Alleinerziehend mit Mann
Vater bisweilen einige Stunde
alleine
ohne Mutter mit den Kindern verbringt.
Das Mittel lässt sich mehrmals anwenden, denn spätestens nach einem Monat hat Ihr Mann die »schlüssige wissenschaftliche Beweisführung« vergessen – und falls nicht, können Sie jederzeit auf
noch
neuere Studien verweisen.
Die Risiken und Nebenwirkungen Ihrer Notlüge sind homöopathisch gering zu bewerten. Rechnen Sie allerdings mit einer gewissen Zeitverzögerung, bis das Mittel wirkt. Ihr Mann wird zwar spontan dem Erkenntnisgewinn applaudieren und sich heimlich über seine wichtige Rolle im Familiensystem freuen, aber seine Handlungskompetenz setzt erfahrungsgemäß nicht sofort ein.
Abschließender Hinweis zur Dosierung Ihres Gefühlshaushalts: Reagieren Sie stoisch ruhig, wenn Ihr Mann bei nächster Gelegenheit gegenüber anderen behauptet, er hätte kürzlich wissenschaftliche Berichte gelesen, wonach die Rolle des Vaters gar nicht hoch genug einzuschätzen sei, und er deshalb ganz bewusst mehr Zeit alleine mit den Kindern ohne Mutter verbringe, obwohl er sich ja ohnehin schon sehr für seine Familie engagiere. Denken Sie einfach daran, was Sie gewinnen.
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13. Frauenzimmer
E s ist über siebzig Jahre her, dass Virginia Woolf in einem Aufsatz »Ein Zimmer für sich allein« gefordert hat. Die englische Schriftstellerin machte darauf aufmerksam, dass keine Frau künstlerisch arbeiten könne, wenn sie nicht ihre Ruhe und ihr eigenes Zimmer habe. Darüber hinaus klagte Virginia Woolf noch viel mehr Rechte für Frauen ein – Alice Schwarzer und andere Feministinnen bezogen sich gerne auf sie, und auch die neuen »Alphamädchen« zitieren noch immer die große englische Lady und debattieren in Online-Foren kämpferisch über die Fort- und Rückschritte und die Zukunft des Feminismus.
Ich debattiere in keinem Online-Forum mit. Stattdessen streite ich mich mit den Kindern über die wichtigen Fragen des Lebens: Warum es heute keine Süßigkeiten gibt, warum die Fernsehzeit begrenzt ist, und warum der andere »so doof« ist. Ich schreibe keine klugen Kommentare auf Facebook, weil ich Legosteine zur Seite schiebe, den Einkauf im Kühlschrank verstaue, Krankenschwester spiele, das Bett neu überziehe und Lukas ermuntere, aus dem Lesebuch der dritten Klasse vorzutragen. Ich beklage mich nicht darüber, denn ich weiß, es wird eine Zeit geben, in der die Kinder außer Haus sind und ich in Rente. Dann werde ich jeden Tag in diversen Online-Foren, die es bis dahin hoffentlich noch gibt, Stellung zu aktuellen Themen unserer Zeit beziehen und vielleicht auch eines Tages noch einmal Virginia Woolfs Essay neu beleuchten.
Aber auch auf dem Winterschlaf-Niveau meines feministischen Denkvermögens geht mir eine Frage nicht aus dem Kopf, nämlich die Titelaussage des Aufsatzes. Warum haben Mütter bis heute kein eigenes Zimmer? Bei entsprechender Größe eines Haushalts mit Kindern hat jedes der Kinder ein eigenes Zimmer und fast immer der Mann ein Arbeitszimmer, auch wenn er tagtäglich außer Haus arbeitet. Frauen haben bestenfalls eine Waschküche im Keller, die sie ihr Eigen nennen können. Sie teilen mit dem Mann ein Schlafzimmer, mit der ganzen Familie die Küche und das Wohnzimmer – aber warum haben sie keinen Raum für sich allein? Will die Gesellschaft, will die Familie, den Müttern jede Rückzugsmöglichkeit verbieten? Sollen wir immer verfügbar sein? Steckt ein unbewusstes Konzept dahinter, dass es keine »Frauenzimmer« gibt?
Nein, ich warte nicht bis zur Rente! Ich fordere jetzt und sofort eine deutsche DIN -Norm für Frauenzimmer wie für Hundehütten und Kinderzimmer! Ich fordere eine Frauenquote in der Alltagsarchitektur! Und deshalb werde ich jetzt die Kinder sich selbst oder meinem Mann überlassen, den Haushalt vergessen und im nächst besten Online-Forum dieser meiner Forderung Nachdruck verleihen! … Aber schon stehen Mann und Kinder neben mir, schauen mir neugierig über die Schulter, quatschen und fragen aufdringlich: »Mama, was machst du da?« Herrgott noch mal, so kann man wirklich nicht schreiben! Wie soll man sich ohne die Stille eines eigenen Raums konzentrieren? Frauen aller Länder, vereinigt euch! Hört mich, fordert für mich die Frauenzimmer ein!
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14. Von Mücken und Elefanten
M ein Mann ist der tollste, der beste, der phantastischste von allen. Er ist großartig, grandios und einfach unbeschreiblich. Toller Vater, toller Liebhaber, toller Hausmann, ganz toll sportlich, toll im Job und
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