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Alleingang: Kriminalroman (German Edition)

Alleingang: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Alleingang: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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weiblich: Ihre Rundungen waren nur schwach entwickelt, aber sie wirkten harmonisch. Marie schaute die schlafende Frau an, die die Nacht in ihren Armen verbracht hatte.
    Sie stand vor dem Bett, mit dem Tablett in der Hand, der Kaffeeduft stieg ihr in die Nase, und sie versuchte, sich darüber klar zu werden, was das alles zu bedeuten hatte.
    Marie hatte keine Freundin. Vor allem nicht so eine wie Pia. Deren Nähe tat ihr gut. Dass Pia die Nacht in ihrem Bett verbracht hatte, machte ihr keine Schwierigkeiten. Es war nicht so wie damals mit Gunter. Der hatte für Felix eine Bedrohung dargestellt. Sie hätte dem Jungen das ersparen müssen.
    Mit Pia war das anders. Die mochte Felix. Das machte es einfacher für Marie. Sie musste auch Karl gegenüber kein schlechtes Gewissen haben. Pia war eine Frau – und kein Mann. Aber das interessierte Karl momentan sowieso nicht.
    Marie stellte das Tablett neben das Bett auf den Boden.
    Sie beugte sich über Pia und küsste sie auf die Wange.
    Pia legte ihre Hand in Maries Nacken und zog sie an sich. Sie küsste Marie auf den Mund. Ihr Kuss war warm und feucht. Das tat sie alles mit geschlossenen Augen.
    Marie ging auf die Knie. Sie wäre gerne noch mal ins Bett gekrochen – aber das ging zu weit.
    Das Telefon läutete. Ausgerechnet jetzt.
    »Bin gleich wieder da«, flüsterte Marie und lief hinunter.
    Sicher war das wieder jemand aus Berlin. Die würden keine Ruhe geben, dessen war Marie sich sicher. Sie meldete sich schlecht gelaunt.
    »Marie, bist du’s?«
    Das war nicht Karl. Marie brauchte eine Weile. Die Stimme war ihr nicht fremd, aber sie konnte sie nicht zuordnen.
    »Ich bin auf der Insel. Aber ich sage jetzt nicht, wo. Wer weiß, wer alles zuhört.«
    Das war Gunter. Pias Bruder. Endlich. Er war am Leben. Und er war in der Nähe.
    »Ich würde ungern gleich zu dir kommen. Sie waren doch schon bei dir, oder? Sicher waren sie auch bei dir.«
    Gunter redete sehr schnell. Als würde ihm die Zeit davonlaufen. Wie Karl bei seinen nächtlichen Anrufen.
    Marie räusperte sich. »Deine Schwester ist bei mir.«
    »Pia? Schon. Gut, dann müssen wir uns was überlegen. Ich hoffe, dass sie dich nicht abhören.«
    »Das tun sie nicht.« Sie konnte Gunter jetzt nicht von der Wanze erzählen, die nicht funktioniert hatte.
    »Wir müssen uns bald treffen. Ich will meine Schwester sehen. Und ich muss weg hier.«
    So schnell hatte Marie nicht damit gerechnet, dass Gunter sich meldete.
    »Sag, kennst du eine Stelle, wo wir drei uns sehen können? Ein Platz, wo niemand hinkommt. Etwas Abgelegenes.«
    Einerseits wollte Marie Gunter helfen. Andererseits wollte sie nicht, dass alles Hals über Kopf ging. »Ja, es gibt da eine Stelle, wo Karl gerne hinging. Etwa zwei Kilometer von hier entfernt. In Richtung Norden. Es ist ziemlich abgelegen. In der Nähe vom Forsthaus Damerow. Man kommt nur zu Fuß hin.«
    »Das klingt gut«, sagte Gunter aufgeräumt.
    Marie erklärte ihm, wie er zu der Bucht kam.
    »Wann?«, fragte Gunter.
    »Felix ist noch in der Schule. Ich müsste ihn erst unterbringen, dann …«
    Gunter unterbrach sie ungeduldig. »Sagen wir, um drei. Bitte, achte darauf, dass niemand dir folgt! Wenn das der Fall ist, gehst du in die entgegengesetzte Richtung. Ich melde mich dann später telefonisch noch mal.«
    Marie versprach es. »Willst du nicht noch eine Weile auf der Insel bleiben?«, fragte Marie.
    »Warum das denn?«
    Marie kam sich etwas albern vor. »Gut. Um drei.«
    Sie legte auf. Als sie sich umwandte, erschrak sie.
    Pia stand auf der Treppe. Wie ein Gespenst. Sie hatte sich in das Bettlaken eingewickelt. »Wer war das?«
    »Dein Bruder.«
    »Oh«, sagte Pia, drehte sich um und lief nach oben.
    Marie setzte sich an den Küchentisch und wartete.
    Pia erschien mit dem Tablett. Sie hatte ihr T-Shirt und den Slip angezogen und war in Karls alte Pantoffeln geschlüpft, die ihr viel zu groß waren. Sie musste aufpassen, dass sie beim Hinabsteigen nicht hinfiel.
    Die beiden Frauen saßen in der Küche und tranken Kaffee. Lange redeten sie nichts. Dann sagte Pia: »Es geht ihm also gut.« Marie fiel auf, dass sie bleich geworden war. Ging es ihr nicht gut?
    »Ja, er ist wohlauf. Er will sich heute um drei mit uns treffen.«
    Pia entgegnete nichts. Ihre Hand zitterte, als sie die Tasse zum Mund führte.
    Marie tätschelte Pias andere Hand, die ruhig, aber etwas angespannt neben dem Tablett auf dem Tisch lag. »Ist doch gut. Jetzt weißt du wenigstens Bescheid.«
    »Stimmt«, sagte Pia.

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