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Allein unter Deutschen: Eine Entdeckungsreise (German Edition)

Allein unter Deutschen: Eine Entdeckungsreise (German Edition)

Titel: Allein unter Deutschen: Eine Entdeckungsreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tuvia Tenenbom
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soweit ich weiß, keine Interviews mehr anstehen, laufe ich ein wenig herum und rauche die eine oder andereZigarette. Als meine Schachtel leer ist, versuche ich mich ihrer zu entledigen. Was leichter gesagt als getan ist, wie ich sogleich herausfinde, da mich eine Anwohnerin auf frischer Tat ertappt und strengstens ermahnt: Alles, was eine Plastikverpackung hat, wie meine leere Zigarettenschachtel, muß auseinandergenommen werden, einschließlich des Silberpapiers in der Schachtel, um in dem GELBEN Abfallbehälter entsorgt zu werden, BITTE. Ausgeschlossen, die leere Packung einfach so in einen Abfalleimer zu werfen. Sie bleibt neben mir stehen, weil sie wissen will, ob ich mich ihren Anweisungen auch füge und die leere Schachtel in ihre Einzelteile zerlege. Jawohl.
    Keine zehn Pferde werden mich JEMALS dazu bringen, meine Zelte in Tübingen aufzuschlagen!
    Die Nazilady tritt ab, und eine andere Frau tritt auf, eine Muslimlady.
    Die ist interessant. Sehr sogar.
    Haben Sie schon einmal dabei zugesehen, wie eine Frau mit Burka jemanden mit ihrem Handy anruft? Sie müssen sich das hier mal anschauen. Es ist ein höchst komplexer Vorgang, der etliche Schritte umfaßt: Halten Sie den Schleier so, daß er nicht an Ihrem Gesicht klebt, es aber auch nicht freigibt, schauen Sie auf die Zahlen, aber lassen Sie kein Tageslicht hereinfallen, tippen Sie die Nummer, aber lassen Sie niemanden Ihre Finger sehen, halten Sie dann das Telefon an Ihr bedecktes Ohr, wobei sie sicherstellen müssen, daß Ihnen nichts von dem schwarzen Stoff in die Quere kommt. Sagen Sie Hallo, aber heben Sie nicht Ihre Stimme. Es könnten ja Männer in Versuchung geraten.
    Gespräch beendet? Gut.
    Und jetzt, wissen Sie, wo Sie das Handy aufbewahren? In Ihrem BH! Aber achten Sie darauf, daß niemand zuschaut, wie Sie es dort verstauen. Brüste sind sehr verlockend, und Männer zu verlocken, ist ein schweres Verbrechen.
    So vorbildlich, wie diese Frau all diese Schritte befolgt, muß sie einen Doktor in Burka-Telefonieren von der Freien Universität Berlin haben.
    Mir geht eine talmudische Frage durch den Kopf. Was sagt das Gesetz, wenn man im Schwarzwald lebt, ganz tief innendrinnen, an seiner finstersten und schwärzesten Stelle: Muß man da immer noch eine Burka tragen, oder reichen die Bäume, bieten sie hinreichenden Sichtschutz? Ich sollte in den Schwarzwald fahren und ihn untersuchen, bevor ich einen Schiedsspruch verkünde.
    Ich sitze in einem Café beim Rathaus, bestelle mir eine finstere, schwarze Cola Zero und grüble mit großer Ernsthaftigkeit über diese Frage. Während ich an meiner Zero nippe, kommt eine andere Muslimin vorbei. Sie trägt einen Hijab, und man sieht ihr Gesicht. Sie geht ein paar Schritte hinter dem Boß, ihrem Mann. Sie ist ganz in Schwarz gekleidet, er trägt ein kurzärmeliges weißes Hemd und Sandalen. Während sie schwitzt, läßt er es sich gutgehen.
    Vor kurzem interviewte ich eine dieser Damen, und sie versicherte mir glaubwürdig, daß sie stolz darauf sei, komplett verhüllt zu sein. Juwelen, sagte sie, verhüllt man.
    Die Toten verhüllt man auch, aber diesen Gedanken behielt ich für mich.
    Soweit ich es beurteilen kann, gibt es viele Frauen im Hijab auf den Straßen des Vaterlands. Verschiebt sich der Nahe Osten nach Westen, nach Deutschland? Oder bin ich in Wirklichkeit in Gaza?
    Ich grüble und grüble, und als es mir endlich reicht, finde ich mich plötzlich im Schwarzwald wieder. In echt. Es ist so schön hier, daß ich unverzüglich eine Fatwa gegen jegliches Burkatragen in der Nähe dieser Bäume erlasse.
    Ja, meine Fatwa ist gut. Gehen Sie im Wald spazieren, in seinen dunkleren Teilen, in seiner ehrfurchtgebietenden mächtigen Schwärze, und Sie werden erkennen, daß Burkas hier fehl am Platz sind. Rehe ja, Burkas nein. Sie würden hier ihren Zweck verfehlen. Tatsächlich sehe ich nicht eine Burkalady im ganzen Schwarzwald, zumindest nicht dort, wo ich hingefahren bin.
    Ich komme mir vor wie ein Prophet. Ich und dieser amerikanische Prophet, wir sollten uns zusammentun, als Prophetenverein GmbH. Das wäre bestimmt ziemlich lukrativ.
    Nicht weit von hier hat jemand die größte Kuckucksuhr der Welt gebaut. Ich komme leider etwas zu spät und kann sie mir nur noch von außen durchs Fenster anschauen; aber auch so erkenne ich sofort, daß diese Kuckucksuhr absolut unpraktisch ist. Man kann rein gar nichts mit ihr anfangen. Selbst meine Fatwa erscheint mir da wesentlich sinnvoller. Ein schöner Anblick ist sie

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