Alleinstehender Psychopath sucht Gleichgesinnte
zum Essen aus, kommen zurück und entspannen uns.« Sie lächelte.
»Entspannen auf welche Weise?«
»Auf die beste.«
»Oooh, ich glaube, das bringe ich in meinem Terminplan noch unter.« Ich ergriff einen imaginären Kalender. »Mal sehen … nachdem ich von einem wild gewordenen Keiler malträtiert wurde und bevor mich ein Hurrican wegfegt, habe ich noch etwas Zeit. Klingt das gut?«
»Klingt wunderbar. Wie wär’s, wenn wir bei
Hugo’s
reservieren?«
Hugo’s
zählte zu den nobelsten Restaurants in Chamber, ein Laden von solchem Kaliber, dass die Salatgabeln eine andere Größe aufwiesen als die Gabeln für das Hauptgericht. »Können wir uns das denn leisten?«, fragte ich.
»Natürlich nicht.«
»Prima.«
* * *
Während wir zu
Hugo’s
fuhren, legten wird die Grundregeln für den Abend fest. Wir würden nicht über Arbeit, Kinder, Entführungen oder fünffache Enthauptungen reden. Beim Salat unterhielten wir uns dreiundzwanzig Sekunden über Politik, einundvierzig Sekunden über neu anlaufende Filme und achtzehn Minuten und fünfzehn Sekunden über Sex. Wir waren uns darin einig, dass es sich bei Letzterem um etwas handelte, was man an diesem Abend durchaus betreiben sollte.
Obwohl wir so leise wie möglich sprachen, überraschte mich, dass Helen bereit war, eine solche Unterhaltung in einem gut besuchten Restaurant zu führen. In der Regel fühlte sie sich äußerst unbehaglich dabei, über derlei Dinge zu reden. Und sie errötete wie nie zuvor, doch das hielt sie nicht davon ab, Stellungen und Handlungen zu beschreiben. Als sie anfing, von Zuschauern zu reden, ließ ich vor Verblüffung die Gabel fallen und bespritzte mein Hemd mit Dressing.
»Das war ein Scherz, Liebling!«, stieß sie durch ihr Gelächter hervor.
»Ich weiß«, log ich und wischte mich mit einer Serviette ab. »Ich bin bloß nicht daran gewöhnt, dass sich mein unschuldiges Frauchen so benimmt.«
Sie grinste, verengte die Augen und begann, den nächsten Bissen Salat auf langsame, sinnliche Weise zu essen. Na ja, zumindest versuchte sie es. Ich meine, es war eine Gabel voll Salat – kein besonders erotisches Rohmaterial, mit dem sie arbeiten konnte. Andererseits hätte sie sich an dieser Stelle vermutlich zu Boden fallen lassen und einen Hühnerknochen aufbeißen können, und es hätte mich trotzdem angemacht.
Wir ließen den Nachtisch aus und eilten zum Auto. Ich hatte etwas Mühe, den Schlüssel ins Schloss zu stecken, weigerte mich jedoch, dies als Omen zu deuten. Als ich den Motor startete, beugte sich Helen herüber und knabberte an meinem Ohr.
»Lass uns irgendwohin fahren, um Spaß zu haben«, schlug sie vor. »Such einen Ort, wo wir uns wie Teenager aufführen können.«
Mein erster Gedanke war eine hübsche Hügelkuppe, von der aus wir eine prachtvolle Aussicht auf die Lichter der Stadt genießen könnten, während wir einander befummelten. Allerdings gibt es in Florida nicht viele Hügel. Dafür gibt es jede Menge Strände, außer man befindet sich in Chamber, das gute zwei Stunden von jeglichem Sand entfernt lag. Sümpfe waren zuhauf vorhanden, aber nicht besonders romantisch.
Dann hatte ich eine Idee.
Eine Viertelstunde später parkten wir hinter dem
Chamber Planetarium
. Es handelte sich um ein großes Metallgebäude mit aufgemalten weißen Sternen, die unter Beleuchtung zu funkeln schienen. Nicht so romantisch wie echte Sterne, aber in einer bewölkten Nacht wie dieser auch nicht übel.
Ich stellte den Motor ab und beugte mich sofort zu Helen, um sie zu küssen. Meine begierige Leidenschaft wurde kurzzeitig vom jähen Ziehen meines noch geschlossenen Sitzgurts unterbrochen. Ich fühlte mich wie ein Idiot, doch das war in Ordnung, denn Helen wollte, das wir uns wie Teenager aufführten, und ich hatte mich in jenen Jahren viele Male wie ein Idiot gefühlt.
Wir befreiten uns von den Sicherheitsgurten, schlangen sogleich die Arme umeinander und begannen, einander zu küssen. Sie schob mir die Zunge in den Mund, ich ihr. Unsere Zungen klatschten einige Male gegeneinander, dann kehrten sie in die jeweiligen Herkunftsmünder zurück.
»Wir brauchen Musik«, befand Helen. Ich drehte den Schlüssel im Zündschloss und schaltete das Radio ein.
»Gonna bitch slap yo’ momma, gonna bitch slap yo’ sister, gonna bitch slap yo’ ho…«
Ich drückte den Sendersuchlauf, fand jedoch nur Werbung, Talkshows und religiöse Predigten.
»Was für eine Kassette ist denn eingelegt?«, fragte Helen. Ich drückte die
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