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Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Duffy
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und spürte, wie sich meine Nägel in meine Handflächen gruben, während die Tränen anfingen zu fließen. »Sie arbeitet HIER ?«, sagte ich ungläubig und erkannte kaum meine eigene Stimme. Ich fing an, vor Wut zu zittern, vor unglaublicher, verzehrender Wut. »Patty!«, hallte meine Stimme wider von den Keramikfliesen. »Wieso wusste ich das nicht?«
    »Sie arbeitet im Bostoner Büro! Wie zum Teufel hättest du das wissen könne n ?«
    Boston. Will hatte gesagt, er müsse nach Boston. Aus geschäftlichen Gründen. An dem Abend, an dem er mich auf die Dachterrasse seines Freundes mitgenommen hatte, um die Skyline zu bewundern. Ich bin zu dumm für diese Welt.
    Ich warf die Zeitung mit aller Kraft in den Mülleimer. Sie landete dort mit einem gewaltigen Bums auf zusammengeknüllten Papierhandtüchern und Taschentüchern. Ich starrte Patty ausdruckslos an. Verlobt. Sie wollten heiraten.
    »Was hat er am Samstag gesagt?«, erkundigte sie sich. »Esmuss ihm doch klar gewesen sein, dass das veröffentlicht wird. Hat er ernsthaft geglaubt, dass du das nicht sehen würdest? Es steht im Boston Globe, du meine Güte! Na gut, es ist nicht die New York Times , aber es ist immer noch eine wichtige Zeitung!«
    »Er hat gesagt, er sei krank«, schluchzte ich.
    »Oh, na super! Krank . Ein verdammter Irrer, das ist er!«
    »Patty«, jammerte ich. »Wie zum Teufel soll ich wieder da hoch gehen und so tun, als wäre alles in bester Ordnung?«
    »Tust du nicht. Ich sage Chick, dass ich dich auf der Toilette getroffen habe und dass dir schlecht war und du nach Hause gegangen bist«, sagte sie.
    Ich wischte mir den Mund ab und die Augen trocken und versuchte, mich zu fangen. Patty umarmte mich, und als wir uns trennten, hatte ich die ganze Schulter ihres hellblauen Pullovers mit meinem Make-up und meinen Tränen beschmiert. Na toll.
    »Danke«, flüsterte ich, während ich versuchte, mich so weit zusammenzunehmen, dass ich das Gebäude verlassen konnte, ohne dass mich jemand bemerkte. »Wenn ich mir das vor seinen Augen hätte ansehen müssen …« Ich verschluckte den Rest, weil der Gedanke daran so grauenhaft war, dass ich den Satz nicht beenden konnte.
    »Geh nach Hause«, sagte sie. »Es könnte schlimmer sein. Du könntest sie sein. So schlimm dies ist, wenigstens kennst du die Wahrheit.«
    »Ja, immerhin ein Vorteil.«
    Chick hatte recht. Eine Beziehung mit einem Kollegen zu haben, war einfach eine schlechte Idee. Es war die allerschlechteste Entscheidung, die ich in meinem bisherigen Leben getroffen hatte.

16
    Zuckerpüppchen
    Das Klingeln meines Handys weckte mich später am Nachmittag aus meinem unruhigen Schlaftabletten-Schlaf. Es war Liv, aber ich nahm nicht ab. Ich konnte es nicht über mich bringen, darüber zu reden. Ich würde nie wieder eine Zeitung lesen. Von jetzt an würde ich meine Nachrichten auf die gleiche Art beziehen, wie die Mehrheit der Amerikaner es tat – indem ich im Fernsehen Weekend Update oder Saturday Night Live einschaltete.
    Ich hörte mir Livs Nachricht an. Sie sagte, sollte ich mich dadurch irgendwie besser fühlen, sähe ihrer Meinung nach die Schnepfe auf dem Foto schrecklich aus. Was nicht stimmte. Und sie hob hervor, dass ich besser dran sei als die arme Frau auf dem Foto, die keine Ahnung hatte, dass ihr Verlobter noch eine zweite Beziehung in New York unterhielt, während sie Porzellan in Boston aussuchte. Da war was dran.
    Ich beschloss, einen Spaziergang zu machen. Die frische Luft würde vielleicht helfen, meine Depression zu bekämpfen. Ich zog Jeans und ein Sweatshirt an, dann ging ich die Sixth Avenue in südliche Richtung hinunter, ohne ein Ziel vor Augen zu haben. Ich marschierte drauflos, tief in Gedanken, völlig absorbiert von meinem Elend. Ich achtete auf nichts um mich herum. Wie auch? Mein ganzes Leben war gerade den Bach runtergegangen; das machte es schwer, sich auf irgendetwas zu konzentrieren. Ich ging wie auf Autopilot. Ich machte den Fehler, nicht auf die Ampel vor mir zu achten. Als ich auf die Straße trat, den Blick nach oben in den blauen Himmel und die transparenten Wolken gerichtet, rempelte mich ein Fahrradkurier an, und ich landete auf meinem Po. Er versuchte noch, mich durch Klingeln zurück auf den Bürgersteig zu scheuchen, aber es war zu spät. Ihm blieben nur zwei Möglichkeiten: Entweder, er nietete die Frau um, die gerade auf die Straße trat, oder er wiche auf die verkehrsreiche Straße aus und wurde selbst überfahren.
    Er bremste kaum ab, als er mich

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