Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition)
ich anrufe, wüsstest du’s vielleicht.« Ich biss mir auf die Lippe, sobald die Worte aus dem Mund waren. Ich klang wie eine dieser unsicheren Frauen, die ich hasse. Diejenigen, die besitzergreifend und hilfsbedürftig und quengelig sind.
Will feixte nur: »Tja, nun bin ich ja hier. Also, was ist da los? Wann fing das an?«
»An dem Abend in der Buddah Bar. Ich weiß nicht, woher er meine Nummer hat, aber wenn du sie ihm nicht gegeben hast, dann war es wohl Chick.«
» Auf gar keinen Fall hat er das getan. Weißt du Bescheid über Rick und Cruella?«
»Nein. Was war mit den beiden?«, fragte ich. Es machte mich nervös, ihre Namen im selben Satz zu hören. Es klang wie die Achse des Bösen.
»Rick und sie hatten ein Verhältnis, als sie noch Single war. Den Gerüchten zufolge mochte sie ihn sehr, und er hat nur mit ihr gespielt. Ich kenne nicht die ganze Geschichte, aber offenbar hat er sie wie den letzten Dreck behandelt.«
»Wie kommt es, dass ich das nicht weiß?«, wollte ich wissen. »Ich dachte, ich hätte schon allen Klatsch über sie gehört.«
»Es war vor deiner Zeit, ist schon Jahre her. Reese ist der Meinung, dass sie durch diese Rick-Geschichte einen Knacks gekriegt und sich in eine verbitterte alte Fuchtel verwandelt hat. Chick würde niemals zulassen, dass er Kontakt zu dir aufnimmt und möglicherweise noch eine Frau seines Teams zerstört.«
»Du willst damit sagen, dass es Ricks Schuld ist, dass sie so gemein ist?«
»Es scheint so. Ich glaube nicht, dass sie immer schon so war, obgleich es schwer ist, sie sich anders vorzustellen, nicht wahr?«
Ich nickte. »Ja, ist es.« Plötzlich dachte ich wieder an ihre Bemerkung auf der Damentoilette. Was um alles in der Welt hat er ihr angetan, um sie so zornig zu machen? Und dann kam mir der eher noch beunruhigendere Gedanke: Und jetzt hat er mich im Visier. Ich musste an etwas anderes als Rick denken, ich hielt es nicht mehr aus. Er nahm schon viel zu viel meiner Zeit in Anspruch. »Was würde Chick tun, wenn er wüsste, dass wir uns treffen?«, fragte ich. Mir gingen Horrorvorstellungen durch den Kopf, was Chick mit mir anstellen würde, wenn er wüsste, dass ich so unverfroren eine seiner Regeln missachtete. Mist.
»Dich wahrscheinlich an den Klappstuhl fesseln und im Schrank einschließen.«
»Das Traurige ist, dass ich das sogar glaube.« Ich wollte das Thema eigentlich nicht weiter verfolgen, aber die Befürchtung, dass Chick das mit uns herausfinden könnte, wurde langsam zu einem Fulltime-Job, und ich hatte bereits einen. Fragen kann nicht schaden, dachte ich. »Also, was passiert dann?«
»Was meinst du?«
»Wenn wir uns weiter treffen. Wie funktioniert das? Es ist merkwürdig, vorzugeben, dich kaum zu kennen, wenn wir im Büro sind, aber so kann es nicht ewig bleiben, oder? Nicht, dass ich glaube, dass es für ewig ist, ich meine nur … Du weißt schon, was ich meine.«
»Ich denke, wir sollten es einfach von Tag zu Tag angehen. Und was heute angeht: Warum genießen wir nicht einfach diesen Abend und sorgen uns später um die Zukunft?«
»Du hast recht«, sagte ich, auch wenn ich nicht seiner Meinung war.
»Was hast du am Wochenende vor?«, erkundigte er sich.
»Das wollte ich dich schon fragen. Bist du da?« Ich fand, da ich mit meiner »Du rufst mich nie am Wochenende an«-Beschwerde bereits die Grenze überschritten hatte, konnte ich genauso gut den nächsten Schritt tun und ihn fragen, ob er was mit mir unternehmen wollte. Wir sollten wirklich an dem Punkt sein, wo das eine ganz normale Frage war. Im besten Fall könnten wir Sonntag zusammen sein. Im schlechtesten Fall würde ich Selbstmord begehen.
»Leider nein. Ich fahre nach Boston.«
Ich spürte, wie mich die Enttäuschung überwältigte, aber ich versuchte, weiterhin fröhlich zu bleiben. »Was ist denn in Boston?«
»Ich habe Montagmorgen ein Meeting. Einer meiner College kumpels lebt da, und ich ziehe dieses Wochenende mit ihm um die Häuser. Ich nehme das Shuttle am Montagabend zurück.«
»Ich wusste gar nicht, dass du einen Klienten in Boston hast.«
»Ich habe nur einen Hedgefonds an Land gezogen«, sagte er beiläufig.
»Aha. Tja, wie gut, dass du wenigstens das Geschäftliche mit dem Vergnügen verbinden kannst.«
»Ich dachte, dass tun wir bereits.«
»Gutes Argument.«
Mein Handy piepte. Eine SMS. Ich blickte auf meine Uhr. Es war fast Mitternacht. Ich wusste, dass sie von Rick sein würde, bevor ich sie auch nur gelesen hatte. Niemand anders würde
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