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Allein unter Deutschen: Eine Entdeckungsreise (German Edition)

Allein unter Deutschen: Eine Entdeckungsreise (German Edition)

Titel: Allein unter Deutschen: Eine Entdeckungsreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tuvia Tenenbom
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sehe ich, wenn er hier auf dem Platz ist, daß die Menschen ihm viel Geld zukommen lassen. Vor einiger Zeit versuchte eine jüdische Organisation, die Mauer verbieten zu lassen, was die Stadt jedoch mit Verweis auf die Demonstrationsfreiheit ablehnte.«
    Würde eine ähnliche Mauer, die sich gegen die Türken richtet, aus Gründen der Demonstrationsfreiheit genehmigt werden?
    »Auf gar keinen Fall!«
    Die Befestigungssteine – die Steine, in denen die Kölner Klagemauer verankert ist – sind sehr schwer. Ohne sie gäbe es die mobile Mauer nicht. Wo aber sind sie jetzt? Ich kann mir nicht vorstellen, daß Herr Herrmann oder seine Freunde, die hier stehen, wenn er etwas ›macht‹, die Steine mitnehmen, wenn sie abends nach Hause gehen. Unlängst sah ich einen von ihnen, der an diesem Tag Dienst an der Mauer schob,nach der ›Arbeit‹ nach Hause gehen, und er hatte keinen dieser Steine bei sich.
    Wissen Sie vielleicht, wo sie diese Befestigungssteine aufbewahren?
    »Nicht bei uns!«
    Wissen Sie denn, wo?
    »Möchten Sie das wirklich wissen?«
    Ja.
    »Beim WDR.«
    Das zu glauben fällt mir schwer. Ich versuche mir eine vergleichbar mächtige amerikanische Medienanstalt vorzustellen, die bei einer vergleichbaren Aktivität »aushelfen« würde, aber mir fällt kein Name ein. In Amerika würde eine Nachrichtenagentur dieser Größenordnung eher den Betrieb einstellen, als so etwas zu tun.
    Vielleicht habe ich sie ja nicht richtig verstanden. Ich frage daher nach:
    Wollen Sie mir sagen, daß der WDR –
    »Sie helfen ihm.«
    Sie helfen dieser Gruppe, antisemitische Propaganda zu verbreiten?
    »Ja.«
    Warum?
    »Fragen Sie sie. Soll ich Ihnen die Befestigungssteine zeigen?«
    Ja.
    Barbara geht mit mir über die Straße und zeigt mir, wo Herr Herrmann jeden Abend die schweren Befestigungssteine deponiert, bevor er heimkehrt. Direkt neben einer Eingangstür zum WDR, die nicht weit von der Klagemauer entfernt ist.
    Das ist eine Medienanstalt. Sind die so dämlich?
    »Fragen Sie sie.«
    Ich beherzige Barbaras Rat und gehe in das WDR-Gebäude, genauer gesagt, ich versuche es. Der WDR residiert in einem Hochsicherheitsbau mit elektronischen Toren, roten Ampeln und Wachpersonal.
    Die Frau, die vor dem Sicherheitseingang sitzt, kommt heraus, um mit mir zu sprechen. Sie sagt, sie wisse nicht, wovon ich rede. »Welche Steine? Welche Mauer?«
    Könnte ich bitte mit jemand weiter oben in der Hierarchie sprechen? frage ich sie, da sie so freimütig zugibt, keine Ahnung zu haben. Sie kehrt ins Gebäude zurück und ruft irgend jemanden an, keine Ahnung, wen. Ich muß inzwischen natürlich draußen warten.
    Nach einer Viertelstunde anscheinend fieberhaften Telefonierens tritt die Frau wieder heraus und sagt mir: »Der Chef sagt, daß das alles nicht stimmt.« War nicht, ist nicht. Keine Befestigungssteine hier. Gab es nicht und gibt es nicht.
    Ich sollte mich mit dieser Antwort zufriedengeben und gehen.
    Auf Wiedersehen.
    Mir ist aber nicht danach zumute, mich einfach so wegschicken zu lassen.
    Ich habe sie gesehen, sage ich ihr. Ich kann sie Ihnen zeigen. Wollen Sie mitkommen und mir das erklären? Ich habe auch Fotos, falls Sie Ihren Posten nicht verlassen dürfen.
    »Sie haben Fotos gemacht –«
    Ja.
    »Entschuldigen Sie mich«, sagt sie und kehrt wieder zu ihrem Telefon zurück.
    Ich warte. Etwa 40 Minuten.
    Am Ende dieser überaus gastfreundlichen Vorstellung des WDR gibt sie mir die Telefonnummer eines gewissen HerrnKrenke, der für die Sicherheit zuständig ist. Den sollte ich gleich mal anrufen.

    Kann ich jetzt mit ihm sprechen?
    »Nein, er ist in einer Besprechung. Warten Sie 15 Minuten, und rufen Sie ihn dann an. Aber nicht von hier.«
    Ich bleibe da und warte. Die 15 Minuten machen mir nun auch nichts mehr aus. Und vielleicht ergibt sich ja noch etwas.
    Was in der Tat auch geschieht.
    Ein Mann im Anzug kommt aus dem Gebäude und erklärt mir alles, was ich wissen sollte. Er sagt:
    »Herr Herrmann war seit einer Weile nicht mehr hier. Früher wurden diese Steine, die Befestigungssteine, in einem nahe gelegenen Café deponiert. Der Besitzer des Cafés gestattete dies. Aber das war früher so. Jetzt gibt es nichts mehr, worüber man sprechen könnte, da besagte Mauer, Sie können zum Domvorplatz gehen und sich selbst davon überzeugen, nicht mehr vorhanden ist.«
    Der WDR sollte seinen Namen in WDA ändern, Wir Dementieren Alles.

    Warum lügen Sie mich an? frage ich diesen namenlosen geschniegelten Herrn. Montags ist ihr

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