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Allein in der Wildnis

Allein in der Wildnis

Titel: Allein in der Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Paulsen
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einen neuen Bogen machen und Nahrung finden. Morgen würde er sich satt essen und die Hütte verbessern und alles wieder in Ordnung bringen, wie es vor diesem verrückten Tag gewesen war.
    Er rollte sich zusammen, legte den Kopf auf den Arm und starrte ins Feuer. Schon im Einschlafen kam ihm ein Bild in den Sinn: das aus dem Wasser ragende Heck des Flugzeugs. Ganz deutlich glaubte er es zu sehen. Und in dem Flugzeug, im Laderaum oder wo auch immer, musste das Paket mit den Notvorräten sein. Gewiss hatte es den Absturz heil überstanden, denn der Rumpf des Flugzeugs war unbeschädigt.
    Mit einem Schlag war Brian hellwach. Oh, wenn ich dieses Paket aus dem Flugzeug holen könnte. Dieses Überlebenspaket! Es musste doch Essensrationen enthalten, ein Messer und Zündhölzer. Vielleicht sogar einen Schlafsack. Und eine Angelrute mit richtigen Haken. Lauter wunderbare Dinge, dachte er. Wenn er an dieses Paket herankam, wäre er reich, unermesslich reich, und alle Not hätte ein Ende. Ja, morgen …
    Brian schlief ein, fiel in einen tiefen, heilsamen Schlaf – und im Traum sah er noch immer das Heck des Flugzeugs, wie es dort aus dem Wasser ragte.
    Am nächsten Morgen war Brian auf, bevor es richtig hell wurde. Im grauen Dämmerlicht schürte er das Feuer und sammelte Holz für den Tag. Brian war übermütig, denn seine Rippen taten kaum noch weh. Und als das Lager gerüstet war, schaute er auf den See hinaus. Er befürchtete, dass das Flugzeug verschwunden sein könnte – wieder in der Tiefe versunken. Aber es war noch da. Es hatte sich anscheinend nicht von der Stelle bewegt.
    Im Wasser vor ihm tummelten sich ein paar Fische im Becken. Sie suchten nach winzigen Resten der Köder, die vom Tag vor dem Sturm übrig geblieben waren. Brian musste seine Ungeduld bekämpfen – seinen Wunsch, gleich zum Flugzeug hinauszuschwimmen. Die Vernunft ermahnte ihn, sich daran zu erinnern, was er gelernt hatte. Zuerst musste er etwas essen. Denn Essen gibt Kraft, dachte er, Kraft für weitere Taten. Hier gab es Fische und vielleicht gab es im Flugzeug gar kein Notpaket mit Essensrationen. Vielleicht war alles nur ein Traum.
    Die Fische aber waren Wirklichkeit. Eine unentbehrliche Wirklichkeit. Denn sein geschrumpfter Magen signalisierte ihm unerbittlich Hunger.
    Was Brian als Erstes brauchte, war ein Speer, so ein gegabelter Speer mit zwei Spitzen. Ein passender Stecken war bald gefunden und Brian machte sich nicht die Mühe, die Rinde vom Schaft abzuschälen. Nur das spitze Ende feilte und schärfte er sorgfältig mit dem Beil. Trotzdem verging eine Stunde mit dieser Schnitzarbeit, während er immer wieder zum aufragenden Heck des Flugzeugs hinüberschaute. Seine Hände arbeiteten an dem Speer – doch in Gedanken entwarf er bereits den Plan, wie er ins Flugzeug gelangen sollte.
    Der Speer war fertig. Zuletzt trieb Brian einen Keil zwischen die beiden Spitzen, um sie zu spreizen, und ging dann zum Fischbecken hinunter. Es wimmelte nicht gerade von Fischen im Wasser, aber es waren mindestens zehn, die dort schwammen. Brian wählte einen der größeren – einen rundlichen Fisch, fast zwanzig Zentimeter lang – und hielt seinen Speer ins Wasser. Er wartete einen Moment und stieß blitzschnell zu, als der Fisch direkt vor die Speerspitze geschwommen war.
    Es war ein glatter Treffer und Brian hatte keine Mühe, noch zwei weitere Fische zu fangen. Er trug sie alle zur Feuerstelle. Jetzt bewährte sich eine Erfindung, die er gemacht hatte – ein Kochbrett aus einem flachen Stück Holz, das er mit der Beilklinge geglättet hatte. Er konnte es aufrecht ans Feuer stellen, dort, wo die Glut am heißesten war, und wenn er die Fische mit kleinen Zapfen daran festspießte, garten sie von selbst, ohne dass er sie mit der Hand über dem Feuer drehen musste.
    Als Brian dem verlockenden Duft nicht mehr widerstehen konnte, löste er das saftige Fleisch von den Gräten und aß.
    Die Fische machten ihn nicht satt. Allzu leicht glitt ihr mürbes Fleisch durch die Kehle. Aber sie gaben ihm Kraft, die er jetzt dringend brauchte. Sein Plan, wie er zum Flugzeugwrack gelangen sollte, war fertig.
    Er musste ein Floß bauen, hatte er sich überlegt, während er den Speer schnitzte, und damit zum Flugzeug paddeln und es dort anbinden. Irgendwie musste er in das Wrack gelangen. Das heißt, er musste die Verkleidung aufschneiden oder irgendwie öffnen. Und dazu brauchte er eine feste Arbeitsplattform. Ja, ein Floß.
    Leichter gesagt als getan!, sinnierte Brian.

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