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Alleingang: Kriminalroman (German Edition)

Alleingang: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Alleingang: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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Transparent hinter sich her. Aber das Flugzeug war noch so weit weg, dass man die Propellergeräusche nur als schwaches Brummen vernahm.
    Marie fixierte das Flugzeug. Es kam langsam näher. Als es einen leichten Bogen beschrieb, konnte Marie das Transparent lesen: KUKIDENT. Wer kam auf die Idee, über dem Strand von Usedom eine Flugzeugwerbung für Zahnprothesenreiniger zu machen? Wahrscheinlich glaubten sie, um diese Jahreszeit hier besonders viele Rentner zu erreichen.
    Der Motor stockte. Der Flieger schien zu sinken, fing sich aber wieder. Doch das Transparent zwirbelte wie eine Luftschlange. Man konnte nur noch KUNT lesen; die restlichen Buchstaben hatten sich zu einem Knäuel verwickelt.
    Als Marie den Blick senkte, sah sie, dass an der Küstenlinie entlang von Süden her ein Mensch auf sie zukam.
    Marie stand auf.
    Es war ein Mann, das sah sie jetzt.
    Der Mann kam schnell näher. Er ging leicht vornübergebeugt – wegen des Windes. Er schien es eilig zu haben. Marie überlegte, ob sie sich in die Dünen zurückziehen sollte. Nicht dass der Wanderer sich mit ihr unterhalten wollte, wenn er sie entdeckte. Das würde Gunter möglicherweise vertreiben.
    Doch bevor sich Marie entschieden hatte, war es auch schon zu spät, sich zu verstecken. Der Mann hatte sie entdeckt. Er kam jetzt auf sie zu. Vielleicht jemand aus Koserow, der sie kannte. Er war jung und schmal. So wie es aussah, auch recht groß.
    Der Mann war Gunter. Er trug blau-weiße Laufschuhe, eine dunkle Sporthose und einen olivgrünen Parka. Er hatte einen Rucksack auf dem Rücken.
    Marie winkte. Er winkte nicht zurück. Dafür schaute er sich um. Er blieb stehen. Erst als er sah, dass niemand ihm von Koserow her folgte, setzte er seinen Weg fort.
    Marie fröstelte. Sie zog die Kapuzenbänder der Jacke zu.
    Jetzt war Gunter nur noch wenige Meter entfernt.
    Er sah nicht gut aus. Eingefallen. Irgendwie erschien er ihr noch dünner geworden zu sein.
    Er lächelte nicht, als er sie begrüßte. Marie sah sofort, dass er nur noch ein Nervenbündel war. Seine Gesichtszüge waren hart geworden. Die Augen lagen dunkel und entzündet in den Höhlen.
    »Wo hast du deine Sachen?«, fragte sie. Es klang, als wollte sie ihn gleich zu seinem Hotel bringen.
    Er machte eine Kopfbewegung über seine Schulter. »Im Rucksack.«
    »Ist das alles?«
    »Mehr konnte ich nicht mitnehmen.« Er schaute sich schon wieder um. Wie ein gehetztes Tier, dachte Marie. Er tat ihr leid.
    Er ließ sich nieder. »Ich muss mich einen Moment ausruhen«, sagte er und legte die Arme auf die Knie und seinen Kopf auf die Arme.
    Marie setzte sich neben ihn. Sie vermied es, ihn zu berühren.
    »Bist du krank?«, fragte sie.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich bin seit Tagen auf der Flucht. Ich schlafe in Wäldern. Meistens tagsüber. Nachts laufe ich. Über Feldwege. Da ist die Gefahr am geringsten, jemandem zu begegnen.«
    »Suchen sie nach dir?«
    »Sie wollen mich ins Gefängnis stecken. Angeblich habe ich mit den Taliban kooperiert.« Er lachte bitter auf. »Jetzt soll ich sogar an dem letzten Anschlag beteiligt gewesen sein.« Er schüttelte kraftlos den Kopf. »So ein Quatsch. Als ob die Taliban einen Angehörigen der Bundeswehr so einfach in ihre Reihen lassen würden.«
    Marie dachte an die Warnungen des Staatssekretärs Seelmann und Ernestos. »Sie haben mir gesagt, du hättest Kontakt mit Aufständischen gehabt.«
    Gunters Kopf schoss hoch. »Das ist Unsinn. Das wissen die auch. Wenn ich zu den Taliban gegangen wäre, hätten die mich auf der Stelle erschossen. Ich war Teil der Bundeswehr. Für die bin ich der Todfeind wie jeder Schütze und jeder Hauptmann. Und was, glaubst du, machen die mit einem christlichen Geistlichen?«
    Marie leuchtete das ein. Aber was war mit Karl? Der sollte doch auch zum Feind übergelaufen sein. Aber er war am Leben geblieben, das wusste sie.
    »Ich habe mich mit Vertretern von Hilfsorganisationen getroffen, die sich um die zivilen Opfer der amerikanischen Militäraktionen kümmern.« Gunter sprach jetzt sehr eindringlich, er betonte jedes Wort.
    Marie sah sich um – aber sie waren immer noch allein in der Bucht.
    »Ich habe das nicht mehr mitmachen können. Diese hirnlose Strategie. Die vielen Toten. Und die Lügerei, wenn wieder mal Zivilisten dran glauben mussten. Deshalb habe ich auch mit Politikern geredet.« Er senkte die Stimme. »Gut, das waren nicht immer Anhänger von Karzai. Das waren auch welche, die die fremden Soldaten sofort rausschmeißen würden,

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