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Allein unter Muettern - Erfahrungen eines furchtlosen Vaters

Allein unter Muettern - Erfahrungen eines furchtlosen Vaters

Titel: Allein unter Muettern - Erfahrungen eines furchtlosen Vaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tillmann Bendikowski
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man so will: mehr vom Ergebnis her.
    Das ist nicht lustig. Wenn Männer den Haushalt übernehmen – oder mehr oder weniger wissend hineinreden –, ist es schnell vorbei mit Lustigsein. Wie sang Herbert Grönemeyer einmal? »Männer machen alles ganz genau.« Genau! Und zwar: ganz genau! Sie glauben nicht, welche Ordnung und Effektivität Männer in einen Haushalt bringen können. Davon könnte – einmal konsequent zu Ende gedacht – nicht nur der Einzelne profitieren, sondern (wie bei Männern und ihren guten Taten immer) das große Ganze, die gesamte Volkswirtschaft nämlich. Man denke zuvörderst an die zumeist völlig unökonomische Beladung von deutschen Geschirrspülmaschinen! Dieser Vorgang liegt oft genug in Hausfrauenhand – aber wie sieht das traurige Ergebnis aus? Man kann selbstverständlich große, kleine und tiefe Teller wahllos nebeneinander in die Auffächerung stopfen, man kann sie aber auch so ordnen, dass nicht nur mehr Teller hineinpassen, sondern dass sie auch noch sauber werden, eben weil das Spülwasser die Tellerflächen dann vollständig erreicht. Oder man denke an die doppelstöckige Beladungsmöglichkeit im oberen Spülwagen: von findigen Ingenieuren erdacht für die kluge, raumsparende Stapelung von schwach bis mittelverschmutzten Tassen oder kleineren Gläsern. Nicht aber für zwei, drei große Latte-Macchiato-Gläser, die vielleicht sogar noch keck auf der Seite liegen. Da steht doch später das Wasser drin! Ich kenne übrigens Familien, die Konsequenzen auf diesen Missständen gezogen haben und in denen inzwischen schon die dritte Generation von Männern für die korrekte Beladung der Spülmaschinen zuständig ist. Ich sage Ihnen: Ich habe von geschickter Männerhand beladene Besteckkästen aus frisch gespülten, noch dampfenden Maschinen herausfahren sehen, die ich am liebsten fotografiert hätte – jedes Messerchen und Löffelchen hängt da in Reih und Glied. Ein Traum!
    Neben der rechten Ordnung ist selbstverständlich die fachgerechte Zubereitung von Speisen zentrale Aufgabe häuslicher Führung. Auch hier ist der Mann im Kommen. Er kocht heute mehr und häufiger als früher, nach meiner Beobachtung aber in der Regel nur, wenn dieser Vorgang entweder im Freien stattfindet oder im Fernsehen (oder zumindest in einer großen Illustrierten) dokumentiert wird. Das Kochen im Freien hat archaischen Charakter, der in der Grillsaison bei bloßem Oberkörper seine wahre Schönheit preisgibt: Wie einst die Jäger greift der starke Mann zum blutigen Fleisch, um es auf dem Urelement des lodernden Feuers für seine Sippe (heute zumeist Vereinskameraden, Kollegen, Nachbarn) fachgerecht in braune oder schließlich schwarze Stücke zu verwandeln, die dann verzehrt werden müssen. (Grillende Frauen in der Öffentlichkeit finden sich nur bei rein weiblichen Ausflügen dieser Art.)
    Das Kochen vor der Fernsehkamera (genauer: in der Öffentlichkeit) hat ähnlich demonstrativen Charakter – hier zeigt der Mann nicht nur, wie man es macht, sondern, wie man es besser macht. Dabei wird stets viel geredet und zugleich aber auch deutlich, dass diese Art der Speisenzubereitung für den Alltag (geschweige denn für den Alltag mit Kindern) gänzlich ungeeignet ist. So wurde ich in einer Zeitschrift unlängst Zeuge männlicher Kochkunst und ihres charmanten Charakterzugs, noch die denkbar einfachsten Sachen dieser Welt so lange zu verkomplizieren, bis sie kaum mehr jemand nachvollziehen kann, am wenigsten wohl die Männer selbst. Das gelingt auch außerhalb der Küche glänzend – bei der Weltfinanzkrise haben die großen Jungs bekanntlich so lange mit dem Geld herumgespielt, bis sie zum Schluss selbst nicht mehr verstanden haben, was sie da eigentlich trieben. Aber zurück in die Küche: In der erklärenden, also der Männer-Küche erfuhr ich unlängst, wie man eine ordentliche Bolognese-Sauce anrichtet. Eines des Geheimnisse: Das Hackfleisch müsse in Ruhe mehrere Stunden lang vor sich hin köcheln – dazu gab’s den männlichen Hinweis, dass vermutlich jede Bolognese-Soße, die unter sechs Stunden köchelt, allenfalls im Schulhort serviert werden könne. Das ist lustig, erinnert mich aber an Grönemeyer und die in Reih und Glied hängenden Löffelchen in dampfenden Geschirrspülmaschinen. Wer von einem Rudel stets hungriger Kinder umstanden ist, darf froh sein, das Gehackte noch schnell anbraten zu können, ehe die Meute darüber herfällt. Sechs Stunden, ha!
    Ich selbst halte mich selbstverständlich

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