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Alleingang: Kriminalroman (German Edition)

Alleingang: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Alleingang: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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nachgeschenkt. Sie stießen erneut an und machten sich mit Heißhunger über die Nudeln her.
    Während des Essens redeten sie nicht. Sie aßen schnell, fast gierig. Ab und zu sahen sie sich an. Sie lächelten dabei wie Kumpane, die etwas Verbotenes taten.
    Sie hatten beide gleichzeitig aufgegessen. Sie lehnten sich zurück und tranken Wein.
    Es ging ihnen gut. So könnte es jetzt bleiben, dachte Marie, Felix schläft, ich trinke Wein und habe was gegessen – auch wenn es nur aufgewärmte Nudeln waren.
    »Es hat in Kundus Streit gegeben«, begann Gunter plötzlich.
    Marie kam es vor, als habe sie ihn mit dem Essen bestochen. Als müsste er jetzt, wo er die warmen Nudeln im Magen hatte, seinen Teil ihrer Abmachung erfüllen und ihr erzählen, was sie wissen wollte.
    »Die Leute waren unzufrieden. Einige hatten eine richtige Wut im Bauch. Man spürte das überall. Selbst abends beim Bier. Es gab kaum noch einen, der unbefangen lachen konnte. Die Soldaten haben sich verheizt gefühlt.«
    Er nahm einen Schluck Wein und streckte sich. Es fiel ihm schwer, ihr in die Augen zu schauen. Marie spürte, dass er dieses Gespräch als einen Verrat ansah. Einen Verrat an den Soldaten, um die er sich in Kundus hatte kümmern müssen. Einen Verrat an Karl. An seinem Freund.
    »Die Wut der Bevölkerung gegen die Ausländer wächst von Tag zu Tag, seit sich die Amerikaner immer öfter in blutige Militäraktionen stürzen. Täglich kommen mehr Zivilisten um. Das ist die glorreiche Operation Enduring Freedom . Wir Deutschen sind nach Afghanistan gegangen, um dem Land auf die Beine zu helfen. ISAF hat nur ein Ziel: Das Wenige, was es dort an einer vernünftigen Verwaltung, Wirtschaft und Justiz gibt, davor zu schützen, völlig ruiniert zu werden. Und was haben wir jetzt? Einen Krieg, der dieses geschundene Land völlig zerstört. Und wir gehen dabei auch noch vor die Hunde.«
    Marie fühlte sich überfahren. Mit allem hatte sie gerechnet, aber nicht mit so was.
    »Haben Sie in Kundus auch so geredet?«
    Gunter zögerte. »Ja, das habe ich. Ich habe mich zum Sprecher der Soldaten gemacht, die unter der Situation ebenso litten wie ich. Das sind nicht wenige. Kaum einer von denen hat politisch etwas gegen unsere Anwesenheit in Afghanistan einzuwenden. Aber sie haben etwas dagegen, mit den Amerikanern gleichgesetzt zu werden. Wissen Sie, was das Gefährlichste in Afghanistan ist?«
    Marie zuckte mit den Achseln.
    »Neben einem amerikanischen Jeep gesehen zu werden.« Gunter lachte, als habe er einen gelungenen Witz gemacht. »Die Amis radieren bei sogenannten Kampfhandlungen ganze Hochzeitsgesellschaften aus. Sie paktieren offen mit den Warlords im Süden, den Feinden der Kabuler Regierung. Die Einheimischen sind mittlerweile so voller Hass, dass es ihnen egal ist, wen sie treffen. Hauptsache: Soldaten aus dem Westen.«
    Gunter trank hastig. Er verschluckte sich.
    »Wir haben uns zusammengeschlossen. Wir haben offen darüber geredet, dass wir uns nicht verheizen lassen wollen. Auch mit Journalisten haben wir darüber gesprochen. Unser im Grunde vernünftiges Mandat wird unterlaufen.« Er wurde laut, dämpfte aber seine Stimme sofort wieder, als Marie tadelnd mit ausgestrecktem Zeigefinger nach oben wies, wo Felix schlief. »Wir geraten immer mehr in die Schusslinie, weil die Amerikaner rücksichtslos gegen Zivilisten vorgehen. Das hat man natürlich auf der Kommandoebene gar nicht gerne gehört. Journalisten sagen das seit Jahren. Aber wenn Soldaten das tun, die ihren Kopf für die Fehlentwicklung hinhalten müssen, ist sofort die Hölle los. Ja, sie haben mich vom Dienst suspendiert und nach Hause geschickt.«
    »Und Karl?«, wollte Marie wissen. »Wo stand er?«
    Gunter zögerte. »Karl … Na ja, der hat lange versucht, die Männer zu beruhigen. Er war ein Hundertprozentiger. Bei gefährlichen Einsätzen immer vorne. Die Soldaten haben ihm vertraut. Karl hat auch versucht, mich davon zu überzeugen, dass die Befehle richtig sind. Doch ich glaube, in der letzten Zeit sind ihm Zweifel gekommen. Wir haben oft nachts geredet, wenn er auf Wache war. Karl war jemand, der diesen Einsatz sehr ernst nahm. Er hat es sich nicht leicht gemacht.«
    Das wusste Marie. Karl machte es sich nie leicht. Es war deswegen zu einem erbitterten Streit zwischen ihnen gekommen. Eines Abends hatten sie zusammen Nachrichten angeschaut. Da waren Leichen zu sehen. Opfer eines Raketenangriffs der Amerikaner. Nicht ein Toter hatte eine Uniform getragen.
    »Es hätte

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