Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition)
lange. Ab jetzt werden die Wochen nur noch länger und anstrengender.«
Ich sah Drew hinterher und versuchte mir einzureden, dass er recht hatte, dass wir in Sicherheit waren. Unser Team machte Umsatz. In rückläufigen Märkten machte unser Team immer Umsatz. Der einzige Ort, an dem die Menschen ihr Geld unterbringen wollten, wenn die Welt in Trümmern lag, waren Staatsanleihen. Ich fuhr meinen Computer herunter und rannte um eine Minute nach fünf praktisch hinaus. Ich war einen Block entfernt vom Büro, als ich Wills Stimme hinter mir hörte.
»Alex, bleib stehen! Du kannst mir nicht für immer aus dem Weg gehen.«
»Wollen wir wetten? Bisher ist es mir jedenfalls gelungen.«
Sehr gut, Alex!
»Bitte! Bleib stehen.« Er hatte mich aufgeholt, und leider gab es nirgendwo ein Taxi, das ich rufen konnte.
Oder vor das ich ihn stoßen konnte.
»Ich bin nicht an dem interessiert, was du mir sagen willst, Will«, sagte ich.
»Es tut mir schrecklich leid! Ich wollte dich nicht verletzen.«
»Du hast mir mitten ins Gesicht gelogen. Entschuldige, aber ich habe keinen Bedarf für weiteren Bockmist von dir.«
»Ich habe dich nicht belogen, ich habe … nur einiges nicht erzählt.«
»Du hast mir gesagt, dass du keine feste Beziehung willst!«, schrie ich.
Er steckte die Hände in die Hosentaschen. »Ich hab’s vermasselt. Ich hab’s kapiert. Ich hab’s vermasselt, und es tut mir leid. Aber ich vermisse dich. Es fehlt mir, mit dir zu reden und mit dir auszugehen und Spaß zu haben … und es gibt einiges, was ich dir sagen möchte. Ich will nicht, dass es so zwischen uns ist, Alex!«
»Bist du noch verlobt?«, fragte ich, als sich die vertraute Welle von Übelkeit ankündigte.
Er blickte auf seine Loafer und presste ein kaum hörbares »Ja« hervor.
Ich legte ihm beide Hände vor die Brust und stieß ihn so stark ich konnte weg, was nicht den gewünschten Effekt hatte, weil er fast zwanzig Zentimeter größer war als ich. Er trat einen Schritt zurück, um auf Distanz zu gehen, aber ich trat auf ihn zu und stieß ihn noch einmal. Dieses Mal packte er meine Handgelenke.
»Hör auf!«
»Will, was willst du von mir?«, fragte ich, an der Grenze zur Hysterie. »Hier bin ich. Was zum Teufel willst du von mir?«
Er fuhr sich durchs Haar und starrte weiterhin auf den schmutzigen Bürgersteig. Schließlich wurde mir bewusst, warum er nicht antwortete: Er wusste die Antwort selber nicht.
Eine Sache wollte ich unbedingt wissen, um nicht für den Rest meines Lebens mit einem Baseballschläger auf Piñatas einzuprügeln. »Ich habe dich im Nobu gefragt, warum du nie auf meine Anrufe reagierst, und du hast mir irgendwelchen Schwachsinn aufgetischt – von wegen du telefonierst nicht gern außerhalb des Büros. Ich habe dich gefragt, warum du nie am Wochenende da bist, und du hast mir nicht die Wahrheit gesagt. Du hättest reinen Tisch machen können in dem Moment, aber du hast es nicht getan. Und jetzt möchtest du unbedingt mit mir befreundet sein! Warum hast du damals nicht die Gelegenheit ergriffen, statt zurückzurudern und zu behaupten, keine ernsthafte Beziehung zu wollen? Du wolltest keine feste Beziehung? Klar, schließlich hattest du bereits eine!«
»Ich war durcheinander. Sie wohnte in Boston. Ich sah sie nie während der Woche. Dich sah ich täglich, und wir verabredeten uns, und ich stellte fest, dass du mir auch gefällst, und ich wollte es nicht beenden. Ich mag dich, Alex. Ich weiß, dass ich dich verletzt habe, und ich weiß, dass du mich hasst, und wenn ich noch einmal von vorn beginnen könnte, würde ich es tun und alles anders machen. Aber für mich war es auch nicht leicht.«
Also, das war wahrscheinlich die einzige Antwort, die ich nicht erwartet hatte.
»Warum hast du dich dann nicht von ihr getrennt?« Tränen traten mir in die Augen, trotz meiner Bemühungen, sie zu unterdrücken. Ich hatte mir geschworen, dass ich nicht seinetwegen heulen würde. Ich hatte mir etwas vorgemacht.
»Dieser Abend im Nobu, da wusste ich nicht, welche von euch beiden …«
»Welche von uns beiden was? «
Er zuckte zusammen, wusste, dass seine Antwort verletzen würde. »Mit welcher von euch beiden ich zusammen sein wollte. Und ich war betrunken. Und du auch!«
»Wag es ja nicht, mir damit zu kommen!«, sagte ich. Das war mal wieder typisch Mann! Alles deine Schuld, auch wenn es nicht deine ist. Ich gehe ins Kloster.
Er wirkte verwirrt. In den letzten zehn Minuten auf diesem Bürgersteig hatte er seine
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