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Alleingang: Kriminalroman (German Edition)

Alleingang: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Alleingang: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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neben ihr lag, machte sie erst recht kein Auge mehr zu.
    Es wurde leise an die Tür geklopft.
    Marie knipste ihre Nachttischlampe an. »Herein!«, sagte sie.
    Pia schlüpfte herein. Sie trug einen roten Slip und ein ausgeleiertes T-Shirt mit einem Segelschiff. »Ich wollte dir noch was sagen.«
    Marie setzte sich auf. Sie kam sich wie die Mutter eines Teenagers vor, die sich nachts etwas über Liebeskummer ihres Sprösslings anhören musste.
    Pia war verlegen. Sie verschränkte die Arme vor der Brust. Ihre nackten Beine zitterten.
    Marie lüftete ihre Bettdecke. »Komm schon!«
    Pia schlüpfte ins Bett. Sie war ausgekühlt und kuschelte sich sofort ein. Marie ließ es geschehen. »Also!«, sagte sie.
    Pia sprach in Maries Achselhöhle. »Dein Karl war Soldat. Und du … Du bist eine Soldatenfrau.« Sie drehte sich ihr zu. »Verstehst du, was ich damit meine?«
    Marie verstand es nicht. Sie war mehr damit beschäftigt, sich darüber zu wundern, wie schwach und dünn diese Frau war, die sie im Arm hielt.
    Pia hob ihren Kopf. »Du musst damit leben, dass dein Mann auf Menschen schießt. Schließlich hat er es für eine gerechte Sache getan. Das ist einfach so bei einem Soldaten.«
    Wie vernünftig sich solche Banalitäten doch anhörten, wenn sie im Bett gesagt wurden.
    »Du meinst also auch, Deutschlands Sicherheit wird am Hindukusch verteidigt?« Marie wollte nicht sarkastisch klingen. Sie wusste, dass Pia ihr helfen wollte. Deshalb legte sie deren Kopf in die linke Armbeuge und streichelte ihr mit der Rechten übers Haar. Pia schloss die Augen. Sie schien sich in Maries Bett wohl zu fühlen.
    Sie lächelte sogar. Marie gefiel dieses Lächeln. Es war das bedingungslose Lächeln eines Kindes. »Sollen wir uns das gefallen lassen?«, fragte Pia, ohne aufzuhören zu lächeln.
    »Was?«
    »Wir sind das Abendland. Wir hatten die Aufklärung. Nicht die. Und jetzt sollen wir unsere Hirne und Herzen öffnen für Gotteskrieger, die nicht lesen und schreiben können, die uns aber erzählen wollen, wie wir zu leben haben. Für Frauen, die ihr Leben lang verschleiert laufen und keine Schule besuchen dürfen. Nein, das will ich nicht. Ich lebe in einer freien Welt. Ohne Scharia. Ohne Terroranschläge auf Menschen, deren einziger Fehler es ist, dass sie keine fanatischen Muslime sind. Ich sehe das alles nicht ein, Marie. Dein Mann ist für eine gute Sache gestorben. Für die Freiheit – und für die Vernunft.«
    Marie fühlte sich wie erschlagen von so vielen Worten. Sie fühlte sich auch erschlagen von Pias Klarheit. So klar war nicht einmal Karl gewesen, wenn er seinen Einsatz in Kundus zu rechtfertigen versucht hatte.
    Und noch etwas verblüffte Marie: Offensichtlich herrschte in Schweden eine andere Meinung über den Afghanistan-Einsatz als in Deutschland.
    Marie streckte ihren Arm aus und löschte das Licht.
    Pia räkelte sich. »Darf ich bei dir schlafen?«
    Marie zog die Decke über sich und Pia.

22.
     
    Als der Wecker läutete, schlummerte Pia immer noch in Maries Arm.
    Marie hatte tief und fest geschlafen. Jetzt erst bemerkte sie, dass sie klatschnass war. Die Körperwärme der beiden Frauen hatte sich in der Nacht potenziert. Pia schlief ohne Slip und T-Shirt. Beides lag auf dem Boden neben dem Bett. Marie stopfte es unter die Decke – falls Felix hereinkam. Sie wollte nicht, dass er die Kleidungsstücke auf dem Boden liegen sah.
    Der Junge lag im Tiefschlaf. Marie hatte Probleme, ihn wach zu bekommen.
    Es war schon kurz vor acht, als er in die Küche kam. Er stopfte schnell ein halbes Brötchen mit seinem Lieblingskäse in sich rein, trank seinen Kakao und küsste seine Mutter. »Es war gar nicht so schlimm, dass du gestern nicht da warst«, sagte er zum Abschied. »Mit Pia ist es fast genauso schön wie mit dir.«
    Dann war er weg.
    Marie winkte ihm vom Fenster aus zu, als er sein Rad aus dem Schuppen holte. Auch wenn sein Geständnis harsch klang – sie wusste, dass er ihr das gesagt hatte, um sie zu beruhigen. Er wollte nicht, dass sie sich Vorwürfe machte, wenn sie ihn allein ließ. So erwachsen war er schon.
    Marie kochte eine große Kanne Kaffee. Die stellte sie zusammen mit zwei Tassen, Zucker und Milch auf das Tablett und trug alles hoch ins Schlafzimmer. Es war fast wie an den Tagen, an denen Karl Heimaturlaub gehabt hatte.
    Pia schlief noch. Sie hatte Arme und Beine um die Bettdecke geschlungen, als wollte sie daran hochklettern. Obwohl sie so schlank war, fand Marie den Körper der jungen Frau sehr

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