Allein in der Wildnis
werden!
Sie wurde kurz an einer Raststätte unterbrochen, aber auch dort gaben sich die Jungen recht einsilbig. Nur der Hund zauberte ein kleines Lächeln auf ihre Gesichter.
„So kann es nicht weitergehen!“, stellte der Vater fest. „Ihr könnt mich jetzt nicht bestrafen und kein Wort mehr mit mir sprechen. Was soll das? Ihr macht mir das hier wirklich schwer, ich hatte mich so auf euch gefreut.“
„Wir uns aber nicht auf dich. Du hast nie Zeit für uns. Noch dazu haben wir wirklich keinen Bock, ewig in der Wildnis zu hocken. Wir leben in Los Angeles, wenn du dich daran erinnern kannst. Du hast uns dazu gezwungen, wir kommen nicht freiwillig mit“, schnauzte Tim.
„Das habe ich schon mitbekommen, aber wir müssen nun einmal das Beste daraus machen. Wir werden jetzt ein halbes Jahr aufeinander angewiesen sein. Da wird es Zeit, dass ihr euch endlich umstellt. Vielleicht macht ihr euch darüber einmal Gedanken. Mir macht das nichts aus, ich bin die Einsamkeit gewöhnt. Ich werde euch jetzt nicht mehr ansprechen, denn wenn ihr etwas erzählen wollt, dann kommt ihr von ganz allein, da bin ich mir sicher.“ Der Vater ging kopfschüttelnd zu seinem Auto. Langsam und mit hängenden Schultern folgten ihm die Jungen. Der Hund lief neben ihnen her.
Wenig später brach langsam die Dunkelheit herein. Im Auto herrschte Ruhe. Irgendwann hielten sie an einem Motel, um dort die Nacht zu verbringen. Vollkommen übermüdet fielen alle drei in ihre Betten, die lange Fahrt hatte sie geschafft.
Am nächsten Morgen sollte die Fahrt zeitig weitergehen. Vorher frühstückten sie jedoch in aller Ruhe. Tim und Kevin hatten über die Worte des Vaters vom Vortag nachgedacht. Langsam akzeptierten sie ihre Reise. Etwas anderes blieb ihnen schließlich auch nicht übrig.
Jetzt wurden die Jungen gesprächiger. Sie gaben ihre abwehrende Haltung auf; sie wollten ihren Vater auch nicht verärgern. Der Hund stellte seine Ohren auf, als habe er alles verstanden. Die Brüder stellten ihrem Vater viele Fragen über den Nationalpark, so verrannen die Stunden wie im Flug. Als sie hörten, dass es heiße Quellen, Geysire, Wasserfälle, hohe Berge und tiefe Seen gab, entwickelten sie langsam eine Vorstellung vom Nationalpark. „Bären, Wölfe, Bisons und Elche können direkt vor der Hütte stehen“, erzählte ihr Vater. Kevin bekam eine Gänsehaut, denn er hatte Angst vor wilden Tieren. „Natürlich gehen wir auch mal angeln, denn da gibt es Fische, so groß wie Häuser“, flunkerte Nick. Die Kinder lachten, denn das glaubten sie ihm nicht. „Wie viel Kilometer sind das von Los Angeles bis nach Yellowstone?“, fragte Kevin. Nick überlegte. „Ich schätze so 1.700 Kilometer.“ Kevin schrieb es gleich in sein Notizbuch. „Können wir nicht in Las Vegas haltmachen?“, fragte Tim. Nick schmunzelte über diese Frage, aber er verneinte sie.
Die Gegenden links und rechts der Straße gingen unablässig ineinander über. Kevin begeisterte sich an den Schönheiten der Landstriche und hielt alles Wichtige in seinem Notizbuch fest. Tim schüttelte nur den Kopf darüber.
„Du brauchst gar nicht deinen Kopf zu schütteln“, sagte Kevin.
Tim boxte ihn daraufhin wieder in die Seite und der Jüngere jaulte auf. „Weichei!“, flüsterte Tim.
„Hört auf zu streiten, die Fahrt ist noch lang“, brummte vorn der Vater.
Kevin hörte auf zu schreiben und fragte seinen Vater: „Wie groß ist eigentlich der Nationalpark?“
Nick antwortete: „So 10.000 Quadratkilometer!“ Sogar Tim hob den Kopf und sah seinen Vater erstaunt an. Soviel Fläche hatte er nicht erwartet. „Es gibt sogar fünf Eingänge für den Park und sechs Bereiche. Die Touristen können sich im Park umschauen. Alles wird von Parkrangern bewacht, die auch den Touristen behilflich sind“, zählte Nick auf. Dann fiel Tim auf einmal das Buch von Carolin ein und er holte es aus seinem Rucksack. Er schlug es auf, dabei purzelte ihm ein Foto entgegen. Es zeigte ein Bild von Carolin. Als er es wendete, entdeckte er die Schrift: „Ich warte auf dich. Carolin!“ Grinsend steckte er das Foto in seine Jackentasche. Fragend schaute Kevin ihn an. „Schreib weiter Weichei!“, flüsterte Tim ihm zu. Kevin wurde mutig und zeigte ihm einen Stinkefinger. Tim lehnte sich entspannt im Polster zurück, dabei lächelte er.
Im Nationalpark
Nach vielen Kilometern kamen sie im Nationalpark an. Vollkommen fertig schleppten sie zunächst ihre Sachen in die Hütte, und fielen
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