiel vor Angst fast in Ohnmacht. Aber schon wurde er von kompetenten Händen auf eine Bahre verladen und ins Krankenhaus geschafft. Ein paar Nähte und eine Blutübertragung stellten ihn rasch wieder her. Mein Begleiter und ich stärkten uns inzwischen mit Steak-Sandwiches und heißem Kaffee; dann halfen wir unserem Patienten heim. Es war noch einmal glimpflich abgegangen. Der Mann genas und konnte noch vor der Eisschmelze seine Arbeit zu Ende bringen.
    Unfälle, immer wieder Unfälle gab es in den letzten Wintern auch mit Schneemobilen. Es kann ein gefährlicher Sport sein, mit Kniebrüchen, Hüftverrenkungen, Bandscheibenschäden und Schnittwunden im Gesicht. Auf dem Black Bear Lake, dem Lake Serene und anderen Seen sind Maschinen durchs Eis gebrochen, in bis zu fünfundzwanzig Meter tiefes Wasser, wobei die Fahrer sich wie durch ein Wunder durch Absprung retten konnten. Maschinen wurden bei Straßenüberquerungen von Autos erfaßt. Maschinen kollidierten auf engen Pisten miteinander. Schlimmes Beispiel: Ein Vater von vier Kindern machte auf einem Waldweg Fahrkunststücke und raste in gefährlicher Schräglage um Biegungen. In einer scharfen Kurve prallte er mit dem Oberkörper gegen einen beladenen Kleinlaster. Sein Schneemobil bekam keinen Kratzer ab, aber der Fahrer starb an zahlreichen Knochenbrüchen.
    Auf demselben Waldweg hätte auch ich um ein Haar einen Unfall gehabt. Eine Freundin aus Boston war zu einem Winterwochenende hergeflogen. Da sie noch nie mit

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