Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition)
die Zeit bis zum Urlaub totschlagen. Wie die meisten Restaurants im Meatpacking District, waren Bar und Lounge bereits überfüllt mit Bankern, Rechtsanwälten und Händlern, als wir ankamen, und alle tranken und versuchten, sich gegenseitig zu übertönen.
Wir gingen zur Bar und gesellten uns zu einer randalierenden Gruppe Männer, die Bier tranken und Scotch kippten. Sie rangierten altersmäßig zwischen dreißig und vierzig und waren perfekt gekleidet und tadellos gepflegt. Als sie uns kommen sahen, riefen sie unisono Chiccckkk-eeeeeee und hielten ihre Gläser hoch. Chick machte die Runde, schüttelte Hände und klopfte einigen auf den Rücken, während eine hübsche blonde Kellnerin seine Bestellung aufnahm. Niemand sagte etwas zu mir, obgleich ich, so wie sie mich ansahen, genauso gut eine Erdnuss im Elefantengehege im Zoo hätte sein können. Innerhalb von zwei Minuten hielten Will und Chick einen Scotch in der Hand, und ich stand in der Ecke und wurde sowohl von der Gruppe als auch von der Kellnerin ignoriert. Schließlich sprach mich einer der älteren Männer an. Er trug einen dunkelblauen Blazer und ein weißes Hemd mit zu vielen geöffneten Knöpfen. Offensichtlich hielt er sich für einen ziemlich tollen Hecht.
»Also, Sie sind viel zu hübsch, um Chick einfach nachzulaufen. Ich nehme an, Sie sollen tatsächlich hier sein?«
Ich nickte und lächelte.
»Ich bin Rick Kieriakis.« Er lächelte und streckte die Hand aus. Chick hatte es mitbekommen und stellte mich vor. Bis zu dem Zeitpunkt war ich ziemlich sicher, dass er meine Anwesenheit komplett vergessen hatte.
»Ah, sorry, Ricky! Dies ist Alex Garrett, unsere neue Analystin. Sie ist jetzt seit sechs Monaten beim Team, und weil du sie angesprochen hast, möchte ich euch offiziell bekannt machen.« Chick stellte mir jetzt jeden Einzelnen vor und ratterte ihre Namen herunter wie auf einer Einkaufsliste. Ich schüttelte allen die Hände und versuchte, mir zu merken, wer wer war. Es gab einen Kevin, Brian, Sal, Nate, Skip, Petey und Rick. Sie waren laut, gut angezogen und von sich eingenommen. Wo man auch hinging in New York – eine Gruppe Wall Streeter ließ sich jederzeit mühelos herauspicken. Man war nämlich so ans Schreien gewöhnt, dass man seine »innere Stimme« total verlor; einer der negativen Effekte des Lebens in den Handelssälen. Für jeden, der nicht daran gewöhnt war, konnte das ziemlich nervig sein – das war es sogar, wenn man daran gewöhnt war.
»Sie sind also neu bei Cromwell?«, fragte Rick. Er pickte einen blauen Fussel von seinem weißen Hemd und rückte einen silbernen Manschettenknopf zurecht. Mehr als nur ein paar Frauen starrten ihn an. Seine selbstsichere Pose, das maßgeschneiderte Jackett und sein prahlerisches Gehabe sagten ihnen alles, was sie wissen mussten: Ich bin reich.
»Ja, ich habe gleich nach dem Examen im Juli angefangen. Entschuldigen Sie, Chick hat nicht erwähnt, wo Sie arbeiten.«
»Ziemlich unhöflich für einen Verkaufsleiter, meinen Sie nicht?«, lachte er. »Ich bin Portfoliomanager bei AKS .«
Mist . AKS war einer der größten und geachtetsten Hedgefonds der Street. Ich unterhielt mich quasi mit einem Bond-Gott, jedenfalls in den Augen von Verkäufern. Ich fühlte mich auf der Stelle gehemmt, unsicher und total außerhalb meiner Liga. Chick hätte mich warnen können, dass ich mit jemandem redete, vor dem die meisten Kerle katzbuckelten. Verdammt.
Er musste meine Angst gespürt haben und fuhr jovial fort: »Sie sind bei einem guten Team.« Er lächelte. »Man kann mit niemandem besser zusammenarbeiten und von niemandem mehr lernen als von Chick. Er ist der Beste.«
»Ja, ich habe großes Glück gehabt. Wie lange sind Sie schon bei AKS ?« Spitze, Ale x ! Etwas Besseres ist dir nicht eingefallen? Am besten, bringst du dich gleich um, dann hast du es hinter dir.
»Ungefähr fünfzehn Jahre. Ich habe vor längerer Zeit, als ich gern zuzugeben würde, an der Chicago Board of Trade begonnen. Dann habe ich an der Business School der University of Chicago studiert und bin nach dem Examen nach New York gezogen. Dort habe ich bei einem Hedgefonds gearbeitet, der ungefähr das Gleiche macht wie Sie heute. Und dann wechselte ich zu AKS und bekam mein eigenes Portfolio. Genießen Sie Ihr Leben jetzt, Alex! Bevor Sie sich umsehen, sind Sie vierzig, verheiratet und haben Kinder und leben in einem Vorort wie ich.«
Seit wann ist das denn was Schlechtes? Ich fragte mich, wo sein Haus war und ob es eine
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