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Alleingang: Kriminalroman (German Edition)

Alleingang: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Alleingang: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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bemühte sich, ebenso kühl wie er zu klingen. Sie erhob sich. »Kann ich jetzt gehen?«
    »Aber natürlich. Das konnten Sie die ganze Zeit.«
    Marie verzichtete darauf, diese Frechheit zu kommentieren. Sie nahm ihre Tasche und verließ den Raum, ohne sich umzuschauen.

21.
     
    Ernesto bestand darauf, sie persönlich zum Ausgang zu bringen. Er lief schnaufend neben ihr her. Marie machte es Spaß, diesen Ernesto aus der Puste zu bringen. Diesmal war sie diejenige, die besser beisammen war.
    Zum Abschied nahm er ihre Hand. Marie ließ es geschehen. Sie wollte nur noch weg.
    »Nur eine Bitte, Frau Blau: Schweigen Sie über das, was Sie von mir erfahren haben! Sie schützen damit auch das Andenken Ihres Mannes.«
    Marie verließ den Bendlerblock, ohne Ernesto das Versprechen zu geben, das er sich von ihr erhofft hatte.
    »Soll ich Ihnen eine Kopie der CD machen lassen?«, rief er noch hinter ihr her.
    Sie gab ihm keine Antwort.
    Marie nahm ein Taxi. So schaffte sie es diesmal rechtzeitig zum Hauptbahnhof: Sie erreichte einen der frühen Regionalzüge nach Anklam.
    Unterwegs hatte sie viel Zeit zum Nachdenken.
    Marie Blau fand, dass sich ihre Reise nach Berlin gelohnt hatte. Sie stand jetzt eindeutig besser da als vorher. Sie wusste nun, wie die Karten verteilt waren. Und da hatte sie ihren Widersachern einiges voraus.
    So demütigend dieses Spiel gewesen war, das sie sich im Bendlerblock mit ihr erlaubt hatten – Marie hatte seit der Nachricht von dem Anschlag der Taliban in Kundus zum ersten Mal wieder das Gefühl, dass sie das Heft in der Hand hatte. Und das war ein großer Fortschritt.
     
    Marie ging sofort hoch in sein Zimmer. Aber Felix schlief schon tief. Der Junge sah zufrieden aus.
    Marie war erleichtert. Sie hatte sich Sorgen gemacht, weil ihr der Bus in Anklam vor der Nase weggefahren war. Fast eine Stunde hatte sie warten müssen.
    Einmal hatte sie versucht, mit dem Handy, das mittlerweile wieder ein Netz hatte, ihre Festnetznummer anzurufen. Sie ließ es etwa eine Minute lang klingeln. Niemand ging ran. Dann fiel ihr ein, dass sie das Telefon stumm geschaltet hatte. Sie hatte verhindern wollen, dass Pia ans Telefon ging, wenn Karl anrief. Auch wenn der sich nur nachts meldete, hatte sie sichergehen wollen.
    Pia saß in der Küche. Sie trank einen Tee. Obwohl sie tagsüber das Haus gehütet und auf den Jungen aufgepasst hatte, benahm sie sich jetzt wieder wie ein Gast. Sie sprach wenig und hatte beide Hände zwischen ihre Oberschenkel gepresst.
    Marie öffnete eine Flasche Wein – komisch, seit Karl desertiert war, hatte sie immer Wein im Haus – und setzte sich mit zwei Gläsern zu Pia an den Tisch.
    »Wie ist es gelaufen?«, fragte Marie.
    »Gut. Wir haben uns prächtig amüsiert.« Pia lachte etwas gezwungen.
    Marie schenkte Wein in die Gläser. Sie schob Pia ein Glas hin. Die beiden Frauen prosteten sich zu.
    »Und bei dir?«, fragte Pia, als sie ihr Glas abgestellt hatte. Marie hatte das Gefühl, dass es sie Überwindung kostete, ihr diese Frage zu stellen.
    Marie wollte Pia nicht alles erzählen. Vielleicht, weil sie sich ein wenig schämte, so naiv gewesen zu sein. Vielleicht aber auch, weil sie sich selbst noch nicht darüber im Klaren war, wie sie auf das, was in Berlin mit ihr geschehen war, reagieren sollte. Vor allem aber, weil Marie niemandem mehr traute. Niemandem.
    Sie war längst die Witwe eines Gefallenen, die sich alleine um alles kümmern musste. Nur dass sie nicht nur für ihren Sohn verantwortlich war, sondern auch für das Leben ihres Mannes.
    »Es war sehr aufschlussreich. Ich habe mit dem Psychologen gesprochen. Er hat mir einiges sagen können, was mir vielleicht weiterhilft.«
    »Ah, ja«, sagte Pia und trank einen großen Schluck Wein. Sie verschluckte sich.
    Marie fragte sich, ob sie die junge Schwedin damit langweilte.
    »Übrigens«, sagte Pia, »Gunter hat sich nicht gemeldet.« Sie klang, als wollte sie das Thema wechseln.
    »Vielleicht morgen«, sagte Marie und nahm Pias Hand.
    Wie unsensibel sie gewesen war. Natürlich wartete die junge Frau auf ein Lebenszeichen ihres Bruders. Marie dachte daran, dass sie das Telefon abgestellt hatte und Pia den ganzen Tag auf einen Anruf von Gunter gewartet hatte.
    Pia reagierte auf Maries Händedruck. Sie lächelte sogar.
    »Er wird sich sicher melden«, sagte Marie. Pia nickte.
    Marie hatte das Gefühl, dass Pia gleich weinen würde. Sie nahm sie in den Arm.
    Pia ließ es geschehen. Marie schien es, dass sie nun ruhiger atmete.
    Marie

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