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Alleingang: Kriminalroman (German Edition)

Alleingang: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Alleingang: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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tat es auch gut. Jetzt erst bemerkte sie, dass es sie belastet hatte, eine Fremde in ihrem Haus zu haben. Eine Fremde, die auch noch auf ihr Kind aufpasste, während sie weg war. Aber jetzt hielt sie Pia im Arm. Sie war keine Fremde mehr.
    Pia fühlte sich gut an. Besser als ihr Bruder, dachte Marie.
    Sie war weich und roch frisch. Ihre Haare berührten Maries Wangen.
    Marie entspannte sich. Nach diesem schrecklichen Tag. Nach diesen Wochen. Nach allem.
    Pia war einfach da. Und sie machte keine Probleme. Im Gegensatz zu ihrem Bruder. Pia wollte nichts von Marie. Im Gegenteil. Sie half ihr sogar. Sie war eben eine Frau.
    Marie schloss die Augen. Es war ihr warm. Wohlig. Pia streichelte ihren Handrücken. Das kitzelte und wirkte gleichzeitig besänftigend. Die beiden Frauen lehnten ihre Köpfe aneinander – Marie war größer als Pia und musste sich deshalb etwas zu ihr hinunterbeugen.
    Sie hörten ihrem Atem zu. Pia drückte sich enger an Marie. Als suchte sie Schutz bei der Älteren.
    Doch dann machte Pia sich plötzlich los und drückte ihren Rücken durch. Sie rieb sich die Stirn wie jemand, der erst mühsam wieder zu vollem Bewusstsein kommen muss. »Was tue ich da?«
    Marie spürte einen vagen Unwillen – sie kam sich vor wie ein Liebhaber, der sich unerwartet eine Abfuhr geholt hatte.
    Marie schenkte Wein nach und trank einen kräftigen Schluck. Das tat ihr gut. Der Alkohol machte sie wieder nüchtern.
    »Wie ist das …« Pia rückte von ihr weg und drehte sich gleichzeitig zu ihr hin.
    »Was?« Marie fürchtete, Pia könnte ihre Unsicherheit meinen. Sie wollte jetzt kein Gespräch über Gefühle.
    »… wenn der Mann im Krieg ist?«
    Marie lehnte sich zurück und dachte nach. Womit sollte sie anfangen? »Er wird dir fremd. Er geht weg als dein Mann und kommt als ein anderer wieder.«
    »Als ein anderer?«, fragte Pia und hob die Augenbrauen, als sei das, was Marie ihr gesagt hatte, ihr fremd.
    Marie ging es mit Pia wie manchmal mit Felix: Wenn sie sich nicht sicher war, ob der Junge schon reif genug war für das, was sie ihm sagen wollte. »Als einer, der getötet hat. Er geht als der, den du liebst. Und er kommt als Mörder zurück.«
    Pia trank so schnell, dass ihr Glas überschwappte und der Wein ihr übers Kinn lief. Marie holte ihr ein Stück Küchenrolle. Pia errötete leicht, als sie sich damit das Kinn abwischte. »Soldaten sind Mörder. Glaubst du das auch?«
    Pias Ton zeigte Marie, dass sie sie verärgert hatte.
    »Nein. So meine ich das nicht. Es ist nichts Politisches. Es ist was anderes. Wenn er im Kosovo wäre oder sonstwo, hätte ich das gleiche Problem.« Marie biss sich auf die Lippe. Dass es ihr solche Schwierigkeiten machte, Pia gegenüber diesen einfachen Sachverhalt auszusprechen …
    »Welches Problem denn, zum Teufel?« Pia kicherte unsicher. Dann wurde sie schlagartig ernst und angelte sich Maries Hand.
    Marie verkrampfte sich, sie zog ihre Hand zurück. Als sie das Erschrecken in Pias Mädchengesicht bemerkte, gab sie ihre Hand jedoch wieder zurück. Pia griff dankbar danach. Was war bloß los mit diesem seltsamen Mädchen aus Südschweden?
    »Ich hatte Angst, dass durch seine Schuld Menschen ums Leben kommen könnten.«
    Pia starrte sie an. Marie war sich nicht sicher, ob ihre Worte bei ihr angekommen waren.
    »Verstehst du? Wenn er jemanden tötet … Ich weiß nicht, ob ich dann weiter mit Karl leben könnte …«
    Pia nickte. Ihre Unterlippe ließ sie dabei etwas fallen. »Aber …« Sie schlug die Augen nieder. »Ich meine, er ist doch tot. Wie soll er da noch jemanden umbringen?«
    Für einen Moment war Marie versucht, Pia zu sagen, dass Karl am Leben war. Dass er sich in Kundus aufhielt. Dass sie Anrufe von ihm bekam. Es hätte ihr geholfen, es Pia zu erzählen. Sie hätte ihr auch gerne gesagt, dass die Angst, Karl könne jemanden umbringen, sie monatelang gelähmt hatte. Dass diese Angst aber jetzt der Angst gewichen war, Karl könne selbst umgebracht werden.
    Doch sie tat es nicht. Es gab etwas, das sie davon abhielt.
    Stattdessen sagte sie: »Ja. Er ist tot. Es ist aber nicht ausgestanden. Nichts ist ausgestanden.«
     
    Marie konnte nicht schlafen. Dabei war es schon nach eins, und nach dem anstrengenden Tag in Berlin fühlte sie sich todmüde. Sie lag wach und dachte darüber nach, was sie in Berlin erlebt hatte.
    Jemand schlich über den Flur. War Felix aufgewacht? Dann wollte er jetzt zu ihr ins Bett. Irgendwann musste das aufhören. Wenn der Junge die ganze Nacht

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