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Alleingang: Kriminalroman (German Edition)

Alleingang: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Alleingang: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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Sie wirkte abwesend. Marie fiel auf, dass sie ihrem Blick auswich. Am Abend zuvor war das anders gewesen. Da hatte Pia den Blickkontakt immer wieder gesucht, ja, Marie sogar herausgefordert.
    »Was ist los mit dir?«
    Pia drehte die Hand, die auf dem Tisch lag, sodass sie Maries Hand umfassen konnte. Sie drückte sie fest. »Ich habe Angst.«
    »Wovor? Dass sie euch schnappen? Du, das ist ziemlich unwahrscheinlich. Sie wissen nicht, dass du hier bist. Wenn ihr zusammen auf die Fähre geht, wird niemand Verdacht schöpfen. Ihr seht aus wie ein schwedisches Paar auf der Heimreise.«
    »Nein, ich habe Angst vor Gunter.«
     
    Felix war begeistert. »Nach Heringsdorf? Mit Pia? Zum Eisessen? Super!«
    Während Marie das Mittagessen zubereitete – die Ravioli aus der Dose, die schon so lange unter der Spüle standen, es musste schnell gehen –, half Pia dem Jungen bei den Schulaufgaben. Selbst das Rechnen absolvierte er diesmal ohne Geschrei. Felix hatte ein Ziel.
    Wie eine Familie, dachte Marie, als Pia die Schulsachen des Jungen beiseite räumte, damit sie den Tisch decken konnte.
    Doch dann bekam Felix ein schlechtes Gewissen. »Warum kommst du nicht mit, Mama? Zu dritt wäre es viel schöner, oder?«
    »Mama muss zu einem wichtigen Termin«, kam Pia Marie zuvor. »Und wir machen uns einen schönen Nachmittag.« Sie war offensichtlich erleichtert, dass Marie sich ohne sie mit Gunter traf.
    »Arme Mama«, jammerte Felix.
    Marie strich ihm übers Haar. »Du weißt doch, ich mag kein Eis.«
    Damit gab er sich zufrieden.
    Die drei aßen stumm die Ravioli. Felix und Pia strahlten. Sie waren beide Kinder. Marie dachte daran, dass es wahrscheinlich das letzte Mal war, dass sie so einträchtig zusammensaßen. Das tat ihr weh.
    Pia hatte ihr erzählt, welchen Eindruck Gunter bei seinem letzten Telefongespräch auf sie gemacht hatte. Fahrig und völlig durcheinander. Sie liebte ihn, er war ihr Bruder. Sie wollte ihm auch helfen. Aber wenn sie daran dachte, dass sie die nächste Zeit mit ihm allein in Schweden verbringen musste, bekam sie Angst.
    Im Grunde ging es Pia mit Gunter wie Marie mit Karl. Auch der machte ihr Angst, wenn er nachts anrief und wirres Zeug erzählte. Marie verstand Pia gut. Deshalb hatte sie auch ihrem Vorschlag zugestimmt, dass sie sich allein mit Gunter in der Bucht treffen sollte, während Pia sich um Felix kümmerte.
    »Nicht, dass sie euch erwischen«, hatte Pia gesagt.
    Doch da hatte Marie sie beruhigen können. Sie war an dieser Stelle noch nie einem Menschen begegnet. Dort kam nur Karl hin. Karl und Felix und sie. Sonst niemand.
     
    Sobald Felix mit den Hausaufgaben fertig war, zogen die beiden sich an und brachen nach Heringsdorf auf. Felix war so voller Vorfreude, dass er sogar vergaß, Marie einen Abschiedskuss zu geben. Das sah Marie als ein gutes Zeichen an.
    Sie zog ihre Stiefel und die gelbe Regenjacke an. Das Wetter war unbeständig. Aber Marie wollte nicht nur wetterfest angezogen sein. Sie hatte auch das Gefühl, dass sie einen Schutz brauchte. Eine stabile äußere Hülle. Obwohl ihr ja von Gunter keine Gefahr drohte.
    Sie war früh dran. Deshalb zwang sie sich, nicht allzu schnell zu gehen. Sie wollte nicht auf Gunter warten müssen. Zum ersten Mal spürte sie einen Widerwillen gegen den Ort, den sie mit Karl und Felix so oft aufgesucht hatte.
    Wenn sie sich genauer prüfte, stellte sie fest, dass sie fürchtete, diese Bucht, die immer so etwas wie ein Geheimnis ihrer kleinen Familie gewesen war, durch ihr Treffen mit Gunter zu entweihen.
    Vielleicht hätte sie Pia mitnehmen müssen. Das hätte es einfacher gemacht. Aber die Schwedin – ihre Schwedin, wie Marie sie insgeheim nannte – hatte sich so sehr dagegen gesträubt, dass Marie nachgegeben hatte und ihrem Vorschlag, allein zu gehen, gefolgt war.
    Der Fußweg von der Straße aus, die Koserow mit Zinnowitz verband, führte durch die Dünen und schlängelte sich endlos durch das dichte Dornengestrüpp, das hier überall wucherte und kleinere Pfade schnell unpassierbar machte.
    Jetzt fragte Marie sich, ob Gunter die Bucht überhaupt finden würde. Sie ging zum Wasser und setzte sich so in den Sand, dass sie den Pfad, den sie durch die Dünen genommen hatte, im Auge hatte. Sie wollte nicht überrascht werden.
    Es war kurz vor drei.
    Hoffentlich kommt er nicht zu spät, dachte Marie und beschloss, um halb vier zu gehen, falls Gunter dann noch nicht erschienen sein sollte.
    Ein Propellerflugzeug erschien am Himmel. Es zog ein

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