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Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Duffy
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an dem ich einschlief, ohne an Will und seine Verlobte zu denken.
    Ich dachte überhaupt nicht an ihn.
    Ich war zurück.
    Gern würde ich das Gleiche über die Märkte sagen.

17
    Finanz-Armageddon
    Ich gähnte, während ich an der Wand lehnte, abseits von den vielen Menschen, die hereinströmten und sich auf die aufgereihten Stühle vor dem Podium verteilten. Jedes Jahr schickte Cromwell ehemalige Universitätsabsolventen los, um eine Firmenpräsentation abzuhalten und frisches Fleisch zu rekrutieren. Dass die aufstrebenden Analysten der Firma die Präsentation erst Mitte Mai durchführten, war recht spät im Jahr, aber in Anbetracht der Situation an der Börse konnten wir uns einfach nicht früher aus dem Büro loseisen. Chick schickte mich zur University of Virginia, um einige Neulinge von dem Business zu überzeugen, trotz der Tatsache, dass das gesamte Finanzsystem kurz vorm Kollabieren war. Mir war das egal. Ich war nur froh, außerhalb von Wills Orbit zu sein.
    »Lange Woche, hm? Keine Sorge, wenigstens ist morgen Freitag«, sagte Laurie, die Koordinatorin der Personalabteilung. Ich nickte mit geschlossenen Augen und unterdrückte ein weiteres Gähnen.
    »Ich bin erschöpft. Wie lange dauert diese Präsentation noch mal?«
    »Der Film dauert nur zehn Minuten, aber dann haben wir eine Stunde für Cocktails vorgesehen, und einige Übereifrige bleiben sicher länger, sodass wir wahrscheinlich mit mindestenseineinhalb Stunden rechnen müssen.«
    »Dann bin ich ein Zombie, wenn ich wieder ins Büro komme.«
    »Verstehe«, sagte sie, während sie die Uhrzeit überprüfte und beschloss, dass es Zeit war für sie, mit der Präsentation zu beginnen. »Hier«, sagte sie und reichte mir ein bekannt aussehendes laminiertes Namensschild.
    Du liebe Güte.
    Laurie eilte zum Podium und sorgte für Ruhe in dem Saal voller wissbegieriger Studenten. Ich setzte mich auf den für mich reservierten Platz in der vordersten Reihe neben drei weitere ehemalige Absolventen der University of Virginia, alle inzwischen tadellos ausgebildet von Cromwell, alle teuer gekleidet und aufrecht sitzend. Alle leuchtende Beispiele für das, was die Studenten sich eines Tages erhoffen konnten, wenn sie das Glück hatten, für unsere Firma zu arbeiten.
    Was sie nicht wussten, konnte ihnen nicht schaden. Noch nicht.
    Laurie beugte sich vor zum Mikrofon. »Hallo! Willkommen bei der Präsentation von Cromwell Pierce. Wir haben eine kurze filmische Übersicht über das Leben bei Cromwell vorbereitet, danach gibt es Cocktails und Sie haben die Gelegenheit, einige ehemaligen Absolventen Ihrer Universität zu ihrem bisherigen Leben bei Cromwell zu befragen. Bitte richten Sie Ihre Aufmerksamkeit jetzt auf den Monitor.«
    Oh gut … Filmabend. Vielleicht würde ich Chick in einer der Aufnahmen sehen.
    Ich starrte auf den Monitor, auf dem unser Firmenname und Logo fett gedruckt auftauchten. Mir war klar, dass irgendein Analyst wahrscheinlich zwei Wochen mit der besten Gelbschattierung der Buchstaben verbracht hatte, die jetzt absolut niemand bemerkte oder für wichtig hielt. Bilder von gut aussehenden, gut gebauten, lächelnden jungen Profis beim Hände schütteln huschten über den Bildschirm. Sie wickelten Geschäfte ab auf eine ruhige und freundschaftliche Art – mit Händlern, die zweifellos ›Bitte‹ und ›Danke‹ sagten. Alle interagierten auf gesellige, umgängliche Manier und diskutierten offen die gegenseitigen Ideen und Vorstellungen. Es gab Einstellungen, auf denen energiegeladene, gemischtrassige Angestellte an polierten Tischen in tollen Konferenzräumen mit umwerfender Aussicht saßen. Dann gab es noch Szenen von Meetings in der Vorstandsetage, von Stretchlimousinen und Dinners in teuren Restaurants mit weißen Tischdecken und knisternden Kaminen.
    Es war nur einen Schritt von Kriegspropaganda entfernt.
    Wo waren die Sake-Bomben?
    Wo waren die Menschen, die sich wild beschimpften?
    Wo war er, dieser Handelssaal mit den glänzenden, ordentlichen Schreibtischen und der von Marchettis Verkaufsautomaten-Kotze unbefleckten Auslegeware?
    Und wer zum Teufel waren die Leute in diesem Film?
    Diese Menschen arbeiteten nicht bei Cromwell. Das waren Schauspieler. Jemand war offenkundig klug genug gewesen zu erkennen, dass, hätten sie einen tatsächlichen Handelssaal gefilmt, die Studenten schreiend das Weite gesucht hätten.
    Wenigstens unsere Marketingabteilung verdiente ihr Geld; das musste ich ihnen lassen.
    Nachdem der erste Teil der Gehirnwäsche

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