Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition)
»Legen Sie los!«
»Also, ich hatte Pseudo-Dates mit einem Typen, mit dem ich zusammenarbeite, aber niemand im Büro wusste davon. Wenigstens glaube ich, dass sie es nicht wussten, oder wenigstens bete ich zu Gott, dass sie es nicht wussten.«
»Und was genau tun Sie?«
»Finanzwirtschaft.«
»Wall Street. Verstehe. Sehr beliebt seid ihr Typen dieser Tage nicht gerade da draußen.«
»Ja, ich weiß. Egal, jedenfalls wollte er noch keine ernsthafte Beziehung, was ich respektierte, sodass wir es ganz locker gehandhabt haben. Er hatte vor, mich an meinem Geburtstag am Samstag zum Dinner auszuführen, aber dann rief er nicht an und antwortete nicht auf meine Nachrichten, und ich hörte erst um elf Uhr abends von ihm. Er informierte mich per SMS, dass er krank sei. Als ich heute Morgen dann mit dem festen Vorsatz ins Büro ging, ihn umzubringen, fand ich heraus, dass gestern seine Verlobungsanzeige im Boston Globe stand. Und deswegen versuche ich, nicht total auszuflippen, und nehme mir ein oder zwei Tage frei.«
Matt verschränkte die Arme vor der Brust und musterte mich skeptisch.
»Ist das wirklich passiert?«
»Pfadfinderehrenwort.«
»Mann! Also, falls Sie sich dadurch besser fühlen – für mich klingt es, als wären Sie besser dran ohne ihn.« Er wartete eine Minute, und als ich nichts erwiderte, fuhr er fort: »Ich war auch einmal verlobt. Als ich zweiundzwanzig war, habe ich meiner Highschool-Freundin einen Antrag gemacht.«
»Tatsächlich? Und was ist passiert?«
Matt öffnete eine neue Flasche Pinot und schenkte sich selbst ein Glas ein. »Na ja, sie verhielt sich ungefähr einen Monat vor der Hochzeit total merkwürdig. Sie hat nie zurückgerufen, und wenn ich mit ihr zusammen war, schien es immer so, als wäre sie total abwesend, verstehen Sie? Also habe ich sie eines Tages gefragt, was eigentlich los ist.«
»Und?«
»Es stellte sich heraus, dass sie sich für zu jung hielt zum Heiraten. Sie wollte ›Erfahrungen sammeln‹ bevor sie sich ›endgültig bindet‹; sie wollte nach Los Angeles und Schauspielerin werden. Und sie wollte allein dorthin. Ich war am Boden zerstört, ließ sie aber gehen. Jetzt dreht sie Softpornos, um die Rechnungen bezahlen zu können, und lebt mit jemandem zusammen, der Blade heißt. Und ich bin hier, besuche die Kochschule und rede mit Ihnen. Sie sehen also, die Dinge neigen dazu, sich zum Besseren zu wenden. Auch wenn Sie es jetzt noch nicht glauben – irgendwann werden Sie begreifen, dass es besser für Sie war.« Er zeigte auf mein halbvolles Weinglas. »Der geht aufs Haus. Herzlichen Glückwunsch. Das Jahr kann ab sofort nur noch besser werden.«
»Hoffentlich.« Ich seufzte. »Also, Matt Matthews! Interessanter Name. Ihre Eltern waren nicht sehr originell, nicht wahr?«
»Nicht besonders. Einer der Gründe, warum ich Pittsburgh verlassen habe und hierhergekommen bin, war, weil dort alles so langweilig war. Ich wollte spannende Menschen um mich haben. Verstehen Sie, Menschen, die mitten am Tag von Kurierfahrern angerempelt werden.«
»Erzählen Sie mir von der Kochschule. Warum möchten Sie Koch werden?«
»Nachdem meine Ex nach L.A. abgedampft ist, bin ich hierhergezogen und habe ein paar Jahre lang in verschiedenen Lokalen Tische abgeräumt und Kartoffeln geschält, um das Schulgeld zusammenzukratzen. Dann habe ich mich im Manhattan Culinary Institute eingeschrieben. Eines Tages möchte ich mein eigenes Restaurant haben.«
»Das klingt super. Ich koche auch gern. Gestern hat im Fernsehen eine Frau Hühnchen zubereitet und Brownies gebacken und sah richtig glücklich aus. Ist es schwer, dort angenommen zu werden?«
»Die Anmeldung ist ganz einfach. Sie gehen einfach online und füllen das Formular aus, geben Ihre Kleidergröße an und zahlen eine Kaution. Wenn Sie sich ganztags anmelden, bekommen Sie Ihr Zertifikat nach sechs Monaten. Wenn Sie es halbtags machen wie ich, dauert es neun Monate, aber das ist gut, weil Sie dann weiterarbeiten können. Und weniger Geld aufnehmen müssen.«
»Was passiert, wenn man etwas nicht essen mag, geschweige denn kochen möchte? Ich mag zum Beispiel keine Mayonnaise. Ich glaube nicht, dass ich die zubereiten könnte. Wäre das ein Problem?«
Matt lachte. »Ja. Aber sie bieten auch einen Konditorlehrgang an. Haben Sie auch eine Aversion gegen Zucker?«
»Mir ist noch nichts Süßes untergekommen, was ich nicht gern esse.«
»Also, wenn Sie nach einem Neuanfang suchen …« Matt zog eine Serviette vom Stapel am Ende
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