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Allein unter Muettern - Erfahrungen eines furchtlosen Vaters

Allein unter Muettern - Erfahrungen eines furchtlosen Vaters

Titel: Allein unter Muettern - Erfahrungen eines furchtlosen Vaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tillmann Bendikowski
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für eine gute Hausfrau. Da ich nach gründlicher Analyse meiner häuslichen Fähigkeiten aber noch Optimierungsbedarf bei der Aufbewahrung von Lebensmitteln ausgemacht hatte, wurde es auch für mich Zeit für die erste Tupper-Party meines Lebens. »Na, wer von euch ist denn das erste Mal auf einer Tupper-Party?« Die vergnügte Tupper-Verkäuferin strahlte in die Runde, alle anderen Frauen schauten mich an, ich saß auf dem Sofa und glaubte zu erröten. Aber gut, es soll hier nicht um meine Gefühle gehen, schließlich ist Haushaltsführung eine höchst rationale Sache. Ich erfuhr an diesem Abend übrigens viel Nützliches über neue und alte Schachteln und Dosen, über Reinigungstechniken und die Zubereitung von Gerichten – außerdem war es auch noch richtig nett. Nur blieb ich bei meinem Glauben, die Mütter würden bei diesen Anlässen immer viel zu viel von lauter praktischen Dingen erwerben, auf die es ja eine quasi lebenslange Garantie gibt und die irgendwann die Küchenschränke verstopfen oder ungebraucht in diesen herumlungern würden. »Na? Hast du was gekauft?«, empfing mich meine Frau nach der Tupper-Party. Selbstverständlich hatte ich. Ich hatte (unter anderem) zwei super funktionale Gemüseaufbewahrungsdosen für den Kühlschrank erworben, die an der Seite über zwei kleine Lüftungsklappen verfügen. So kann man für jedes Gemüse die optimale Belüftungs- und Lagersituation herstellen. Okay, die beiden Dosen waren nicht gerade billig, aber so kommt endlich mal System in die Gemüselagerung, die mir als Problem vor diesem Abend noch gar nicht bewusst gewesen war. Irgendwie hatte ich also eine echte Bewusstseinserweiterung erfahren!
    Immerhin drei Monate brauchte meine Familie, um meine neu strukturierte Gemüselagerung zu dekonstruieren. Eine der beiden Dosen fand ich unlängst im Zimmer unseres Großen wieder (»Menno! Nicht wegnehmen, da habe ich jetzt Legos drin!«), ein kleines Verschluss-Deckelchen für die Belüftungsklappen hat vermutlich die Tagesmutter entsorgt, weil es im Wohnzimmer herumlag, wo es möglicherweise von den kleinen Brüdern verschluckt werden konnte. Wo das Positive bleibt? Zumindest hinsichtlich der Spielzeug-Lagerung kann ich jetzt behaupten, dass ich auf die Lego-Kiste meines ältesten Sohnes lebenslange Garantie habe. Welche kluge Hausfrau kann das schon von sich behaupten?

ZEN UND DIE KUNST, EINEN KINDERWAGEN ZU SCHIEBEN
    Selbst aus kulturgeschichtlicher Perspektive ist ein Kinderwagen ein vergleichsweise schlichtes Gefährt: ein mehr oder weniger eckiger Kasten mit zumeist vier Rädern und einem Griff zum Schieben. Eigentlich kein großes Ding, sollte man meinen – jede einigermaßen vernünftige Seifenkiste verlangt nach mehr Konstruktions-Raffinesse. Und doch: Der Kinderwagen ist komplizierter, als dies auf den ersten Blick scheint (und dies zeigt sich nicht erst, wenn Papa versucht, das Monsterding zusammenzuklappen, um es in den Familien-Kombi zu wuchten). Es geht im Wesentlichen um die Schiebetechnik, genauer: die unterschiedlichen Schiebetechniken unserer Zeit. Wer auf deutschen Straßen lang genug zuschaut, kann bald schon die unterschiedlichen Typen unterscheiden, die sich in der Kunst versuchen, einen Kinderwagen zu schieben. Voilà.
    Die Telefonierende: Sie stellt inzwischen wohl die zahlenmäßig stärkste Fraktion – die eine Hand am Kinderwagen, die andere am Handy. Diese Mutter ist entweder nebenbei berufstätig und muss wichtige Dinge klären, meistens allerdings spricht sie mit Mutter oder bester Freundin (zuweilen bekanntlich vereint in einer Person). Ihr Anblick hinterlässt oft ein wenig Mitleid (vermutlich eine Mutter mit Mehrfachbelastung) – ich selbst stelle mir oft vor, dass im Wagen das Kind ebenfalls mit einem Handy am Ohr hantiert. Vielleicht sprechen beide ja gerade miteinander.
    Die Stolze: Dieser Typus ist leider immer seltener zu beobachten, sein Auftreten soll vermitteln: Schaut her! Ich bin eine Mutter! Eine Mutter! Und das da: Das ist mein Kind! Ein tolles Kind! Ha! Aus dem Weg! Diese Mütter sehen übrigens nicht nur stolz aus, sondern meistens auch ausgeschlafen, gut angezogen, so gar nicht gestresst. Bewundernswert.
    Die Erschöpfte: Ich selbst würde mich wohl zumeist der Kategorie der Erschöpften zuordnen. Ihr Schritt ist langsam, zuweilen tastend, fast könnte man meinen, der Kinderwagen zieht mehr die Mutter, als dass diese ihn schiebt. Mangelnder Schlaf oder renitente ältere Geschwisterkinder haben ihr Nervenkostüm

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