Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition)
lachte ich. »Ich habe oben nach dir gesucht. Wenn du mir gesagt hättest, dass du hier unten bist, hätte ich mich vielleicht schneller vom Acker gemacht.«
»Ich habe mich rausgeschlichen. Ich wollte nicht, dass Chick uns beinahe gleichzeitig aufbrechen sieht. Ich bin schon ungefähr eine Viertelstunde hier. Ich langweile mich.«
»Das liegt daran, dass du die Geduld einer Stechmücke hast. Danke fürs Warten. War eine gute Idee, früh zu gehen, aber das nächste Mal könntest du mir vielleicht doch Bescheid sagen, dann müsstest du nicht eine Viertelstunde in einer Limousine auf mich warten. Ist nur so ein Gedanke«, neckte ich ihn.
»Halt den Mund und steige ein!«, lachte er. »Du bist manchmal eine echte Klugscheißerin, weißt du das?«
»Ich dachte, das wäre etwas, das du an mir schätzt.«
»Eins von vielen Dingen«, erwiderte Will.
Ich kletterte auf den Rücksitz. »Also, das nenne ich mal einen zuvorkommenden Tür-zu-Tür Service.«
»Ich fahre dich gern nach Hause, aber vorher würde ich gern noch einen Zwischenstopp einlegen.«
»Wohin fahren wir?«
»Ich möchte dir etwas zeigen. Vertrau mir.«
»Das letzte Mal, als du mir das gesagt hast, bin ich in deiner Wohnung aufgewacht und zwei Stunden zu spät zur Arbeit gekommen.« Er lachte, als der Wagen vor einem Loft in Tribeca hielt. »Wo sind wir?«
»Komm mit rein.« Wir fuhren mit dem Fahrstuhl zum obersten Stockwerk und gingen durch eine schmale Tür hinaus. Dann stiegen wir eine Treppe hinauf und betraten ein leeres Dach. Milde Luft umfächelte mein Gesicht, als ich hochsah und etwas entdeckte, was ich in Manhattan nicht vermutet hätte: Sterne.
Wir gingen zu der niedrigen Mauer, die das gesamte Dach umspannte. » Das ist eine Skyline.« Wir hatten einen perfekten Blick über die gesamte Stadt. Die Weite von Midtown, das Empire State Building, den Hudson und den East River und die glitzernden Lichter der Brücken im Osten. Autos fuhren in Schneckentempo nordwärts, ihre Rücklichter bildeten eine blinkende rote Schlange wie Weihnachtsschmuck, bevor er um den Baum gewickelt wird. Ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie etwas so Unglaubliches gesehen.
»Woher hast du die Schlüssel für das her?«, hauchte ich und drehte mich im Kreis, genoss das Alleinsein in einer Stadt, die dir selten diese Chance bietet.
»Ein Kumpel wohnt hier. Er hat mir heute nach der Arbeit seine Schlüssel gegeben. Als du sagtest, dass du Skylines liebst, dachte ich, ich nehme dich mal mit hierher.«
»Du steckst heute voller Überraschungen. Ich werde echt verwöhnt.«
Will rückte mir einen Stuhl zurecht, der bei einem kleinen Tisch in der Ecke stand. Er stellte einen zweiten neben meinen und streckte seine langen Beine aus. Einen Moment saßen wir schweigend da, schauten gen Norden, bewunderten die Lichter und die Gebäude, die wie riesige Stalagmiten aus Felsgestein aufragten. »Ich verwöhne dich gern. Ich sagte dir ja, dass die Aussicht vom Gansevoort gar nicht so beeindruckend ist.«
»Sie ist wirklich nichts im Vergleich hierzu. Man könnte fast vergessen, dass die City im Moment einfach scheiße ist.«
»So ungefähr. Du kannst dich wirklich für die einfachen Dinge begeistern, nicht wahr?«
»Ich denke schon. Rund um unseren Beruf gibt es so viel Überfluss, dass es manchmal ganz gut ist, sich zu bescheiden und über schlichte Dinge zu freuen. Ich schätze, ich bin nicht der Ansicht, dass etwas nur dadurch, dass ich dafür viel Geld bezahle, gleichzeitig besser oder wertvoller ist. Und diese Aussicht zum Beispiel ist umsonst.«
»Nicht direkt: Mein Kumpel zahlt ein Vermögen für sein Apartment.«
Ich lachte. »Nun ja, ich meine umsonst für uns!«
»Auch wieder wahr. Hast du dich amüsiert auf der Party?«
»Ich wurde von Rick Kieriakis bedrängt, und das hat mein Vergnügen ziemlich beeinträchtigt.«
»Das ist häufig seine Art.«
»Er macht mich ständig an. Ziemlich heftig. Hast du eine Idee, woher er meine Handynummer hat? Hast du sie ihm gegeben?« Ich betete im Stillen, dass er Nein sagen würde.
»Natürlich nicht! Er ruft dich an? Wieso höre ich heute das erste Mal davon?«, fragte er sichtlich geschockt. Vielleicht hätte ich es schon früher erwähnen sollen, aber es laut auszusprechen hieß, dass ich nicht länger so tun konnte, als wäre da kein Problem. Und das war es. Ein großes.
»Nein, er simst mir. Es ist gar nicht so einfach, so etwas neben bei zu erwähnen. Aber wenn du ab und zu mal ans Telefon gehen würdest, wenn
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