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Allein unter Deutschen: Eine Entdeckungsreise (German Edition)

Allein unter Deutschen: Eine Entdeckungsreise (German Edition)

Titel: Allein unter Deutschen: Eine Entdeckungsreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tuvia Tenenbom
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ein Tag ganz ohne Juden, Nazis und alle sonstigen empfindlichen Geschöpfe sein.
    Ich spreche noch mit weiteren Leuten, Männern im Anzug und Frauen im Abendkleid, die mir bestätigen, daß dieses Turnen zur Seele dieses Landes, eben zum Wesen Deutschlands gehört. Das DTB-Logo, das Turnerkreuz , erklären sie mir, »hat vier Fs. Sie stehen für frisch, fromm, fröhlich, frei ist die deutsche Turnerei .« Können sie mir das auf englisch sagen? frage ichsie. Sie können, nur daß sie mir unterschiedliche Übersetzungen anbieten. Ich lasse es gut sein.
    Denn wir sollten damit nicht zuviel Zeit verlieren, kommt hier doch des Pudels Kern: »Es geht nicht nur um Sport oder Übungen«, erklärt mir einer von ihnen elegant, »es ist ein Verein. Wenn ich fremden Menschen begegne, dann sieze ich sie, begegne ich aber Vereinsmitgliedern, und sei es das erste Mal, dann duze ich sie. Es ist wie eine Familie. Und das ist einzigartig deutsch.«
    Verstanden? Hier lernen wir einen neuen Begriff kennen: Verein . Was ist das? Wen immer man auch fragt, jeder wird sofort bestätigen, daß ein Verein deutsch ist, sehr deutsch. Was heißt aber Verein? Jeder gibt mir eine andere Übersetzung: Club. Bund. Assoziation. Gruppe. Kurz: Schwer zu übersetzen. Etwas Deutsches. Verein .
    Wißbegierig stürze ich auf die Sportprofessorin zu, in der Hoffnung auf einen intellektuellen Austausch zwischen einer Liegestützanalytikerin und einem Salamisandwichexperten. Sie heißt Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper.
    Sagen Sie mir, Frau Doktor, wo haben Sie Ihren akademischen Grad erworben?
    »An der Freien Universität Berlin.«
    Können Sie mir helfen? Ich habe hier ein großes Problem. Könnten Sie mir bitte das Turnen erklären?
    Ja, kann sie.
    »Turnen ist die Ausübung einer körperlichen Aktivität mit einer bestimmten Ausrüstung. Wie einem Eisenstab.«
    Klingt für mich nach einem durchschnittlichen amerikanischen Fitneßstudio. Ist es das?
    »Fitneßstudios, wie wir sie heute kennen, verwenden Geräte, die vor 200 Jahren in Deutschland entwickelt wurden!«
    Man braucht schon einen Doktortitel, um derlei Dinge zu wissen.
    In der großen Halle von Schloß Ehrenburg hat gerade jemand ein riesiges Schild aufgestellt:
    »Wir sehen uns vom 18. bis 25. Mai 2013.«
    Das ist Planung, Baby! Ich weiß nicht, wo ich morgen sein werde, aber diese Leute wissen schon jetzt, wo sie in ein paar Jahren sein werden!
    Aber mir bleibt keine Zeit, um mich über dieses Phänomen zu wundern. Um 19.00 Uhr findet eine Sportvorführung statt. Die örtlichen Jugendlichen, Erwachsenen und Kinder zeigen ihre gymnastischen Fertigkeiten. Es wird mit rund 1000 Besuchern gerechnet, wie man mir sagt.
    Ich schließe mich der Menge an. Was für ein fröhlicher Haufen! Jeder scheint hier jeden zu kennen.
    Die Bühne ist bereitet. Die Turner kommen mit dem einen Gerät, das sie haben: ihren Körpern. Sie machen Liegestütze, sie machen Fitneßübungen, sie trainieren, und das Publikum applaudiert heftig.
    Wie Charles Schumann zu mir sagte: Menschen, die Menschen beobachten. Ich frage mich, ob auch Raben gerne anderen Raben zuschauen.

Kapitel 13   In dem die Deutschen ihre Nationalmannschaft lieben und ein Mercedesboß seine Mama
    Ein Deutscher, den ich unlängst in New York kennenlernte, meinte, ich solle ihn in Tübingen besuchen kommen, wenn ich wieder einmal in Deutschland bin. Ich bin in Deutschland, und von hier nach Tübingen sind es drei Stunden mit dem Regionalzug. Soll ich oder soll ich nicht? Nun, ich habe heute nichts Besseres vor, also los.
    Ich liebe Regionalzüge. Vor allem den, in den ich gerade eingestiegen bin. Es ist einer von den alten, bei denen man noch die Fenster herunterziehen und sich die frische Sommerluft um die Nase wehen lassen kann. Ich liebe, liebe, liebe das!
    Glücklich wie ein Kind lasse ich mich nieder und ziehe das Fenster herunter. Es sind nicht viele Fahrgäste in diesem Waggon, höchstens fünf, so daß ich mich ausbreiten kann. Dicke breiten sich gerne aus.
    Der Zug fährt los! Die frische Luft strömt herein! Ich bin im siebten Himmel!
    Doch dann beginnt die deutsche Offensive.
    Zuerst kommt eine etwa 30jährige Frau auf mich zu. Auf englisch mit deutschem Akzent bittet sie mich, das Fenster hochzuschieben. »Es zieht zu sehr«, sagt sie. Woher weiß sie, daß ich englisch spreche? Sie muß vom deutschen Geheimdienst ausgebildet worden sein. Sie klingt so streng, so fordernd, daß ich ihr einen Kompromiß anbiete: halboffen,

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