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Allein unter Deutschen: Eine Entdeckungsreise (German Edition)

Allein unter Deutschen: Eine Entdeckungsreise (German Edition)

Titel: Allein unter Deutschen: Eine Entdeckungsreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tuvia Tenenbom
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Chefdirigenten der Gruppe.
    Wo in Harlem befindet sich Ihr Theater? frage ich den weißen Mann.
    Tja, um mich des Titels eines Gershwin-Stücks aus ebendieser Oper zu bedienen, It Ain’t Necessarily So . Der Name der Truppe, wie Sie vielleicht schon vermuteten, ist genau das: ein Name. Ausgezeichnete Geschäftsidee. Sollten Sie nächstes Jahr im Kölner Schauspielhaus das Musical Was Sie schon immer über Sex wissen wollten in einer Inszenierung der Saudi Mecca Theatre Company sehen, dann verraten Sie niemandem, daß ich dahinterstecke.
    Zeit, mich in meiner wundervollen Suite zu erholen.
    Dort steht ein hübscher großer Fernseher, der nur darauf wartet, von mir eingeschaltet zu werden.
    Helge Schneider hatte recht. Kaum macht man den Fernseher an, sieht man gleich wen? Adolf Hitler. Eine feine kleine Sendung. Man erörtert Hitlers sexuelle Gewohnheiten. Diegelehrten Fernsehköpfe diskutieren Hitlers Beziehung zu seiner Nichte, Geli Raubal. Wie war Hitler beim Sex? Eine wichtige Frage, deren Beantwortung etwas Sensationelles enthüllen wird: Hitler hatte eine ungewöhnliche sexuelle Vorliebe, nämlich daß seine Geliebte auf ihn uriniert.
    Diese Geschichte wurde diversen historischen Werken zufolge 1943 von Otto Strasser in Umlauf gebracht. Die meisten seriösen Historiker halten sie für falsch. Warum diskutieren wir im Jahr 2010 darüber? Weil Hitler immer noch gute Einschaltquoten bringt.
    Weitere Nachrichten des Tages:
    Im Ruhrgebiet findet an diesem Wochenende eine Party statt: Still-Leben Ruhrschnellweg . Die A40 ist für den Verkehr gesperrt, 20000 Tische stehen auf dieser vielbefahrenen Autobahn, und drei Millionen Menschen sind gekommen.
    Ist das auch nur wieder eine Form von Verein ?
    Ich habe mich beim letzten Mal so wunderbar mit Paul Bauwens-Adenauer unterhalten, daß ich ihn noch ein weiteres Mal besuche. Vielleicht kann er mich noch mehr erleuchten.
    Warum strömen diese Millionen von Deutschen auf die Straßen, um im wesentlichen – nichts zu sehen?
    »Sie lieben es, zusammen zu sein.«
    Das ist alles? Sie suchen nur nach einem Vorwand, um mit so vielen anderen Deutschen wie möglich zusammen zu sein?
    »Ja. Gesellschaft schafft Gleichheit.«
    Sind die Deutschen ein Volk auf der Suche nach Gleichheit?
    »Da gibt es den Ausspruch: Wenn man lange genug an einem Deutschen kratzt, kommt darunter ein Sozialist zum Vorschein.«
    Das habe ich vor geraumer Zeit schon mal gehört. Mit einem kleinen Unterschied: Statt ›Sozialist‹ hieß es ›Nazi‹. Wenn man lange genug an einem Deutschen kratzt –
    »›Etwas‹ ist jedenfalls darunter.«
    Aber was?
    »Ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Wir sind Mitglieder desselben Stammes.«
    Ist es das, was Hitler machte, dieses ›Etwas‹ zu benutzen und dann den Stamm als ›arisch‹ zu definieren?
    »Ja.«
    Bedeutet das, es besteht die Wahrscheinlichkeit, daß der Nazismus zurückkehrt?
    »Ja, möglich ist das überall, aber hier nicht jetzt.«
    Danke, Mann! Und was ist sonst noch deutsch?
    »Die deutsche Treue. Es ist wichtig, treu zu sein.«
    Augenblick! Diese beiden Eigenschaften, Loyalität und Treue auf der einen Seite, eine Stammeszugehörigkeit, die ins Tödliche und Barbarische umschlagen kann, auf der anderen Seite, sind Gegensätze –
    »Das größte Problem der Deutschen ist, daß sie sehr romantisch sind, total romantisch. Und Romantik kann gefährlich werden. Sie schlägt leicht ins Gegenteil um.«
    Ich erwähne Paul gegenüber einen Brief, den ich vor vielen Jahren las. Ein Nazikrieger schreibt kurz vor Weihnachten an seine Frau. In diesem wahrlich sehr romantischen Brief ließ er sie wissen, daß sie stolz auf ihn sein könne. Sie hatten einen Wettbewerb im Lager, schrieb er. Sie warfen jüdische Kleinkinder in die Luft und erschossen sie, bevor sie zu Boden fielen. Du wirst stolz auf mich sein, verkündete er seiner Geliebten, denn ich habe den Wettbewerb gewonnen.
    Paul ist nicht im geringsten überrascht.
    Ich frage ihn, ob er Gelegenheit hatte, über das nachzudenken, worüber wir beim letzten Mal gesprochen haben – dieMöglichkeit, daß der islamische Fanatismus nach Köln vordringt, und wie man mit ihr umgehen sollte.
    Ja, hatte er.
    »Wir in Deutschland werden abwarten und sehen, was andere Länder tun, Frankreich zum Beispiel. Sie haben das gleiche Problem oder werden es bekommen. Wir lassen zuerst sie etwas unternehmen und machen dann dasselbe.«
    Von Paul lerne ich eine Menge über Deutschland und die Deutschen. Wenn er recht

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