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Alleingang: Kriminalroman (German Edition)

Alleingang: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Alleingang: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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etwas Unbedarftes, Mädchenhaftes. Dabei wirkte sie nicht so gewollt frech wie manche junge Mädchen.
    »Wo kommen Sie her?«
    »Aus Schweden. Älmhult. Sie wissen: Ikea.«
    Langsam dämmerte es Marie. Schweden. Älmhult. Hatte Gunter nicht von einer Schwester gesprochen, die kommen würde, um ihn aus Deutschland rauszuholen? Diese Schwester kam aus Südschweden. Aus Älmhult – der Ikea-Stadt.
    Die Schwedin trug bunte Kleidung. Eine pinkfarbene Bluse – keinen BH, wie Marie feststellte. Eine giftgrüne Stoffhose, sehr weit, nur im Schritt eng. Mit Sonnenblumen auf den Oberschenkeln. Sie sah aus wie ihr Auto.
    »Zu wem wollen Sie?«
    Die Frau schaute auf die Karte – als wüsste die die Antwort. Marie sah, dass es sich um eine großformatige Karte Mecklenburg-Vorpommerns handelte. Sie war so gefaltet, dass Usedom gut sichtbar war.
    »Ich suche das Haus der Frau Blau.«
    Also doch. Gunters Schwester aus Schweden.
    »Sie stehen davor. Ich bin Marie Blau.«
    Die Schwedin schien überrascht zu sein. »Dann habe ich mich gar nicht verfahren …«
    »Nein, Sie sind richtig.«
    »Mein Name ist Pia.« Sie hielt Marie ihre Hand hin, wobei sie den Ellenbogen wie ein schüchternes Kind gegen ihre Hüfte presste. Marie schüttelte Pias Hand. Sie war kalt und kraftlos. In Marie erwachte der Mutterinstinkt.
    »So kommen Sie doch rein. Es steht gerade eine Suppe auf dem Tisch. Sie haben doch sicher Hunger.«
     
    Als Marie mit Pia die Küche betrat, saß Egon mit Felix am Tisch und aß Nudelsuppe aus Maries Teller.
    »Das ist mein Sohn Felix. Und das ist Egon, ein Freund meines Mannes.«
    Egon schaute verdutzt auf. Felix aß ungerührt weiter.
    »So nehmen Sie doch Platz«, sagte Marie zu Pia. Und zu den beiden anderen: »Das ist übrigens Pia. Besuch aus Schweden.«
    Egon erhob sich und gab Pia die Hand. »Freut mich. Ich kenne Schweden.« Dann nahm er wieder Platz und aß weiter, ohne zu erklären, was er von Schweden genau kannte und woher.
    »Schweden? Kommen da nicht Pettersson und Findus her?«
    Pia schaute etwas irritiert. »Findus? Sind das nicht Fischstäbchen?«
    Felix prustete vor Lachen. »Findus – Fischstäbchen.«
    Jetzt lachte auch Pia mit. Doch sie klang etwas hilflos. Marie hatte bemerkt, dass sie keinen Scherz hatte machen wollen. Die junge Frau war wirklich schüchtern –, Marie fragte sich, wie diese Frau ihren Bruder in Stralsund an den Kontrollen vorbei auf die Fähre nach Trelleborg bringen wollte.
    Felix hatte seinen Teller geleert. Er reichte ihn Marie, damit die ihm noch eine Kelle Suppe holte. Marie bediente erst Pia und sich. Dann war Felix dran. »Vorsicht, heiß!«
    Felix kicherte, als er ihr den Teller abnahm.
    Es tat dem Jungen gut, dass Besuch da war und er nicht allein mit seiner Mutter essen musste. Marie freute sich, dass er wieder lachte. Als er den Teller abstellte, lief Suppe über den Rand, der Teller stand schief.
    »Felix!«, ermahnte ihn die Mutter und schob den Teller etwas zur Seite. Etwas lag darunter.
    Marie hob den Teller an. Ein schwarzer Knopf, nicht größer als eine der Batterien, die man für Armbanduhren brauchte.
    »Das hat Egon gefunden«, sagte Felix und schob Marie den Knopf hin. Marie nahm das seltsame Ding. Es war von der übergeschwappten Suppe schmierig geworden.
    »Ist das …?«
    Egon löffelte ernst seine Suppe. Er nickte. Marie ließ den Knopf in ihrer Hosentasche verschwinden.
    »He! Das ist meins!«, brüllte Felix. Das war die Schattenseite seiner Hochstimmung. Wenn kein Besuch da war, fuhr er sie auch nicht so an.
    »Iss erst mal auf!«
    Pia und Egon aßen ungerührt weiter – als wäre es das letzte Essen in ihrem Leben. Dabei handelte es sich doch bloß um eine einfache Päckchensuppe.
    Als Egon fertig war, putzte er sich den Mund am Ärmel ab. Marie hatte vergessen, Papierservietten auf den Tisch zu legen. Nun war es zu spät.
    Egon erhob sich, schob den Stuhl zur Seite, nahm den Teller und das Besteck und stellte beides in die Spüle. Seine Bewegungen waren eckig. Er schien nicht oft mit anderen Menschen zusammen zu sein.
    »Egon, gehst du schon?« Felix sprang auf und schob dabei den Tisch etwas vor. Pia hielt mit beiden Händen ihren Teller fest.
    »Ja«, antwortete Egon ernst. »Ich muss.«
    Warum muss er denn, fragte sich Marie. Sie hatte aber auch keine Lust, ihn zum Bleiben zu überreden.
    »Schade«, jammerte Felix. »Aber du kommst doch wieder, oder?«
    Egon schaute Marie an.
    »Sicher kommt er wieder. Die nächsten Tage. Am besten zum

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