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Allein unter Muettern - Erfahrungen eines furchtlosen Vaters

Allein unter Muettern - Erfahrungen eines furchtlosen Vaters

Titel: Allein unter Muettern - Erfahrungen eines furchtlosen Vaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tillmann Bendikowski
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finde ich da schon das komplexe Sprechen mit Hunden, das nach meiner Beobachtung zuweilen beide Beteiligten an den Rand ihrer intellektuellen Fähigkeiten bringen kann: »Mensch Trixi, ich hab wirklich keine Lust mehr weiterzugehen, wenn du immer so an der Leine ziehst.« Oder: »Komm, wir schauen eben noch beim Bäcker rein, und dann geht’s wieder nach Hause.« Solche Monologe können durchaus belustigend wirken, wenngleich man sich als ungewollter Zuhörer zuweilen mehr inhaltliches Gewicht wünschte – so spricht aus meiner Sicht nichts dagegen, den Hund auch mit Bemerkungen zu dem neuen Roman vom Martin Walser oder der Programmstruktur von arte zu belegen. Richtig bedenklich wird die Mensch-Hund-Kommunikation nach meiner Einschätzung allerdings beim erwartungsvollen Sprechen: »Lullu, nicht! Wie oft soll ich das noch sagen?« »Kannst du mir mal sagen, warum du nicht hörst? Na?« Auf was warten diese Menschen? Offensichtlich darauf, dass das Tier antwortet. Das nenne ich mal, sich ein großes Ziel setzen! Ich fühle mich bei solch bedenklichen Erscheinungen an die Geschichte einer Frau erinnert, die angeblich mit Steinen spricht – aber nach meinen Informationen bis heute auf Antworten wartet.
    Aber zurück zu unserer Ausgangsfrage: Soll man Hundehaltern, die auf offener Straße mit ihrem Tier reden, das Wahlrecht entziehen? Alle Fakten sprechen dafür, aber ich glaube, wir sollten – nicht zuletzt als Vorbilder für unsere Kinder – verständnisvoller sein. Nur über die Blindenhunde ist meines Erachtens das letzte Wort noch nicht gesprochen …

DIE KLUGE HAUSFRAU
    Ich kenne Haushalte, da könnte man ohne große hygienische Bedenken auf dem Fußboden der Gästetoilette eine mittelgroße OP durchführen. Klinisch rein! Ich habe Küchenschränke gesehen, in denen Tassen und Gläser streifenfrei der Größe nach geordnet sind und anscheinend auch nicht von den Stürmen des Alltags aus ihrer Ruhe und Ordnung gebracht werden. Und ich kenne Mütter, die – eingestanden oder uneingestanden – an einem Putzfimmel leiden (wenn sie denn leiden, ich bin mir da gar nicht so sicher). Das alles erzähle ich selbstverständlich nur, weil ich neidisch bin. Wenn ich abends unsere Küche halbwegs aufgeräumt und auch noch den Müll rausgebracht habe, bin ich schon zufrieden. Von einer möglichen Geschirrakkuratesse in den Hängeschränken kann nicht die Rede sein, von hygienischen Mindeststandards für operative Eingriffe einmal ganz zu schweigen.
    Der Mann als Hausmann gilt ja in einigen Kreisen unserer Gesellschaft als kultureller Fortschritt. Das überrascht – zumindest auf den ersten Blick. Denn üblicherweise sind Männer im Ordnungssystem Haushalt ein Desaster: Sie erweisen sich als erstaunlich ungeschickt (immer kleckern sie mit dem Kaffee) oder knüllen – in der Regel abends, aber eigentlich den ganzen Tag – ihre Kleidung zusammen, statt die abgelegten Sachen ordentlich hinzulegen, damit sie entweder noch einmal getragen werden oder den geordneten Gang in die große Maschinerie des häuslichen Wäschewaschens antreten können. Zudem haben Männer nach meiner Beobachtung den Hang zu einer spezifischen Raum-Legasthenie; ein Phänomen, das schon früh beim Memoryspielen auffällt: Gerade Jungs können sich anscheinend nicht merken, wo die Sachen liegen – und das zeigt sich bereits bei ihren oft hilflosen Versuchen, die schon einmal umgedrehten Bärchen- oder Schiffchen-Karten wiederzufinden. Wo lagen die noch mal? Beim ausgewachsenen Exemplar ändern sich die gesuchten Gegenstände – das Phänomen an sich bleibt: »Wo sind denn die Taschentücher?« Oder: »Hast du meine Regenjacke gesehen?«
    Doch wir wollen den Männern gegenüber nicht ungerecht sein. Abweichend von der häuslichen Norm sind sie nämlich eigentlich nur, wenn sie mit ihrem vergleichsweise funktionalen Verhältnis zu den schönen Dingen des Heims ans Werk oder durch den Alltag gehen. Etwa bei fast allen Fragen der Tischdekoration: Teller, Besteck, Gläser, vielleicht noch Servietten. Fertig ist die schmuckvolle Tafel. »Brauchen wir Untersetzer?«, ruft er noch in die Küche. Das war’s dann aber auch. Ach ja, und: »Haben wir eigentlich irgendwo Kerzen?« Auch im Waschkeller fühlen Männer nicht den Schmerz, der Mütter zuweilen bei nicht-akkuratem Verhalten durchfährt. Immer wieder höre ich davon, dass Männer bei ihren gelegentlichen Ausflügen an die Waschmaschine den Begriff »Buntwäsche« deutlich toleranter auslegen. Wenn

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