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Alleinerziehend mit Mann

Alleinerziehend mit Mann

Titel: Alleinerziehend mit Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bittl , Silke Neumayer
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weniger locker in der Luft jongliert, mit einem lauten Klatsch auf dem Boden landen.
    Erstens: Das Kind ist krank, braucht daher also noch mehr Liebe und Zuwendung als sonst, und Mutter braucht noch mehr Nerven als sonst, denn zweitausenddreiundfünfzig Mal an einem Tag das gleiche Babytier-Memory zu spielen, kann einen an den Rand des Wahnsinns bringen. Manche Mütter greifen daher an solchen Tagen zu kleinen bunten Pillen (und damit sind nicht Vitamine gemeint), und wieder andere – die pragmatischeren unter uns – greifen einfach zur Fernbedienung des nächsten Fernsehers, um sich für ein, zwei Stunden von KI.KA erlösen zu lassen.
    Zweitens: Die Mutter ist nicht krank, muss sich im Job aber quasi krankmelden, das heißt sie muss melden, dass sie wegen krankem Kind zu Hause bleiben muss. Das kann man ja, wenn man fest angestellt ist, durchaus ein paar Tage im Jahr machen. Das hat der Gesetzgeber gut durchdacht. In der Theorie. In der Praxis bedeutet das, dass Mütter, vor allem Mütter von Kleinkindern, als Arbeitnehmer nicht so gern gesehen werden. Drittens: Alles, aber auch wirklich so ziemlich alles, was man in den nächsten Tagen sowohl beruflich als auch privat erledigen wollte, sollte, müsste, wird von dem Virus auch lahmgelegt. Und das heißt wiederum, dass die »To-do-Liste« ins Unendliche wächst und man ab dem Tag, an dem das Kind wieder fit ist, noch mehr Bälle in der Luft jonglieren muss als sonst schon, da man ja alles, was man wegen dem kranken Kind nicht erledigen konnte, dann erledigen muss. Sowohl privat als auch beruflich. Das heißt, dass die Aktenberge und Wäscheberge sich jeweils zum Himalaya aufgetürmt haben.
    Viertens: Die meisten Väter haben, sobald ein Kind nur zu niesen anfängt, in den nächsten Tagen die wichtigsten beruflichen Termine ihres Lebens vor sich.
    Keine Ahnung, wie das korreliert.
    Jedenfalls hat mein Mann immer genau dann, wenn Sophie über die üblichen siebenunddreißig Grad geht, schon lange einen unglaublich wichtigen Termin in Tokio vereinbart und muss deshalb leider leider trotz Sophies Fieber sofort in den nächsten Flieger steigen. Ich hege mittlerweile den Verdacht, dass sich die Viren und Bakterien der Kinder nachts ganz im Geheimen mit allen Terminkalendern von allen BlackBerrys und iPhones der Väter synchronisieren. Computer können schließlich doch auch Viren haben. Das muss man nur mal so richtig durchdenken.
    Mir und fast all meinen Freundinnen kommt es jedenfalls so vor, dass irgendwie immer ich zu Hause bleiben muss, um Tee zu kochen und Fieber zu messen, da mein Mann dringend los muss, um einen dieser unglaublich gefährlichen Säbelzahntiger zu erledigen. Ich dagegen würde ja, beruflich gesehen, in den nächsten Tagen nur mit einer kleinen Schmusekatze nach Hause kommen, und deshalb haben die Termine meines Mannes natürlich absolute Priorität. Er kann in jedem Fall auf keinen Fall zu Hause bleiben. Die Welt würde untergehen. Und das will ich doch nicht? Oder?
    Fünftens: Kaum ist Sophie wieder gesund, geht’s normalerweise bei mir los. Fieber. Schnupfen. Heiserkeit. Aber ich kann ja jetzt nicht krank werden, ich hatte ja wegen Sophies Krankheit schon den beruflichen und privaten Totalausfall, also kann ich jetzt nicht auch noch krank werden, und deshalb werde ich einfach nicht krank. Tipp am Rande: Mit ein paar Grad Fieber braucht man dann auch kein Rouge mehr aufzutragen.
    Sechstens: Mein Mann kommt von Tokio nach Hause, wo er während Sophies Erkältung (die sich im Übrigen leider in eine Mittelohrentzündung verwandelt hatte) weilte. Dort hat er doch tatsächlich die Welt gerettet und nebenher abends gleichzeitig noch jede Menge Sushi und Sake mit Geschäftsfreunden erledigt.
    Und aus Tokio zurückgekommen, legt sich mein Schatz direkt ins Bett. Vielleicht irgendein exotischer japanischer Sushi-Virus oder höchstwahrscheinlich eine sehr gefährliche Mutation der Vogelgrippe. Vielleicht hat er sich aber auch einfach nur bei Sophie angesteckt. Das ist meine Theorie, die ich aber nicht laut äußern darf, da mein Mann sehr leidet, und da kann er ja wohl keine Kinderkrankheit haben, die Sophie entschieden gelassener weggesteckt hat als er.
    Egal.
    Ich muss jetzt aufhören zu schreiben.
    Ich muss sofort den Notarzt für meinen Mann rufen.
    Hatschi.

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    11. Sammlungen
    M arion ist meine Freundin seit den ersten Babytagen. Also den Babytagen des Erstgeborenen. Die Wortwahl ist nur konsequent, weil »wir« ja auch einen Kindergarten

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